Dienstag, 30. Dezember 2008

Erinnert Ihr euch an 2008? (Teil 2)

Pünktlich zum Jahresausklang zeigen wir Euch den zweiten Teil des Hingesehen-Jahresrückblicks. Auch wenn die Monate Juli bis Dezember noch etwas frischer im Gedächtnis sein mögen, ist in diesem Zeitraum eine Menge Bemerkenswertes passiert. Zudem wagen wir einen ersten kleinen Ausblick auf 2009. Das war Teil 1!

Juli: Deutschland ist wieder wer! Zwar nicht Europameister, dafür aber Schauplatz des Weltrekords für die größte Comedy-Show aller Zeiten. Am 12. Juli schauen sich 70.000 Menschen den Komiker Mario Barth im Olympiastadion in Berlin an. Im Vorfeld seines Programms „Männer sind primitiv, aber glücklich“ treten die musikalischen Kommerz-Wunder von Culcha Candela und die Band Silbermond auf und sorgen für eine Show von in der Branche unbekanntem Ausmaß. Dort, wo zwei Jahre zuvor Zinedine Zidane seine Karriere unrühmlich beendete, wird der damals 35-Jährige zum „Kalauerkönig“ (Süddeutsche). Die Diskussion darüber, ob das nun eine Ehre ist oder nicht, wollen wir an dieser Stelle nicht vertiefen.

August: Ein Wasserwürfel und ein Vogelnest stehen im August unter besonderer Beobachtung. Gemeint sind die beiden wichtigsten Wettkampfstätten der Olympischen Sommerspiele in Peking, die Schwimmarena und das Leichtathletikstadion. Die Chinesen überzeugen sportlich mit einem klaren Sieg im Medaillenspiegel und künstlerisch mit atemberaubenden Shows - zumindest bei letzteren stellt sich später heraus, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Unterschwellig sind Dopingvorwürfe gegen die Gold-Gewinner der Gastgeber, aber auch gegen den Schwimmkönig Michael Phelps (USA/achtmal Gold) und Sprinter-Star Usain Bolt aus Jamaika, ein Thema. Für großen Protest sorgte bereits im Vorfeld der Spiele die Internet-Zensur der chinesischen Regierung.


September: Wie dumm ist eigentlich die KfW? Diese Frage stellen sich im September wohl viele Menschen. Das Kreditinstitut für Wiederaufbau überweist nämlich der Investmentbank Lehman Brothers kurz vor ihrer Pleite 300 Millionen Euro. Das traditionsreiche Unternehmen ist eines der ersten Opfer der Finanzkrise, die nicht vom amerikanischen Staat gerettet werden. Sie muss in die Insolvenz gehen, allerdings übernimmt die Bank Barclays große Teile der Infrastruktur aus der Insolvenzmasse. Japans größtes Brokerhaus, Nomura Holdings, kauft am 22. September das Asiengeschäft sowie die Investmentbanksparte von Lehman Brothers in Europa und im Nahen Osten. Für deutsche Anleger ist diese Pleite besonders schmerzhaft, da viele Bankkunden im Besitz von Lehman-Zertifikaten waren. Diese drohen nun leer auszugehen. Einige Anleger legen Klage gegen die beratenden Banken ein.

Oktober: Die SPD wählt den aktuellen Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im Herbst 2009. Zusammen mit der Rückkehr von Franz Müntefering wird so der eher rechte Flügel der Partei gestärkt. Die Hoffnung liegt auf dem derzeit beliebtesten SPDler und ehemaligen Schröder-Unterstützer - kennen tun ihn die Deutschen jedoch kaum. Nach der Demission von Kurt Beck ist die Entscheidung zu Steinmeiers Gunsten nur noch Formsache, da es der SPD an Identifikationsfiguren mangelt. Man kann gespannt sein, wie sich der 52-Jährige im Wahlkampf positionieren wird.

November: 45 Jahre nachdem Dr. Martin Luther King in Washington D.C. seine berühmte Rede zur Gleichstellung aller Hautfarben hielt, jubelt die Welt zwei jungen schwarzen Männern zu, die ganz oben angekommen sind. Zunächst wird der Brite Lewis Hamilton in seinem zweiten Jahr in der Formel 1 Weltmeister des größten Rennzirkus. Während er im Vorjahr im letzten Rennen einen Vorsprung noch herschenkte, entschied er den Wettbewerb 2008 in buchstäblich der letzten Kurve für sich. Er ist mit 23 Jahren der jüngste Weltmeister der F1. Wenige Tage später wählen die Bürger der Vereinigten Staaten Barack Obama zum ersten farbigen Präsidenten ihrer Geschichte. Der 46-jährige Demokrat erreicht einen Erdrutschsieg gegen den Vietnam-Veteranen John McCain. Weltweit, besonders in Europa und dem Herkunftsland von Obamas Vater, Kenia, wird das Ergebnis frenetisch bejubelt.

Dezember: In Passau wird der Polizeidirektor der Stadt, Alois Mannichl, von Rechtsextremisten vor seinem Reihenhaus niedergestochen. Der 52-jährige wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, wo er sechs Tage bleiben muss. Bei seiner Entlassung zeigt er sich selbstbewusst und kündigt an: "Ich glaube es ist wichtig, dass wir beweisen, dass wir uns von diesen Rechtsextremisten nicht einschüchtern lassen". Unterdessen wird bundesweit eine neue Debatte zum Verbot der NPD losgetreten. Zu einem neuerlichen Verbotsverfahren kommt es jedoch nicht.

Die Hingesehen-Autoren wünschen allen Lesern einen guten Rutsch und ein frohes Jahr 2009!

Montag, 29. Dezember 2008

Erinnert Ihr euch an 2008? (Teil 1)

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und auch Hingesehen will sich nicht ohne Jahresrückblick aus 2008 verabschieden. Bei der Auswahl der Themen haben wir allerdings darauf geachtet, nicht ausschließlich dem "mainstream" zu folgen, sondern eine eigene Auswahl zu treffen. So tauchen etwa die Namen Angelina Jolie oder Matthias Steiner nicht auf, dafür erinnern wir an Geschehnisse, die nicht unbedingt mehr präsent sind. In zwei Teilen präsentieren wir Euch Bemerkenswertes aus den Bereichen Gesellschaft und Politik.

Januar: Der australische Schauspieler und Frauenschwarm Heath Ledger stirbt unter zunächst strittigen Umständen im Alter von 28 Jahren in New York. Später geht die Polizei von einem Unfall bei der gleichzeitigen Einnahme von sechs Medikamenten aus. Im Laufe des Jahres erhält Ledger bei Fans und Medien nahezu Legenden-Status. Wieder einmal scheint sich zu bestätigen, dass der frühe Tod zu mehr Popularität führt. Mit seiner letzten Rolle als "Joker" in "Batman - The Dark Knight", begeistert er die Massen. Der Film spielt nicht zuletzt durch den Hype um den eigentlichen Antagonisten fast eine Milliarde US-Dollar ein und wird damit einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.

Februar: Die Ende der 1990er-Jahre vom Krieg geplagte Region Kosovo erklärt am 17. Februar 2008 seine Unabhängigkeit von serbischem Territorium - knapp neun Jahre nach der Errichtung eines UN-Protektorats, das für relative Ruhe im Krisengebiet sorgte. Hauptstadt des von etwa 2 Millionen Menschen bevölkerte Landes ist Pristina, als offizielle Währung gilt der Euro, auch wenn der Kosovo nicht Teil der Europäischen Währungsunion ist. Die Unabhängigkeitserklärung wird unter anderem von 20 EU-Staaten, darunter mit Ausnahme Serbiens alle Länder des ehemaligen Jugoslawien, sowie den USA anerkannt.

März: In deutschen Müllverbrennungsanlagen wird italienischem Müll der Garaus gemacht. Nachdem sich zu Jahresbeginn die Abfälle der Neapolitaner in den Straßen der drittgrößten Stadt Italiens stapelten, wurden Teile davon nach Deutschland transportiert, um Abhilfe zu schaffen. Das Problem: Die Camorra, organisierte Wirtschaftskriminelle, verdienen am chaotischen Zustand in Neapel, weshalb ein erneutes Aufkommen nicht ausgeschlossen ist. Als Folge der Verschmutzungen gingen die Touristenzahlen stark zurück und der Boden wurde durch Sondermüll verseucht.

April: Der Müll ist weg, ein anderer bleibt: Silvio Berlusconi wird zum dritten Mal zum italienischen Ministerpräsidenten gewählt. Mit einem Privatvermögen von über neun Milliarden US-Dollar ist der Besitzer mehrerer TV-Stationen und des AC Mailand eine Ausnahmeerscheinung in der europäischen Spitzenpolitik. Mit der von ihm gegründeten Partei "Forza Italia" betreibt er eine konservative, wirtschafts-liberale und nach eigenen Angaben "anti-kommunistische" Politik. Mit seinen einfachen Wahlslogans ("Eine Million Arbeitsplätze") und der medialen Macht steht er oft in der Kritik, zu große Kontrolle über das politische Geschehen zu haben.

Mai: Acht Jahre nachdem sie in der TV-Show "Popstars" gecastet wurden und fünf Jahre nach einer zwischenzeitlichen Auflösung treten die "No Angels" für Deutschland beim Eurovision Song Contest an. Wie viele ihrer Vorgänger scheitern sie kläglich: Am Ende steht ein enttäuschender 23. Platz bei 25 Teilnehmern. Doch auch der Wettbewerb an sich hat nicht mehr die Strahlkraft früherer Jahre, als er noch Grand Prix d'Eurovision hieß. Die Lieder genügen weder künstlerischem noch kommerziellem Anspruch - oder erinnert Ihr euch an den Sieger 2008? Es war der russische Interpret Dima Bilan mit dem Song "Believe"...

