Juli: Deutschland ist wieder wer! Zwar nicht Europameister, dafür aber Schauplatz des Weltrekords für die größte Comedy-Show aller Zeiten. Am 12. Juli schauen sich 70.000 Menschen den Komiker Mario Barth im Olympiastadion in Berlin an. Im Vorfeld seines Programms „Männer sind primitiv, aber glücklich“ treten die musikalischen Kommerz-Wunder von Culcha Candela und die Band Silbermond auf und sorgen für eine Show von in der Branche unbekanntem Ausmaß. Dort, wo zwei Jahre zuvor Zinedine Zidane seine Karriere unrühmlich beendete, wird der damals 35-Jährige zum „Kalauerkönig“ (Süddeutsche). Die Diskussion darüber, ob das nun eine Ehre ist oder nicht, wollen wir an dieser Stelle nicht vertiefen.
August: Ein Wasserwürfel und ein Vogelnest stehen im August unter besonderer Beobachtung. Gemeint sind die beiden wichtigsten Wettkampfstätten der Olympischen Sommerspiele in Peking, die Schwimmarena und das Leichtathletikstadion. Die Chinesen überzeugen sportlich mit einem klaren Sieg im Medaillenspiegel und künstlerisch mit atemberaubenden Shows - zumindest bei letzteren stellt sich später heraus, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Unterschwellig sind Dopingvorwürfe gegen die Gold-Gewinner der Gastgeber, aber auch gegen den Schwimmkönig Michael Phelps (USA/achtmal Gold) und Sprinter-Star Usain Bolt aus Jamaika, ein Thema. Für großen Protest sorgte bereits im Vorfeld der Spiele die Internet-Zensur der chinesischen Regierung.
Oktober: Die SPD wählt den aktuellen Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2009. Zusammen mit der Rückkehr von Franz Müntefering wird so der eher rechte Flügel der Partei gestärkt. Die Hoffnung liegt auf dem derzeit beliebtesten SPDler und ehemaligen Schröder-Unterstützer - kennen tun ihn die Deutschen jedoch kaum. Nach der Demission von Kurt Beck ist die Entscheidung zu Steinmeiers Gunsten nur noch Formsache, da es der SPD an Identifikationsfiguren mangelt. Man kann gespannt sein, wie sich der 52-Jährige im Wahlkampf positionieren wird.
November: 45 Jahre nachdem Dr. Martin Luther King in Washington D.C. seine berühmte Rede zur Gleichstellung aller Hautfarben hielt, jubelt die Welt zwei jungen schwarzen Männern zu, die ganz oben angekommen sind. Zunächst wird der Brite Lewis Hamilton in seinem zweiten Jahr in der Formel 1 Weltmeister des größten Rennzirkus. Während er im Vorjahr im letzten Rennen einen Vorsprung noch herschenkte, entschied er den Wettbewerb 2008 in buchstäblich der letzten Kurve für sich. Er ist mit 23 Jahren der jüngste Weltmeister der F1. Wenige Tage später wählen die Bürger der Vereinigten Staaten Barack Obama zum ersten farbigen Präsidenten ihrer Geschichte. Der 46-jährige Demokrat erreicht einen Erdrutschsieg gegen den Vietnam-Veteranen John McCain. Weltweit, besonders in Europa und dem Herkunftsland von Obamas Vater, Kenia, wird das Ergebnis frenetisch bejubelt.
Dezember: In Passau wird der Polizeidirektor der Stadt, Alois Mannichl, von Rechtsextremisten vor seinem Reihenhaus niedergestochen. Der 52-jährige wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, wo er sechs Tage bleiben muss. Bei seiner Entlassung zeigt er sich selbstbewusst und kündigt an: "Ich glaube es ist wichtig, dass wir beweisen, dass wir uns von diesen Rechtsextremisten nicht einschüchtern lassen". Unterdessen wird bundesweit eine neue Debatte zum Verbot der NPD losgetreten. Zu einem neuerlichen Verbotsverfahren kommt es jedoch nicht.
Die Hingesehen-Autoren wünschen allen Lesern einen guten Rutsch und ein frohes Jahr 2009!
1 Kommentar:
Bekannt durch Herumprollen. Viele meiner Arbeitskollegen (als ich ein Ausbildung zur Elektronikerin machte) hätten Mario Barth sein können. Die sind nur nicht drauf gekommen ihre doofen Kalauer auf Bühnen zu präsentieren.
Da ich leicht zu erheitern bin haben sie mich manchmal erheitert. Ausserdem kannten sie alle doofen Lieder die auf Mallorca gespielt werden. Ob Mario Barth die auch kennt?
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