Das Gerangel im partei-internen Wahlkampf der Demokraten zwischen Barack Obama und Hillary Clinton ist noch nicht ganz vergessen, da verkündet der "President elect" vor wenigen Tagen die Zusammenstellung seines Teams für die Außenpolitik. Wie zuvor bereits spekuliert wurde, steht an dessen Spitze ausgerechnet die 61-jährige ehemalige Rivalin. Zusammen mit der Entscheidung den bisherigen Verteidigungsminister Robert Gates im Amt zu lassen, stellt sich die Frage, ob dies bereits erste Dämpfer für die Obamania sind - noch bevor seine Amtszeit überhaupt begonnen hat.
Hillary Clinton und Barack Obama führten lange einen erbitterten Zweikampf um die Nominierung für die Präsidentschaftswahl Anfang November. Unter anderem warf die ehemalige "First Lady" Obama vor, er sei außenpolitisch zu unerfahren. Daraufhin erwiderte dieser, Clinton habe bei den Staatsreisen mit ihrem Mann ja höchstens "mit den Staatschefs Tee getrunken". Der zentrale Unterschied schien lange die Haltung zum Irak-Krieg zu sein. Während Clinton die Invasion unterstützte, hatte Obama nicht dafür gestimmt. Nun also ist Clinton offiziell als Außenministerin der USA nominiert worden und Obama versichert: "Sie hat mein volles Vertrauen".
Der neue alte Verteidigungsminister heißt Robert Gates. 26 Jahre arbeitete er für die CIA, später für den Nationalen Nachrichtendienst. 2006 wurde er von George W. Bush zum Nachfolger des zurückgetretenen Donald Rumsfeld ernannt. In den 70er-Jahren promovierte Gates in russischer und sowjetischer Geschichte. Seine schon 1996 erschienenen Memoiren tragen den Titel "From the Shadows: The Ultimate Insider's Story of Five Presidents and How They Won the Cold War".
Das denkt der Hofnarr: Grundsätzlich ist die Entscheidung, Clinton als zweitstärkstes Glied der Demokratischen Partei in die Regierung zu berufen, zu begrüßen. Es ist im Wohle der Bevölkerung, wenn nicht nach persönlichen Differenzen, sondern Kompetenz entschieden wird. Dabei muss eine gemeinsame politische Linie allerdings Priorität genießen, was nach dem Vorwahlkampf zumindest in Detailfragen anzuzweifeln ist. Die Frage, wie das "Irak-Problem" angegangen wird, wird eine der spannendsten in den ersten Regierungsmonaten unter Obama sein. Ein Konsens - und kein fauler Kompromiss - ist hier dringend erforderlich.
Schaut man zusätzlich auf die Wahl des Verteidigungsministers, dürften einige der Obama-Wähler überrascht sein. Robert Gates' Vita klingt so gar nicht nach dem von Obama propagierten "change", sondern eher nach einem Relikt des Kalten Krieges.
Da bleibt dem Beobachter der Szene nur eines: Abwarten und Tee trinken - wenn auch nicht mit internationalen Staatschefs...
Weiterführende Links:
Team aus Rivalen? - FAZ
Clintons Berufung - Die Zeit
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Mittwoch, 3. Dezember 2008
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1 Kommentar:
Dieser Artikel bringt es wirklich auf den Punkt und ist flüssig und sehr eingängig zu lesen. Weiter so!!
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