Juni: Zum ersten Mal seit Simbabwes Staatsoberhaupt Robert Mugabe 1980 ins Amt kam verliert der mittlerweile 84-Jährige eine Wahl, rettet sich aber durch Wahlmanipulationen in eine Stichwahl gegen Oppositionsführer Morgan Tsvangirai. Wegen extremer Angriffe auf Oppositionelle tritt Tsvangirai schließlich zurück. Auf internationalen Druck hin nehmen die beiden Gegner die Verhandlungen aber wieder auf und einigen sich am 15. September auf eine Machtteilung. Die Präsidenten-Stichwahl hatte Mugabe zuvor als einziger Kandidat mit 85,5 Prozentpunkten gewonnen. Von der Hoffnung auf Frieden und Demokratie ist mittlerweile aber nicht mehr viel übrig: Tsvangirai ist nach weiteren Angriffen geflohen, die Bevölkerung leidet weiter unter der Cholera-Epidemie und der andauernden Wirtschaftskrise mit Hyperinflation. Simbabwe verfällt ins Chaos.

Der zweite Teil unseres Jahresrückblicks folgt zu Silvester!

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Gottesdienst nur für Kirchensteuerzahler?

Auch wieder keinen Platz in der Kirche bekommen? Und das obwohl ihr immer brav eure Kirchensteuer zahlt? Da will man mal einmal im Jahr in die Kirche und dann ist das Gotteshaus bis oben hin voll mit Weihnachtsgläubigen, als solche werden Kirchgänger bezeichnet, die genau einmal im Jahr in ihre Gemeinden pilgern – und zwar an Heiligabend.


Da klingt doch der Vorschlag einiger Abgeordneter aus CDU und FDP geradezu verlockend. Am heiligen Abend sollen nur noch Menschen in die Kirche gelassen werden, die auch die Kirchensteuer bezahlen. So würde man die ganzen Weihnachts-Eintagsfliegen aussortieren und jeder ehrliche Gläubige hätte quasi eine Platzreservierung - genau wie im Restaurant. Also Gottesdienst an Weihnachten nur noch für Ausgewählte? Wohl nicht, denn die Kirche erteilte dem Vorstoß sofort eine Absage.

Für Paul-Gerhard Stamm, Superintendent der Evangelischen Kirche in Dortmund-Mitte, ist es völlig unvorstellbar, Sitzplätze zu vergeben. „Gottesdienste sind Einladungen zu offenen Veranstaltungen“, so der Dortmunder gegenüber dem WAZ-Portal "DerWesten". „Wir freuen uns über jeden, der kommt und sind gar nicht ärgerlich, wenn die Kirche rappelvoll ist.“

Der Hofnarr denkt, dass man an Heiligabend doch einfach Eintrittskarten für die Kirche verkaufen könnte. 6 Euro Vorkasse und 9 Euro Abendkasse, für Studenten natürlich umsonst. Wer keine bekommt, hat Pech gehabt. So würde der Markt die Situation lösen. Familienväter würden à la iPhone-Wochen vorher vor dem Pfarrbüro campen, um eine Karte zu bekommen und der Schwarzmarkt vor der Kirche an Heiligabend würde brummen. Die Gemeinden nähmen bestimmt mehr ein, als durch ihre Klingelbeutel. Aber der Papst hat ja nunmal nicht Wirtschaft, sondern Theologie studiert. Somit werden die Gotteshäuser auch weiterhin nur einmal im Jahr aus allen Nähten platzen.

Auch wenn ihr keinen Sitzplatz bekommen habt oder erst gar nicht in die Kirche gegangen seid, wünscht euch Hingesehen Frohe Weihnachten!

Montag, 22. Dezember 2008

Schäfer-Gümbel und die Reichen

Wenn man eine Wahl als Politiker eigentlich schon verloren hat, bleibt einem immer noch der Griff in die linke oder rechte Populismuskiste. So geschehen jetzt auch beim hessischen SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel. Er fordert eine Zwangsleihgabe der „Reichen“ der Bundesrepublik an den Staat. Danach sollen Wohlhabende mit einem Geld- und Immobilienvermögen von mehr als 750.000 Euro verpflichtet werden, dem Staat zwei Prozent ihres Vermögens für 15 Jahre zu leihen. Angesetzt wird dabei ein Zinssatz von maximal 2,5 Prozent.


Eine solche „staatliche Zwangsanleihe“ wäre laut Schäfer-Gümbel ein „schnell wirksames Instrument, um zusätzliches Geld für die Bewältigung der Wirtschaftskrise zu mobilisieren“. Natürlich treffe dieser Vorschlag nur die reiche Bevölkerung. Schnell verlässt in diesem Zusammenhang das große Wort der Sozialdemokratie, „Gerechtigkeit“, den Mund des SPD-Mitglieds. Wer ihn mal live erleben möchte, sollte sich einfach den You-Tube-Channel des Politikers angucken. Er ist übrigens der erste deutsche Volksvertreter, der diesen modernen Weg à la Obama geht.

In Berlin dagegen stößt der Vorstoß des Nobody auf wenig bis gar keine Zustimmung. „Gehen Sie mal davon aus, dass es Gründe gibt, dass niemand in der Bundesregierung auf dieses Instrument gekommen ist“, sagt Vizeregierungssprecher Thomas Steg am Montag in einer Bundespressekonferenz. Auch das Bundesfinanzministerium bleibt kühl und verweist auf das geplante Konjunkturpaket im Januar. Es sei daher sinnlos, einzelne Vorschläge vorab zu bewerten.

Nehmen wir doch trotzdem einmal an, die Forderung von Schäfer-Gümbel hätte auch nur geringe Chancen auf eine reale Umsetzung. Familien, die ein eigenes großes Haus besitzen und vielleicht noch ein wenig für das Alter angespart haben, kommen sicher schnell auf die Summe von 750.000 Euro. Zumal unklar ist, wie Immobilien bewertet würden. Eine solche Familie würde man nicht als sehr reich bezeichnen, sicherlich als wohlhabend und gut situiert, aber die wirkliche Oberschicht fängt doch erst später an.

Diese Familie also würde nun verpflichtet werden, zwei Prozent ihres Vermögens von 750.000 Euro dem Staat zu leihen. Das entspräche 15.000 Euro. So viel Geld hat aber nun mal nicht jede Familie als liquide Mittel zur Verfügung. Also was tun? Das Haus verkaufen? Die Altersvorsorge anbrechen? Oder einfach einen Kredit aufnehmen? Der Zinssatz der Leihgabe, 2,5 Prozent, ist sowieso weit unter Marktsatz. Jedes Tagesgeldkonto bringt mehr Zinsen.

Der Hofnarr
denkt: Gott sei dank wird dieser Vorschlag aus Hessen niemals durchgeführt und so bleibt uns ein solches Szenario erspart. Dieser Vorstoß würde vor allem die obere Mittelschicht treffen, sprich kleine Familienunternehmen und gut verdienende Akademiker. Ein vermeintlicher Motor der Wirtschaft würde also radikal ausgebremst. Kurzfristig gäbe es sicher ordentlich Geld für den Staat, dauerhaft wäre die Wirtschaft aber mehr im Eimer als sowieso schon. Die Wirtschaft muss entlastet und nicht belastet werden.

Eine solche Politik gehört nicht in eine soziale Marktwirtschaft, sondern in eine Planwirtschaft. Dieser Vorstoß des Außenseiters aus Hessen mit dem schönsten Doppelnamen Deutschlands ist nicht mehr als reiner Populismus. Er versucht Stimmen vom linken Rand abzugreifen und sich zu profilieren. Bei Geringverdienern stoßen solche Maßnahmen teilweise sicher auf Zustimmung. Ebenso bei der Links-Partei. Er bereitet sich wohl schon mal auf ein Bündnis mit der ehemaligen PDS vor.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Auf dem Weg zum Journalisten: Teil 2; Online-Journalismus

Nachdem wir im ersten Teil bereits den Weg zum Journalisten über die freie Mitarbeit bei einer Lokalzeitung betrachtet haben, werden wir in diesem Post versuchen einen weiteren möglichen Weg aufzuzeigen.

Mit dem Internet öffneten sich die Tore der Information fast für die ganze Welt. Jeder ist mit jedem vernetzt. Nachrichten sind nicht mehr ausschließlich über Zeitungen, Fernsehen und Radio zu bekommen, sondern auch über das World Wide Web. Mittlerweile veröffentlichen die großen Zeitungen ihre meisten Artikel auch selbst online – und das umsonst. Doch neben den alten Bekannten sprießen auch neue, zumeist kleine, innovative Projekte aus dem Boden, die versuchen auf dem Terrain Fuß zu fassen.

Hierbei gibt es prinzipiell zwei verschiedene Varianten. Einmal das Genre Blog, das sich mit allem Möglichen beschäftigen kann. Über ein Online-Tagebuch bis hin zum Zeitungsersatz ist nahezu alles möglich. Zu dieser Kategorie zählt auch Hingesehen. Zumeist junge Menschen, die merken, dass sie eine Affinität zum Schreiben besitzen, können sich auf solchen Web 2.0- Elementen austoben. Dass aus einem solchen Hobby durchaus ein Beruf werden kann, beweisen Blogs wie Spreeblick und Bildblog. Allerdings stehen Europa und vor allem Deutschland in diesem Bereich den USA noch einiges nach. Die Popularität von diesen Schreibplattformen ist hierzulande noch sehr ausbaufähig.

