Kevin Kuranyi hat sich seine weitere Zukunft in der Nationalmannschaft verbaut und wurde von Jogi Löw geschasst. Der Auslöser dazu ereignete sich am Samstagabend, kurz nachdem Lukas Podolski und Michael Ballack für die DFB-Elf eine 2:0-Führung gegen Russlands "Sbornaja" herausgeschossen hatten. Während der Großteil der 64.400 Zuschauer im Dortmunder Stadion zur Halbzeit gespannt auf die zweiten 45 Minuten wartete, verließ Kuranyi gefrustet den Schauplatz. Vor dem Spiel hatte der Bundestrainer ihm mitgeteilt, dass er nicht im 18er-Kader für die Partie steht, sondern gemeinsam mit Vereinskollege Jermaine Jones auf der Tribüne Platz zu nehmen habe.
Nach dem eigenmächtigen Verschwinden stellte das DFB-Gespann dem 26-Jährigen zunächst ein Ultimatum und versuchte mehrfach ihn telefonisch zu erreichen. Als das erfolglos blieb und Kuranyi auch zur Trainingseinheit am Sonntag nicht erschien, erklärte Löw: "So wie Kevin reagiert hat, kann ich das nicht akzeptieren und werde ihn deshalb in Zukunft nicht mehr für die Nationalmannschaft nominieren."
Kuranyi und die Nationalmannschaft
Für Kuranyi war das Thema Nationalelf immer schon ein zweischneidiges Schwert gewesen. Trotz der akzeptablen Quote von 19 Treffern in 52 Spielen, lag es wohl an der fehlenden Konstanz, dass er nie für die Stammelf gesetzt war. Während sich Miroslav Klose als WM-Torschützenkönig von 2006 solche Durststrecken leisten darf, erhielt der Schalker deutlich weniger Einsatzzeiten. Auch wenn Kuranyis Handlung am Samstag sicherlich aus dem Affekt heraus geschah, so hat der Frust seine Gründe. Bereits vor zwei Jahren vor der WM im eigenen Land wurde Kuranyi überraschend aus dem Kader gestrichen - eine bittere Pille für jeden Profi. Aber Kuranyi spielte sich zurück in die Mannschaft, anders als zum Beispiel der Ex-Bremer Patrick Owomoyela. Trotzdem wurde ihm auch bei der EM 2008 kaum die Gelegenheit gegeben, sich zu zeigen.
Nutella beim DFB
Was als die "jungen Wilden" begann und bei Fans und Medien wegen diverser Werbeclips zur "Nutella-Fraktion" wurde, steht jetzt vor dem Ende. Das ursprüngliche Herzstück aus Arne Friedrich, Tim Borowski, Marcell Jansen, Andreas Hinkel und eben Kuranyi ist gesprengt. Einzig der Herthaner Friedrich kann einigermaßen regelmäßige Einsätze aufweisen, auch wenn seine Konkurrenz auf der rechten Seite mit Fritz und Westermann größer geworden ist. Borowski wurde zuletzt auch nach auskurierter Verletzung nicht berufen, Jansen versucht in der Liga beim Hamburger SV neu auf sich aufmerksam zu machen, Hinkel ist fast aus dem Blickfeld verschwunden.
Ein Problem für die Mannschaft ist das indes nicht. Mit Klose, Podolski, Gomez und dem formstarken Helmes stehen genügend Alternativen bereit. Dazu könnten junge Spieler wie Aaron Hunt oder Ashkan Dejagah aus der U21 hochgezogen werden. Beide sind allerdings keine "echten Spitzen", sondern kommen eher aus dem Mittelfeld. Findet Oliver Neuville zu alter Form zurück, ist auch der Routinier eine Alternative. Die nächste Nominierung Löws darf mit Spannung erwartet werden.
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kicker
Spiegel Online
Sonntag, 12. Oktober 2008
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