Als zweite Option bietet das Internet für den angehenden Journalisten diverse Sparten-Webseiten. Zu fast jeder Sportart gibt es Homepages, die sich dem jeweiligen Sport verschrieben haben und viele Möglichkeiten für Schreiberlinge bieten. Hier sollte man sich einfach trauen, die Verantwortlichen anzuschreiben und ihnen einen Probeartikel zuzusenden. Natürlich gibt es auch Angebote die über Sport hinausgehen, man muss einfach nur lange genug das Web durchstöbern. Die Vielfalt ist fast unbegrenzt.

Prinzipiell sollte man an solche Projekte, egal ob Blogs oder andere, mit der Einstellung heran gehen, dass das Sammeln von Erfahrungen und der Spaß am Schreiben im Vordergrund stehen. Geld verdient man hier erstmal keines. Später gibt es aber auch im Web Möglichkeiten, vor allem durch Werbung Geld zu verdienen. Dafür muss man allerdings erstmal sehr viel Arbeit investieren. Allerdings kann das Internet durchaus ein Sprungbrett für eine journalistische Laufbahn sein. In unseren persönlichen Erfahrungsberichten möchten wir euch einmal zeigen, wie es uns im Dschungel des Online-Journalismus erging.

Erfahrungen von politischer Hofnarr 2:
Mit dem Schreiben habe ich ungefähr in der zwölften Klasse begonnen. Zuerst habe ich ein paar Artikel für eine Plattform namens Readers-Edition geschrieben. Hier kann jeder registrierte Autor, nach Kontrolle eines Redaktionsteams, seine Werke veröffentlichen. Andere User können bewerten und kommentieren.
Anschließend wurde ich als Basketballer auf die Internetseite Crossover-Online aufmerksam. Dies ist die größte deutsche Basketballseite, die sich mit der NBA, der BBL, College-Basketball und Streetball beschäftigt. Dort konnte ich meine Begeisterung für das Schreiben und Basketball perfekt kombinieren. Nach einiger Zeit als Leser schrieb ich eine Mail, in der ich anfragte, ob und wie man "Schreiberling" werden kann. Ich musste einen Probeartikel verfassen und wurde anschließend als Redakteur auf Probe übernommen. Mittlerweile bin ich fester Redakteur. Die Redaktionsarbeit läuft weitgehend online über Forum, Wiki, Internetmessenger und Skype. Über diese Arbeit bekam ich auch die Möglichkeit für das Print-Magazin Basket ab und zu als freier Mitarbeiter zu schreiben. Dafür bekomme ich natürlich auch ein wenig Geld.
Zusätzlich startete ich mit einem Schulfreund im Sommer dieses Jahres das Blog-Magazin, das ihr gerade lest: Hingesehen. Hier kann ich auch über andere Themen als Basketball schreiben und der Blog ist somit die perfekte Ergänzung zu meiner Arbeit bei Crossover-Online.


Erfahrungen von Politischer Hofnarr 1:
Vor etwa zwei Jahren machte mich mein heutiger Blogger-Kollege auf die Plattform Readers Edition, auf die oben bereits eingegangen wird, aufmerksam. Zu dieser Zeit war ich online unter anderem in einigen Foren aktiv, also mit dem Medium Web vertraut, und spielte zudem mit dem Gedanken bei der Lokalzeitung als freier Mitarbeiter vorstellig zu werden. Die Möglichkeit, mir selbst die Themen meiner Artikel auszuwählen, reizte mich letztendlich mehr als einen Zehnzeiler über die Jahreshauptversammlung eines Hühnerzuchtvereins zu schreiben - auch wenn es dafür kein Geld gab.
Etwa zur selben Zeit waren wir (die beiden Blog-Gründer) für etwa ein Jahr in der Redaktion der Schulhomepage unseres Gymnasiums, wo wir Grundkenntnisse in html erlernten. Diese benötigte ich seither jedoch wegen diverser Content-Management-Systeme (CMS) kaum mehr.
Mit diesen Voraussetzungen bewarb ich mich wenige Monate vor dem Abitur für ein Praktikum in der Online-Redaktion der Ruhrgebiets-Sportzeitung
RevierSport. Nach einem kurzen Vorstellungsgespräch in Essen arbeitete ich dort im Sommer 2008 zwölf Wochen lang. Dabei konnte ich die Grundlagen des journalistischen Handwerks (auch in Zusammenarbeit mit der Print-Ausgabe) kennen lernen, die auch im schnelllebigen Online-Bereich von elementarer Wichtigkeit sind. Seit Ende des Praktikums bin ich weiter für RevierSport als freier Mitarbeiter tätig.
Vor einem halben Jahr eröffnete ich mit "Politischer Hofnarr 2" dann den Hingesehen-Blog. Hier können wir durch zusätzliche Praxis unsere Schreibe verbessern und zudem durch die eigene Gestaltung und Aufmachung der Seite online-spezifische Erfahrungen sammeln.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Die Rezession ist da - Was jetzt?

Im Angesicht einer weltweiten Rezession hat sich die Bundesregierung dazu durchgerungen ein weiteres, noch größeres Konjunkturprogramm anzukündigen. Dieses ist Milliarden schwer und hat das Ziel, die Wirtschaft vor allem durch staatliche Investitionen anzukurbeln. Auch Abgabenentlastungen werden erwogen, zum Beispiel niedrigere Tarife in der Einkommensteuer. CDU-Chefin Merkel will damit der Schwesterpartei CSU entgegenkommen, die seit langem niedrigere Einkommensteuern fordert.

Konkrete Programmdetails sollen zwar erst im Januar, nach dem Amtsantritt von Barack Obama beschlossen werden, dennoch deuteten sich in den letzten Tage schon diverse Maßnahmen an.
Mit dem Konjunkturprogramm soll vor allem der Straßenbau gefördert werden. „Es liegt auf der Hand, dass man im Infrastrukturbereich alles macht, was man schnell machen kann“, sagte Angela Merkel in Mannheim. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer sollten jetzt ihre bereits fertig geplanten Straßenprojekte zusammenstellen, damit Bau oder Sanierung „im frühen Frühjahr“ beginnen können. Es müsse auch überlegt werden, ob die Ausschreibung für die Projekte verkürzt werden könne. Darüber hinaus sollen Forschungsprojekte mehr gefördert, Schulen modernisiert, Anreize für Häusersanierungen geschaffen und Internetbreitbandverbindungen auf dem Land voran getrieben werden. Das Kurzarbeitergeld sei bereits im November auf 18 Monate verlängert worden. "Jetzt müssen wir schauen, ob die Bedingungen für die Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes schon ausreichen."

Die Bundesregierung steht gewaltig unter Druck. Das erste Konjunkturprogramm im Wert von rund 32 Milliarden Euro stieß auf Kritik aus Wirtschaft und Ausland. Es heißt, die Summe sei viel zu gering. Diesem Druck gab die Kanzlerin jetzt teilweise nach, indem sie ein zweites Programm oben drauf legte, das noch mal laut Spiegel 40 Milliarden Euro kosten wird.

Wirtschaftsexperten begrüßen die Maßnahmen der großen Koalition. „Die Förderung der Infrastruktur ist eine äußerst sinnvolle Maßnahme“, sagt der Wirtschaftsweise Wolfgang Wiegard Spiegel Online. „Sie schaffen jetzt, da es nötig ist, zusätzlich Nachfrage, und früher oder später kämen diese Investitionen ohnehin auf den Staat zu.“

Andere halten die Investitionen in die Infrastruktur zwar für richtig, fordern aber weitergehende Förderungen, sprich Steuersenkungen. Rudolf Hickel zum Beispiel, Wirtschaftsexperte an der Universität Bremen, sagte: „Es ist richtig und wichtig, dass es überhaupt ein Konjunkturprogramm gibt - denn streng genommen war das erste keines, sondern lediglich eine Ansammlung von Einzelmaßnahmen, die es sowieso gegeben hätte. Jetzt muss man endlich den Mut haben, ein richtiges Konjunkturpaket zu schnüren - auch wenn das Neuverschuldung bedeutet.“

Der Hofnarr denkt, dass die Maßnahmen der
Konjunkturpakete sicherlich förderlich für die Wirtschaft sind, jedoch ist es äußerst fraglich, ob sie rechtzeitig wirken. Verbesserungen der Infrastruktur sind zweifellos sehr günstig für eine Wirtschaft, jedoch dauert es einige Zeit bis dieser positive Effekt eintritt. Dauerhaft sind sie aber der richtige Weg.

Doch die Rezession steht direkt kurz bevor und dürfte spätestens im neuen Jahr in Deutschland voll einschlagen. Diese Maßnahmen der Bundesregierung kommen zu spät. Deutschland braucht jetzt Steuersenkungen, um wieder auf die Beine zu kommen und eine langfristige Krise zu vermeiden. Natürlich ist die daraus resultierende Neuverschuldung ein großer Wermutstropfen, jedoch gibt es keinen anderen Ausweg aus der Krise. Hätten die Bundesregierungen schon früher mit einem Abbau der Verschuldung begonnen, in den Boom-Phasen der Wirtschaft, gäbe es nun genügend Polster, um solche Senkungen zu finanzieren. Doch dies hat unser Regierungsapparat verpasst. Steinbrücks Sparmaßnahmen kamen viel zu spät, schon seine Vorgänger hätten dies tun müssen.

Nun könnte sogar eine Ausnahmeregelung des Grundgesetzes greifen, die dem Staat ausnahmsweise erlaubt mehr Schulden aufzunehmen, als dieser investiert – eigentlich eine Sicherung gegen die Staatsinsolvenz. Dafür müsste die Bundesregierung die Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts ausrufen. Dieser Fall ist gegeben, wenn das Gleichgewicht, das so genannte magische Viereck, nicht mehr gegeben ist. Hierunter versteht man den Zusammenhang von Preisstabilität, hohem Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichen Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum. Allerdings müsste die Regierung zur Begründung einer solchen Störung darlegen, dass die außergewöhnlich hohe Neuverschuldung geeignet ist, um die Rückkehr in das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht zu ermöglichen.

Die steuerliche Belastung des Staates auf die Wirtschaft ist in den letzten Jahren viel zu groß geworden. Vor allem der Mittelstand, eigentlich der Motor deutscher Wirtschaft neben dem jetzt kriselnden Export, leidet unter hohen Steuern.Unternehmen mit weniger als zwanzig Mitarbeitern wundern sich wie viel Geld am Ende des Jahres in die Tasche des Staates fließt und wie wenig ihnen selbst bleibt. Die Folgen sind klar.

Neue Investitionen, das Ausbilden und Neueinstellungen können sich viele untere Mittelständer nicht mehr leisten. Stagnation oder sogar Rezession statt Wachstum. Im schlimmsten Fall droht die Insolvenz.

Es muss real einfach mehr Geld bleiben. Das würde die Binnenkonjunktur stärken und den Mittelstand auf die Beine helfen. Die Lohnnebenkosten inklusive Lohnsteuer müssen gesenkt werden.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Endstation für die Deutsche Bahn?

Erst vor wenigen Tagen verkündete das Bundesverfassungsgericht, dass die weitgehende Abschaffung der Pendlerpauschale rechtswidrig ist. In der öffentlichen Wahrnehmung wurde das Urteil als "Weihnachtsgeschenk" für die Vielfahrer gewertet. Zum letzten Wochenende erreichte nun zudem die teilweise Privatisierung des Schienenverkehrs Nordrhein-Westfalen. Davon betroffen ist insbesondere der Nahverkehr. Ist die Lossagung von der Deutschen Bahn ein zweites vorweihnachtliches Geschenk?

Warum gibt es nun neue Züge?

Die "Revolution auf dem Gleis" kommt im Zuge der Teilkapitalprivatisierung der Deutschen Bahn AG. Diese sieht vor, dass das Unternehmen zu etwa 25 Prozent an die Börse gebracht wird und somit den Einstieg privater Investoren ermöglicht. Schon vorher konnten sich einige Konkurrenzunternehmen allerdings durch den Erwerb der Nutzungsrechte von stillgelegten Strecken im deutschen Markt positionieren. Es ist jedoch gesetzlich geregelt, dass der Bund nach Artikel 87e, Abs. 3, Satz 3 des Grundgesetzes mindestens 50,1 % der DB besitzen muss, um somit Mehrheitseigentümer der Schieneninfrastruktur zu bleiben.

Für Unternehmen wie "Eurobahn" bietet sich dadurch die Möglichkeit, neue Trends im Zugverkehr zu setzen. Als Verbindungselement zwischen den (Fach-)Hochschulstandorten Dortmund, Hamm, Soest, Lippstadt, Paderborn und Warburg ist bereits ein "Hochschulexpress" in Planung. Für die Nutzer des Nahverkehrs könnten so durch den beginnenden Wettbewerb durchaus interessante neue Angebote entstehen.

Erste Erfahrungen mit den "Neuen"

Wir haben die in Westfalen neu eingesetzten
Züge der Firma "Eurobahn", einer Tochtergesellschaft der französischen Keolis-Gruppe, bereits getestet. Das Ergebnis: Der erste Eindruck ist überwiegend gut. Da die Bahn in Deutschland traditionell kritisch gesehen wird, tritt man allem Neuen zunächst einmal offen gegenüber. Erste Pluspunkte sammelt das neue Unternehmen durch ein gepflegtes Äußeres. Die Farbgebung unterscheidet sich vom Bekannten, wirkt modern, aber nicht zu verspielt. Ebenso wie die Fahrzeuge sind auch die Sitzplätze und Sanitäranlagen wesentlich sauberer als die der DB. Die Sitze sehen zusätzlich etwas mehr Platz für den Passagier vor und sind bequemer. Was von diesen Punkten nach einigen Jahren Einsatz noch zutrifft und was nicht, bleibt freilich abzuwarten. Unangenehm ist dagegen ohne Frage das extrem Laute Warngeräusch vor Schließen der Türen.

Internationale Vergleiche


In anderen Ländern wurden die Rechte zur Nutzung der Schienennetze sogar komplett an private Unternehmen abgetreten. Ein Positivbeispiel hierfür ist die Japan Railway im Fernen Osten. Nur mäßigen Erfolg hat das System hingegen in Großbritannien, wo es seit 1945 existiert: Tiefgreifende Streckenschließungen und diverse Inhaber aufgrund von Firmenbankrotts kennzeichnen die Entwicklung.

In Neuseeland wurde der Schienenverkehr Anfang der 90er-Jahre privatisiert. Nach großer öffentlicher Kritik am neuen Eigentümer erfolgte jedoch bereits nach knapp einem Jahrzehnt die Rückverstaatlichung. Die Privatisierung ist in diesem Fall zu einem immensen Verlustgeschäft für den Staat geworden, was den ehemaligen Finanzminister Michael Cullen dazu veranlasste, von einer "schmerzlichen Lektion für Neuseeland" zu sprechen.

Ganz ohne Probleme verlief die Premiere für die Eurobahn nicht:
WA Online

Montag, 15. Dezember 2008

Warum George W. Bush mit Schuhen beworfen wird und was er im Irak macht

Ein Zwischenfall überschattete den Besuch von Noch-US-Präsident George W. Bush im Irak. Ein irakischer Journalist, Korrespondent eines Fernsehsenders, bewarf Bush während einer Pressekonferenz mit einem Paar Schuhe. „Das ist der Abschiedskuss, du Hund“, rief der Werfer US-Medien zufolge. Beide Wurfgeschosse verfehlten das geschickt ausweichende Oberhaupt der Vereinigten Staaten jedoch. Der wütende Kritiker wurde sofort von irakischen und amerikanischen Sicherheitskräften überwältigt.



Diese Attacke ruft einem jedem wieder in Erinnerung, wie verhasst George W. Bush einmal war und eigentlich noch immer ist. Im Rahmen des Irak-Krieges war er in Deutschland und der arabischen Welt Hassfigur Nummer Eins. In den letzten Monaten verstummten die Aufschreie ein wenig. Sicher deswegen, weil Bush in seiner zweiten Amtszeit weniger aggressiv auftrat, um sein Bild für die Geschichte ein wenig zu Recht zu rücken. Wer will schon als Kriegstreiber in die Geschichtsbücher eingehen. Dennoch distanzierten sich im Wahlkampf sowohl Obama wie auch John McCain von ihm. Niemand möchte mit diesem Präsidenten in Verbindung gebracht werden. Auch seine Umfragewerte rutschten in seiner zweiten Amtszeit weiter in den Keller. Öffentliche Kritik und verbale Attacken nahmen aber aufgrund der Aussicht auf einen neuen Präsidenten und der zurückhalterenden Politik Bushs ab.

Der irakische Journalist rief nun mit seiner „Schuhattacke“ all die schlechten Erinnerungen an den scheidenden Präsidenten wieder auf den Plan. Die Bilder von Demonstrationen, Prominente, die laut Stimmung gegen Bush machen und letztendlich der unerwartete knappe Wahlsieg gegen John Kerry. Vielleicht sollte sich die Welt nun noch einmal gründlich überlegen, wie man den Republikaner im Gedächtnis behalten möchte. Als Kriegstreiber, Patriot, texanischen Cowboy, Dummkopf oder doch als guten Präsidenten?


Der Grund des Irakbesuches


Eigentlich wollte George Bush auf seinem vierten und vermutlich letzten Besuch im Irak als US-Präsident seinen stationierten Truppen danken und ein vorbereitetes Sicherheitsabkommen beider Staaten konkretisieren. Dieses Abkommen sieht vor, dass das US-Militär das Land im Jahr 2011 verlassen soll. Die beiden Staatsoberhäupter besiegelten nun symbolisch den Abschluss des Abkommens.

Die Arbeit und die Verhandlungen bezüglich des Dokuments waren nicht leicht. Vor drei Wochen jedoch segnete das irakische Parlament es ab. „Der Krieg ist noch nicht vorbei. Es (das Abkommen, Anm. d. Red.) ist aber nötig für die Sicherheit der USA, die Hoffnungen im Irak und für den Weltfrieden“, so Präsident Bush zur Einigung. Es sieht einen Abzug der US-Kampfeinheiten bis Juni aus den irakischen Städte und binnen drei Jahren aus dem gesamten Land vor.

Die Regierung des Irak wollte das Abkommen unbedingt noch vor dem Amtsantritt von Barack Obama abschließen. Die Sicherheitslage im Irak hat sich in den vergangenen Monaten deutlich stabilisiert. Die Zahl der Angriffe auf US-Truppen verringerte sich US-Medien zufolge auf weniger als 300 pro Woche, im Juni 2007 waren es noch mehr als 1500 jede Woche. Derzeit befinden sich knapp 150.000 US-Soldaten im Irak.

Verteidigungsminister Robert Gates, der kurz vor Bush den Irak besuchte, rief die anderen arabischen Staaten dazu auf, den Irak stärker zu unterstützen. Es sei wünschenswert, wenn das Land Mitglied im Golfkooperationsrat würde, sagte er am Samstag während einer Sicherheitskonferenz im Königreich Bahrain.

Diese Kooperation beschränkt sich momentan noch auf eine Zollunion, geplant ist aber für das Jahr 2010 eine Währungsunion. Also ein Gebilde ganz ähnlich der Europäischen Union mit einheitlicher Währung in allen Mitgliedsstaaten. Mitglieder sind momentan Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate. Der Jemen hat eine Mitgliedschaft beantragt.

Der Hofnarr findet, dass die Intention der Amerikaner klar ist. Mit einer Mitgliedschaft in dieser Union würde sich der Irak von Ländern wie Iran weit entfernen und sich mehr westlich orientieren. Das ist natürlich im Interesse der USA. Zu mal somit der Staatsfeind Nummer Eins, Iran, wirtschaftlich weiter isoliert werden könnte. Die Hegemonialansprüche und das Atomprogramm von Mahmud Ahmadinedschad könnten ebenfalls leichter behindert werden.

Durch dieses Dokument dürfte es für Barack Obama schwer werden die Soldaten früher als 2011 abzuziehen. Aber gleichzeitig ist ein Abzug der Truppen und damit die Freiheit des Iraks in greifbare Nähe gerückt. Kann der Irak 2011 mit Hilfe eigener Polizei seinen Staat wieder kontrolieren, steht einem Ende der Bestzung nichts mehr im Wege.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Uni Münster: Erneute Abstimmung über Studiengebühren am 17. 12

UPDATE: Die Studiengebühren bleiben bei 275 €!
Am kommenden Mittwoch, 17. Dezember, wird in Münster erneut über die Studiengebühren entschieden. Vor zwei Jahren wurden Gebühren in Höhe von 275 Euro pro Semester eingeführt. Damals fiel die Abstimmung im Senat denkbar knapp aus. Das Abstimmungsorgan, das aus zwölf Professoren, sieben Mitarbeitern und vier Studenten besteht, entschied sich 2006 mit zwölf zu elf Stimmen für die Einführung von Studiengebühren. Dabei kam es aber nicht zur klassischen „Campusmaut“, in der alle zwölf Professoren den Rest des Senats überstimmen. Die Abstimmung ist zwar geheim, aber angeblich soll ein BWL-Student für die Studiengebühren gestimmt haben.

"Ein Professor hat im Vorfeld verlauten lassen, dass er gegen die Gebühren stimmen will", erzählt Politikstudentin Caterina Metje damals gegenüber dem Spiegel, die von der Philosophischen Fakultät in den Senat gewählt wurde. "Alle wissenschaftlichen Mitarbeiter lehnen Gebühren ab, die über 200 Euro liegen. Und von einem studentischen Senatsmitglied ist bekannt, dass er Gebührenbefürworter ist."

Der genannte Student soll angeblich Max Brüggemann gewesen sein. Gegenüber dem Spiegel verriet er sein Votum nicht, gab aber freimütig zu, dass er prinzipiell Studiengebühren für sinnvoll halte. Sein Profil auf Studivz erfreute sich jedenfalls vieler Besucher, die aber nicht besonders begeistert waren von seinem angeblichem Abstimmungsverhalten.

Aufgrund der Befristung der Satzung über die Erhebung von Studiengebühren stellt sich diese Frage an der Münsteraner Uni in diesem Semester erneut. Sollte keine neue Satzung verabschiedet werden, wäre sie ab dem Wintersemester 2009/2010 wieder gebührenfrei. Andererseits könnte genauso der alte Satz von 275 Euro beibehalten oder erhöht werden. Das NRW-weite Niveau liegt immerhin noch um einiges höher, auf ca. 500 Euro.

Das Ergebnis ist schwer vorherzusagen


Wie die Abstimmung ausgehen wird, ist indessen noch offen. Senatsmitglied und Student Julius Will hatte aber im Vorfeld bereits angedeutet „nicht für eine Erhöhung der Gebühren zu stimmen“. Allerdings wird es für wahrscheinlich gehalten, dass er für den jetzigen Satz stimmt.

Im Moment machen viele Gerüchte die Runde, wer dafür und wer dagegen sein könnte. Ein sicheres Ergebnis wird man erst am 17. Dezember erhalten.

Unterdessen haben viele Studenten Proteste angekündigt. Vor zwei Jahren gab es ebenfalls viel Widerstand. Es stürmten sogar einige tausend Studierende das Schloss nach der Bekanntgabe der Einführung von Gebühren. Die größte Demonstration, von Fachschaftenkonferenz und AStA, startet am 17. Dezember um 14 Uhr am Hauptbahnhof.

Dienstag, 9. Dezember 2008

Thorsten Schäfer-Gümbel for (Minister-)President

Das Charisma eines Barack Obama würde der hessischen SPD wohl momentan auch nicht viel helfen. Der Posten des Ministerpräsidenten und die Regierungsgewalt, die schon so nah war, sind nun mehr denn je entfernt.

Der neue Spitzenkandidat der hessischen SPD Thorsten Schäfer-, ähm... genau, Gümbel ist die neue Nummer Eins seiner Landespartei. (Er nahm übrigens den Namen seiner Frau an) Zwar ist offiziell noch die gescheiterte Andrea Ypsilanti Parteivorsitzende, dennoch beansprucht der Newcomer die Pole Position für sich. „Es gibt keine Doppelspitze. Ich bin die Nummer Eins!“, ließ er jüngst verlauten.

Aus dem unscheinbaren Muttersöhnchen-Typ reift so langsam ein Gegenkandidat für Roland Koch. Machte sich zu Beginn meist jeder nur über sein jugendliches und unbedarftes Aussehen sowie seinen kuriosen Namen lustig, etabliert er sich nun langsam in der Landespolitik. Vergangene Woche wendete er sich das erste Mal gegen seine Parteichefin. In der Süddeutschen bezeichnete er dessen Wortbruch als „eigentlichen Fehler des Wahlkampfs“. Mit diesem Eingeständnis machte Schäfer-Gümbel klar, dass er trotz gleichem Parteiprogramm einen anderen Wahlkampf führen wird. Seine Fühler sind viel mehr Richtung FDP als Linkspartei ausgerichtet.

Dies ist auch zwingend notwendig, um überhaupt eine Chance im kommenden Wahlkampf zu haben. Momentan dümpelt die SPD bei rund 23 Prozent rum. Der Überraschungskandidat als Ministerpräsident? Momentan fast unmöglich.

Doch ist der Posten des Ministerpräsidenten überhaupt sein Ziel? Sicherlich wäre er nicht traurig neuer Chef in Hessen zu werden, dran glauben tut er aber irgendwie selber nicht. "Es ist schwierig. Das wissen wir", so der Spitzenkandidat gegenüber eines potentiellen Wählers.

Der Hofnarr meint, dass sein eigentliches Ziel vielmehr ist, Ypsilanti vom Thron der Hessen-SPD zu stoßen und ihren Platz einzunehmen. Diese Chance ist um einiges höher als den Landesthron von Hessen zu besteigen. So versucht er sich zu diesem Zweck von seiner Vorsitzenden zu distanzieren. Dies ist aber problematisch. Bisher trug er die Entscheidungen von ihr doch selbst mit. Vor allem den Wortbruch mit der Linkspartei. Seiner jetzige Abgrenzung fehlt es an Glaubwürdigkeit. Eine Entthronung der eisernen, hessischen Lady wird schwer für den Newcomer - ein Wahlsieg noch schwerer.

Samstag, 6. Dezember 2008

Auf dem Weg zum Journalisten: Teil 1; Freie Mitarbeit bei der Lokalzeitung

Der Einstieg in den Journalismus gelingt, wenn man etablierten Print-Journalisten glauben darf, nur über die freie Mitarbeit bei einer Lokalzeitung. An einen solchen Job zu kommen ist nicht sonderlich schwer. Im Zweifelsfall sucht man einfach eine Lokalzeitung seiner Heimatstadt auf und fragt freundlich nach. Meist wird man mit offenen Armen empfangen. Nach meiner Erfahrung suchen die Lokalblätter immer junge Oberstufenschüler und Studenten, die für sie schreiben wollen. Immerhin sind diese billige Schreibkräfte. Einzige Qualifikation, die man mitbringen muss, ist, der deutschen Sprache einigermaßen mächtig zu sein. Das überprüft die Redaktion meist mit einem ersten Probeartikel, der dann von Redakteuren gegengelesen wird.

Natürlich erhoffen sich „die Freien“ von ihrer Arbeit nicht nur das Sammeln von Erfahrung, sondern auch ein wenig Geld zu verdienen. Immerhin steckt man auch einiges an Arbeit in die Artikel. Laut der Seite Journalismus-Online liegt die Entlohnung bei Lokalzeitungen meist bei ca. 0,50 € pro Zeile, einige würden aber noch weniger bezahlen. Für Fotos bekommt man meist eine Pauschale.

Auch ich habe meine journalistische „Karriere“ bei der Zeitung meiner Heimatstadt bekommen. In der Jahrgangsstufe 12 habe ich mich dort einfach beworben und wurde nach einem Probeartikel auch genommen. Ich ging damals ziemlich euphorisch an die freie Mitarbeit und hatte recht hohe Erwartungen - wie ich jetzt weiß: zu hohe. Die Bezahlung war ziemlich niedrig, was mir aber nicht sofort bewusst war. Zehn Cents pro Zeile hörten sich als Schüler zu erst gar nicht so schlecht an.

Als freier Mitarbeiter bekommt man meist per Telefon oder Mail Aufträge erteilt. Die Themen in einer Lokalredaktion drehen sich meist um Vereine und andere Stadtaktivitäten. Ich musste zu den Terminen selbst auf eigene Kosten fahren. Der Benzinverbrauch schmälerte natürlich den Lohn.

Die Attraktivität der Themen variiert von Termin zu Termin. Mal langweilt man sich im Kleingarten oder auf einer Jahreshauptversammlung zu Tode, ab und zu bekommt man aber durchaus interessante Themen als Auftrag. Die ganz großen Geschichten sind aber leider meist den festen Redakteuren vorbehalten.

Das oberste Ziel als freier Mitarbeiter sollte sein, sich journalistisch weiterzuentwickeln. Inwieweit das gelingt hängt von einem selbst und der jeweiligen Redaktion ab. Liefert man nur per Mail ab, kann man auch keine individuelle Betreuung erwarten. Doch auch wenn man in der Redaktion schreibt, kann es passieren, dass die Redakteure wenig Zeit haben und die konstruktive Kritik ausfällt. Hier sollte man sich ruhig trauen Kritik einzufordern, andernfalls lernt man nichts. Da der Lohn sowieso recht niedrig ist, sollte wenigstens der Lernfaktor vorhanden sein.

Die Veröffentlichung des eigenen Artikels ist bekanntlich das Beste am Journalismus. Dem Gewissen tut es gut, dass viele Menschen das Geschrieben lesen. Das motivierte mich selbst am meisten. Nun ja, bei dem Blatt, wo ich arbeitete, wurde nur leider nicht der Name unter den Artikeln gedruckt, sondern nur ein Kürzel und wer weiß schon das sich hinter dem kursiv und klein gedrucktem „flo“ mein Name verbirgt. Mittlerweile drucken aber viele Lokalzeitungen den vollen Namen des Autors unter oder über den Artikel.

Der Hofnarr denkt, dass dies der mindeste Lohn für das Schreiben eines Artikels ist. Stellenweise wird man als freier Mitarbeiter mit sehr wenig Lohn abgespeist und sogar ausgenutzt, um die Lokalseiten zu füllen. Wenn man dies erkennt sollte man sich nach Alternativen umsehen.

Ich jedenfalls zahlte durch die Benzinkosten auf den wenigen Lohn als freier Mitarbeiter fast noch drauf. Der Lernfaktor war mangels Betreuung auch gering. So suchte ich mir Alternativen im World Wide Web. Dazu mehr in Teil Zwei.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Ist Clinton die erste Obama-Enttäuschung?

Das Gerangel im partei-internen Wahlkampf der Demokraten zwischen Barack Obama und Hillary Clinton ist noch nicht ganz vergessen, da verkündet der "President elect" vor wenigen Tagen die Zusammenstellung seines Teams für die Außenpolitik. Wie zuvor bereits spekuliert wurde, steht an dessen Spitze ausgerechnet die 61-jährige ehemalige Rivalin. Zusammen mit der Entscheidung den bisherigen Verteidigungsminister Robert Gates im Amt zu lassen, stellt sich die Frage, ob dies bereits erste Dämpfer für die Obamania sind - noch bevor seine Amtszeit überhaupt begonnen hat.

Hillary Clinton und Barack Obama führten lange einen erbitterten Zweikampf um die Nominierung für die Präsidentschaftswahl Anfang November. Unter anderem warf die ehemalige "First Lady" Obama vor, er sei außenpolitisch zu unerfahren. Daraufhin erwiderte dieser, Clinton habe bei den Staatsreisen mit ihrem Mann ja höchstens "mit den Staatschefs Tee getrunken". Der zentrale Unterschied schien lange die Haltung zum Irak-Krieg zu sein. Während Clinton die Invasion unterstützte, hatte Obama nicht dafür gestimmt. Nun also ist Clinton offiziell als Außenministerin der USA nominiert worden und Obama versichert: "Sie hat mein volles Vertrauen".

Der neue alte Verteidigungsminister heißt Robert Gates. 26 Jahre arbeitete er für die CIA, später für den Nationalen Nachrichtendienst. 2006 wurde er von George W. Bush zum Nachfolger des zurückgetretenen Donald Rumsfeld ernannt. In den 70er-Jahren promovierte Gates in russischer und sowjetischer Geschichte. Seine schon 1996 erschienenen Memoiren tragen den Titel "From the Shadows: The Ultimate Insider's Story of Five Presidents and How They Won the Cold War".

Das denkt der Hofnarr: Grundsätzlich ist die Entscheidung, Clinton als zweitstärkstes Glied der Demokratischen Partei in die Regierung zu berufen, zu begrüßen. Es ist im Wohle der Bevölkerung, wenn nicht nach persönlichen Differenzen, sondern Kompetenz entschieden wird. Dabei muss eine gemeinsame politische Linie allerdings Priorität genießen, was nach dem Vorwahlkampf zumindest in Detailfragen anzuzweifeln ist. Die Frage, wie das "Irak-Problem" angegangen wird, wird eine der spannendsten in den ersten Regierungsmonaten unter Obama sein. Ein Konsens - und kein fauler Kompromiss - ist hier dringend erforderlich.

Schaut man zusätzlich auf die Wahl des Verteidigungsministers, dürften einige der Obama-Wähler überrascht sein. Robert Gates' Vita klingt so gar nicht nach dem von Obama propagierten "change", sondern eher nach einem Relikt des Kalten Krieges.

Da bleibt dem Beobachter der Szene nur eines: Abwarten und Tee trinken - wenn auch nicht mit internationalen Staatschefs...

Weiterführende Links:
Team aus Rivalen? - FAZ
Clintons Berufung - Die Zeit
Sagt eure Meinung im neuen Hingesehen-Forum und sorgt für spannende Diskussionen!

Dienstag, 2. Dezember 2008

Wie ein geschenkter Rasierer teuer werden kann

Neulich in der Mensa verteilte die Firma Gillette ihre neuen Rasierer „Gillette Fusion“ umsonst. Zu erst freut man sich natürlich, immerhin kostet so ein Fünfklingenrasierer um die zehn Euro, wenn man ihn im Angebot kauft, sonst sogar noch mehr. Für den Studenten an sich sind zehn Euro eine Menge Geld, davon kann man fast eine Woche in der Mensa speisen.

Doch die gute Laune, die man angesichts des Geschenks des Konzerns „Procter & Gamble“ (wozu auch die Firma Gillette gehört) bekam, verfliegt spätestens, wenn die die fünf Klingen des Rasierers langsam stumpf werden. Je nach Benutzung tritt dieser Fall nach zehn bis 15 Rasuren ein. Dann wird ein neuer Klingenkopf fällig. Den bekommt leider nicht mehr in der Mensa geschenkt, sondern muss käuflich vom raren Studentenkapital erworben werden. Ein neuer Kopf der Generation Fusion kostet ungefähr 3,50 Euro.

Die Köpfe der Vorgänger Mach-3 und Contour kosteten jeweils nur ca. zwei Euro bzw. 90 Cent. Mit jeder Generation geht auch der Preis für das notwendige Nachrüsten nach oben. Nun würde man als Kunde erwarten, dass mit der Einführung einer neuen Generation die Klingen der Vorgänger billiger werden. Dem ist anscheinend aber nicht so. Die Nachrüstpreise für den Mach-3 stagnieren und steigen gefühlsmäßig sogar, weil jetzt nur noch Fünfer- statt Viererpackungen verkauft werden.

Mit jeder Produkteinführung gelingt es Gillette, eine Preissteigerung durchzusetzen. Diese wird von den Kunden meist hingenommen, weil die Qualität der Rasur, wie auch Stiftung Warentest beweist, sehr gut ist. Zudem sorgt eine massive Werbekampagne dafür, dass auch der letzte von der Qualität des Produktes überzeugt ist.

So nimmt das Unternehmen auch in Kauf, den Rasierer an sich zu verschenken. Durch den Verkauf der Klingen sprudelt so viel Geld in die Kassen, dass sich diese Investition des Unternehmens schnell wieder auszahlt. Jüngst stieg der Rasierhersteller Gillette zur 24. Milliardenmarke (mindestens eine Milliarde Umsatz im Jahr) des Mutterkonzerns auf und das in neuer Rekordzeit.

Studenten allgemein werden gerne mit Gratismaterial überhäuft. Unternehmen erhoffen sich so neue Absatzmärkte zu erschließen. Immerhin sind Studenten die Elite von morgen. Am besten man nimmt die Geschenke dankend entgegen, verzichtet aber auf eine weitergehende Bindung an das Produkt.

Der Hofnarr findet es gefährlich, dass aus einem Geschenk schnell ein ungewollt langfristiges, teures Vergnügen werden kann. Wer weiß, ob es für den Studenten nicht besser wäre den nagelneuen Fusion abzulehnen und lieber beim alten Rasierer zu bleiben, da kosten die Köpfe wenigstens nur ein Zehntel des Fusions. Die ideale Lösung ist natürlich den Rasierer nur so lange zu nutzen bis er abgestumpft ist, so hat man null Kosten, aber hohen Nutzen. Zumindest sollte man sich gut überlegen, ob man auf die neue Rasierergeneration umsteigt. Bei täglicher Rasur sind das immerhin ungefähr zwei bis drei Rasierköpfe pro Monat. Also ungefähr zehn Euro. Da sind die durch das Werbegeschenk gesparten Euros schnell wieder relativiert. Man bedenke doch wie viel zehn Euro in Bier, Mensamenüs, Pizza oder Döner ausmachen - und das jeden Monat.

Freitag, 28. November 2008

Die Lösung aller Probleme: Ackermann als Retter

Deutschland und der Welt droht eine Rezession - naja eigentlich ist sie schon da. Die Kurse der Aktien sind auf Tauchgang und eine Besserung ist nicht wirklich in Sicht. Banken und Anleger sind verunsichert. Der Hofnarr hat da eine ideale Lösung zur Wiederbelebung der Märkte gefunden.

Als durchsickerte, dass Obama den New Yorker Notenbank-Chef Timothy Geithner zu seinem Finanzminister machen wird, stieg der Dow Jones um rund sechs Prozent. Den Händlern gefiel die Aussicht, bald quasi einen aus ihren eigenen Reihen im Schalt- und Kontrollorgan der Wirtschaft zu wissen. Der Notenbanker sorgte für Vertrauen an der Börse. Man hofft, dass der baldige Finanzminister die richtigen Schnritte zur Bekämpfung der Krise einleitet. Sprich reichlich Subventionen und Rettungspakete für die Wirtschaft.

Als am 11. März 1999 Oskar Lafontaine von seinem Posten als Finanzminister zurücktrat schnellten die Kurse in Frankfurt um sieben Prozent nach oben. Die Börsenmakler waren erfreut, weil sie hofften mit ihm würde auch die teils wirtschaftsfeindliche Politik enden. Der linke Politker hatte versucht mit hohen Steuern eine Umverteilung in gang zu bringen. Dies hatte den Unternehmen natürlich überhaupt nicht geschmeckt.

Mit Hilfe dieser beiden Phänomene kam mir die Idee, ein Szenario für die Bundesrepublik zu entwickeln, das vielleicht die Lösung für alle Finanzprobleme sein könnte: Peer Steinbrück tritt zurück, sein Nachfolger wird Josef Ackermann, jetziger Chef der deutschen Bank. Das ist zwar keine Notenbank, trotzdem dürfte Ackermann von den Märkten wie ein Heilsbringer gefeiert werden. Steuersenkungen und freie Bahn für die Wirtschaft? Vielleicht gar keine Steuern mehr? Hohe Aktienkurse wären vorprogrammiert.

Das alles wird jedoch wohl nicht mehr als ein feuchter Traum der Wirtschaft bleiben. Erst einmal ist Steinbrück nicht mit Lafontaine zu vergleichen, da jener im Vergleiche eine viel wirtschaftfreundlichere Politik betreibt. Desweiteren hatte der Geithner-Effekt keine langfristige Wirkung und verpuffte nach einigen Tagen wieder. Die Schwierigkeiten der Bank, Autobauer und Zulieferer verschwänden leider auch mit „Super-Joe“ nicht.

Aber man darf ja noch träumen…

Donnerstag, 27. November 2008

Comeback von Peter Hartz gescheitert

„Hartz IV“ kennt ja mittlerweile jeder. Der Begriff ist ein Synonym für Arbeitslosengeld geworden. Man vergisst oft, warum dieser Begriff überhaupt verwendet wird. Namensgeber ist Peter Hartz, der als Vorsitzender einer von Bundeskanzler Gerhard Schröder eingesetzten Kommission im Jahr 2002 das Konzept für die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II entwickelte, das nun nach ihm benannt ist.


In die Schlagzeilen geriet der ehemalige VW-Arbeitsdirektor 2005, als er im Rahmen der Schmiergeldaffäre des Konzerns zu zwei Jahren Bewährung und einer Geldstrafe von 576.000 Euro verurteilt wurde. Er selbst hatte sich auf Firmenkosten mit einer brasilianischen Prostituierten amüsiert. Seinem Kumpel Klaus Volkert, damaliger Chef des Betriebsrats, hat er insgesamt zwei Millionen Euro aus Kassen von Volkswagen gezahlt.

Jetzt stand der geborene Saarländer kurz vor einem Comeback in der Öffentlichkeit. Am Donnerstag wollte er in Saarbrücken ein Konzept zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit vorstellen. Doch aus dem Pressetermin wurde nichts, die Präsentation des neuen Hartz-Modells wurde kurzfristig abgesagt. Grund der Absage war offenbar „massiver politischer Druck“, wie der Leiter der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, Otto-Werner Schade, am Donnerstag in Saarbrücken sagte.

Vorab gab es bereits diverse Aufschreie, die empört waren über das Comeback des verurteilten Straftäters. Schade (passender Name), der das Konzept zusammen mit Hartz entwickelt hatte, ist enttäuscht: „Ich hatte nicht gedacht, dass wir in eine Situation kommen, wo es mehr um die Person und um Eitelkeiten geht, als um die Sache.“

Ein Hartz V wird es also wohl nicht geben.

Der Hofnarr findet dies nicht schade. Peter Hartz darf sich nicht wundern. Das Vertrauen der Regierung und Öffentlichkeit hat er durch seine Eskapaden verspielt. Nun muss er wohl mit seiner, bestimmt sehr bescheidenen, Rente ein Dasein im Schatten der Öffentlichkeit fristen. Mir kommen die Tränen… Sein Name in einem allgegenwärtigen Begriff ist sicherlich ein ziemlicher Motor für die Publicity. T-Mobile und Konsorten würden sicherlich Millionenbeträge für so eine Werbung bezahlen. Wäre doch mal eine Finanzierungsmaßnahme für die Milliarden Konjunkturprogramme. Ich plädiere für die Umbenennung in „Hingesehen IV“ statt „Hartz IV“. Umsonst natürlich!

Mittwoch, 26. November 2008

Durch die Parteien: Oskar trifft Wolfgang

Oskar Lafontaine und Wolfgang Clement haben politisch gesehen sicherlich nicht viele Schnittmengen, eines jedoch haben sie dennoch gemeinsam: Ihren Parteiaustritt aus der SPD. Was sich die beiden wohl so beim privaten Gespräch erzählen würden? Der Hofnarr glaubt, dass es ungefähr so ablaufen könnte.

In den Rollen:
Oskar - Oskar Lafontaine alias der Verräter.
Wolfgang - Wolfgang Clement alias Super-Clement.


Oskar: Grüß dich Genosse!

Wolfgang:
Ich bin kein Genosse mehr.

Oskar:
Ich ja eigentlich auch nicht mehr. Alte Angewohnheit. Und, wieso hast du den Laden verlassen?

Wolfgang:
Ich bin einfach mit der Gesamtsituation unserer Partei unzufrieden. Von den Linken sollte sich die SPD einfach klar distanzieren. Ich würde uns momentan nicht mehr wählen.

Oskar: Dir ist aber schon klar, dass ich Vorsitzender der Linken bin?

Wolfgang: Nichts Persönliches, Oskar!

Oskar: Schon okay. Bist du jetzt freiwillig ausgetreten, damit dir niemand zuvor kommt und dich doch noch aus der Partei wirft? Immerhin hast du dazu aufgerufen die SPD in Hessen nicht zu wählen.

Wolfgang:
Das hätten die sich doch nie getraut. Immerhin bin ich ehemaliger Superminister. Quasi unbesiegbar.

Oskar: Ich habe ja damals auch die Reißleine gezogen und das sinkende Schiff verlassen.

Wolfgang: Eigentlich ist es erst ein paar Jahre nach dir untergegangen…

Oskar: Soziale Gerechtigkeit! Wir brauchen mehr soziale Gerechtigkeit in Deutschland!

Wolfgang: Ähm... na gut. Lassen wir das. Was hast du denn so nach deinem Parteiaustritt gemacht?

Oskar: Erstmal war ich ja noch sechs Jahre in der SPD nachdem ich 1999 alle meine Ämter niedergelegt hatte. Du warst ja auch in den letzten Jahren politisch nicht mehr allzu aktiv. Ich habe dann ab und zu meinen Senf zu Rot-Grün dazugegeben, ein Buch geschrieben – man muss ja auch Geld verdienen - und war in ein paar Talkshows. Ich habe das aber nur sechs Jahre ausgehalten und bin dann 2005 aus der SPD raus und in die WASG rein (später dann mit der PDS "Die Linke"). Jetzt sitze ich wieder im Bundestag und klaue der SPD Stimmen am linken Rand.

Wolfgang: Stimmen klauen ist eigentlich eine gute Idee. Wäre ja eine ideale Rache.

Oskar:
Komm doch zu uns! Wir nehmen fast alle.

Wolfgang: Ne, danke. Das würde als ehemaliger Vertreter des rechten Flügels der SPD und als Atomlobbyist sicher nicht so gut rüberkommen. Außerdem, nichts für ungut, halte ich euch für einen Haufen Linkspopulisten.

Oskar:
Vielen Dank, Herr Clement. Was willst du denn dann machen? Das Angebot der FDP wahrnehmen und zum Guido überlaufen? Also jetzt nur politisch gesehen natürlich.

Wolfgang: Ich werde erstmal weiter Kohle scheffeln in der Wirtschaft und in ein paar Jahren vielleicht wie du meine eigene kleine Partei aufmachen. Rechts von der SPD. Die bekommen dann bald keine fünf Prozent mehr.

Dienstag, 25. November 2008

Wohin des Weges, Herr Clement?

Wolfgang Clement, ehemaliger Superminister für Wirtschaft und Arbeit, ist aus der SPD ausgetreten - nur einen Tag nachdem der Parteiausschuss entschieden hatte, ihn nicht aus der Partei zu werfen. Das wurde verhandelt, nachdem Clement zu Jahresbeginn im Zuge der hessischen Landtagswahl mit SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti erklärt hatte, der Wähler solle genau abwägen wem er 'Verantwortung für das Land' geben wollte. Auslöser waren innerparteiliche Differenzen in der Energiepolitik gewesen.

Während Ypsilanti sich für erneuerbare Energien einsetzen wollte, sah der gebürtige Bochumer das Ende der Atomkraft noch nicht gekommen. In der offiziellen Erklärung zum Austritt nennt Clement als ersten Grund eben jene Entscheidung des SPD-Ausschusses, der ihn seiner Ansicht nach mit "einer öffentlichen Rüge drangsalieren" will. Aus der Politik verabschieden will sich der 68-Jährige jedoch keineswegs, denn weiter heißt es: "An den weiteren Diskussionen (...) werde ich mich - nunmehr als Sozialdemokrat ohne Parteibuch - nach Kräften beteiligen." Ein weiterer Kritikpunkt, auf den er nach wie vor hinweisen will, ist unter anderem die zwiespältige Haltung der SPD zur Linken insbesondere auf Landesebene.

Gerade mit der Äußerung, ein "Sozialdemokrat ohne Parteibuch" zu sein, dürften hingegen Hinweise des Generalsekretärs der NRW-FDP, Christian Lindner, auf die Schnittmenge zu den Liberalen auf wenig fruchtbaren Boden stoßen. Dieser machte Clement in der Rheinischen Post indirekt ein Angebot in die FDP zu wechseln: Es bestehe "ein hohes Maß an inhaltlicher Übereinstimmung zwischen Clements Positionen und der FDP."

Das denkt der Hofnarr: Man mag von Clements Kritik an Ypsilanti im Januar halten was man will - er selbst beruft sich auf Meinungsfreiheit, andere stellen wohl nicht zu Unrecht die innerparteiliche Loyalität infrage. Das Verhalten nach der immerhin milden Entscheidung des Parteiausschusses ist nur schwer nachvollziehbar. Es war abzusehen, dass es keine Entschuldigung auf den Knien für ihn geben würde und seine Reaktion ähnelt der eines beleidigten Kindes. Dass er der Politik erhalten bleiben will, ist verständlich. Allerdings ist es wohl so, dass Parteilose es immer schwieriger haben werden, ihre Ideen durchzusetzen als jene in den Organisationen. Das gilt für diese aber nur solange es keine illoyalen Ausreißer gibt...

Clements Erklärung im Wortlaut (Spiegel Online)

Samstag, 22. November 2008

Piraterie der Neuzeit: Militär; Ja oder Nein?

Nachdem für die meisten Europäer die Piraterie nur noch eine Fiktion in Hollywood-Filmen war, holt uns nun die Realität ein. Eine neue Art der Piraten, modern und genauso gnadenlos wie ihre Vorgänger, erobert das Horn von Afrika. Sie greifen Boote an, plündern oder entführen sie inklusive der Besatzung. Dieses Jahr wurden rund 100 Schiffe attackiert. Im Moment befindet sich der Öltanker Sirius Star in Geiselhaft der Piraten. Sie verlangen 25 Millionen, andernfalls sprengen sie den Tanker. Damit würden sie eine riesige Umweltkatastrophe auslösen.

Schnell wurde in Deutschland der Ruf nach einer militärischen Mission in Afrika laut, um dem Treiben der Piraten ein Ende zu machen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erreichten die Nachrichten der Piratenproblematik und Berichterstattung der Presse auf seinem Besuch in Indien. Die Inder sind ebenfalls stark in der Problematik involviert. Eine indische Fregatte versenkte jüngst nach einem Angriff ein Piratenschiff. Steinmeier möchte zurück in Deutschland „die Grundlage für einen Einsatz“ schaffen.

Die Piraten sind meist Menschen somalischer Herkunft. Aus Verzweiflung werden sie zu Piraten, weil ihre Situation an Land aussichtslos erscheint. Jetzt als Piraten schaden sie ihren Landsmännern jedoch noch viel mehr. Die Piraten machen nämlich sogar vor den Hilfslieferungen keinen Halt. So müssen seit einiger Zeit Lieferungen für die arme Bevölkerung von Kriegsschiffen geschützt werden.

Den Ruf nach einem Militäreinsatz kritisierte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Oberst Bernhard Gertz auf einer Pressekonferenz in Berlin:
„Wenn ich an Somalia denke, dann will ich nur daran erinnern. Wir waren da ja schon mal 1993/94. Und wenn ich mich recht erinnere, sind wir mit eingekniffenem Schwänzchen wieder aus dem Land herausgegangen – nach einigen sehr unangenehmen Vorfällen. Dieser Einsatz in Somalia UNOSOM ist ein klassisch gewordenes Beispiel dafür, was passiert, wenn man anstelle von politischen Konfliktlösungsmodellen, sich darauf beschränkt, Soldaten irgendwo hinzuschicken. Man muss dann irgendwann lernen, dass Soldaten eine gewisse Zeit kaufen können, eine befristete Abwesenheit von Bürgerkrieg herbeiführen können, aber, dass die Präsenz von Soldaten noch keine Konfliktlösung macht. Dieses Beispiel zieht sich durch nahezu sämtliche Einsätze der Bundeswehr seit Somalia.“

Der Hofnarr teilt die Auffassung von Oberst Gertz. Das Millitär mag vielleicht kurzfristig die Piraten schädigen, doch um diese langfristig zu bekämpfen, muss das Problem an der Wurzel gepackt werden. Sprich: Die Situation in den armen Ländern, speziell Somalia, sollte gezielt verbessert werden. Die Menschen brauchen Alternativen, eine Zukunft in ihrem Land. Zwar könnte eine kleine Schutztruppe durchaus hilfreich sein, jedoch müssen unbedingt auch nicht-militärische Maßnahmen ergriffen werden. Die Wirtschaft von Somalia muss neu aufgebaut, Infrastruktur geschaffen und eine Demokratie etabliert werden.

Mit kurzfristiger Millitärpräsenz ist hier nichts gewonnen. Die Situation in Somalia muss langfristig gelöst werden. Wenn sich irgendwann die Truppen zurückziehen würden, ginge doch ohne vorherige Reformen alles wieder von vorne los.

Donnerstag, 20. November 2008

TV Total: Der Untergang einer Kultsendung

Vier Mal die Woche erscheint Stefan Raab mindestens auf dem großen Fernsehparkett. Am späten Abend, fast nachts, präsentiert er seine Sendung „TV Total“ auf ProSieben. Dazu steht er im Zentrum unzähliger Unterhaltungs- und Sportsendungen, die ebenfalls von ihm moderiert oder produziert werden.

Die Sendung „TV Total“ hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zwar ist sie immer noch durch typische Elemente einer Late-Night-Show wie eigene Band, Monolog zu Beginn der Sendung und Talkgäste geprägt, allerdings sind viele interessante Rubriken, die die Show zu Beginn prägten mittlerweile verschwunden. Am 8. März 1999 startete „TV Total“ und wurde von dort an bis Februar 2001 einmal wöchentlich ausgestrahlt. Aufgrund des großen Erfolges beglückte der ehemalige „VIVA“-Moderator ab 2001 an seine Zuschauer sogar von Montags bis Freitags.

Ich selbst war als Jugendlicher ein großer Fan der Sendung. Der frische Wind, der Raab umwehte, begeisterte die Jugend. Jeden Abend saß man mit der Erwartung vor dem Fernseher gleich etwas ganz Besonderes zu sehen. Raab, wie er die Grenzen des akzeptablen Humors neu steckte, keine Angst vor großen Namen zeigte und sich für nichts zu schade war. Am nächsten Morgen war der Inhalt des Vorabends nicht selten das Gesprächsthema auf dem Schulhof.

Auf seinem Höhepunkt befand sich die Sendung in den Jahren 1999 und 2000. Zu Beginn des neuen Jahrtausends schauten durchschnittlich rund 3,21 Millionen Zuschauer „TV Total“. 1999 erhielt sie sogar den deutschen Fernsehpreis für die „beste Unterhaltungssendung“.

In diesen erfolgreichen Jahren prägten Sendungselemente die Show, die heute fast alle verschwunden sind.


Die Zuschauer konnten eine beliebige, meist eine verhasste oder als lächerlich angesehene Sendung, mit dem „Raab der Woche“ auszeichnen. So kamen immer wieder amüsierende Aufeinandertreffen von Raab und diversen Fernsehgestalten zustande.

In der Rubrik „Raab in Gefahr“ begab sich der Moderator selbst in brenzlige Situationen und bewies unter anderem beim Kunstflug, was er bereit war für Unterhaltung auf sich zu nehmen. Sein Besuch bei McDonalds im Rahmen der Rubrik ist aus heutiger Sicht fast paradox, da er später sogar für dieses Unternehmen Werbung machte.

Vor dem Raabigramm fürchtete sich die halbe Prominenz Deutschlands. Ohne Angst vor den Konsequenzen spielte Raab unter anderem den Klitschko-Brüdern oder Dieter Bohlen ein Lied auf seiner Ukulele vor. Dabei fing er meist schmeichelnd an, um dem schockiertem Promi dann mit einer verbalen Ohrfeige den Rest zu geben.

Solche Aktionen oder auch Einspieler, wie der Pulleralarm, der eingeführt wurde, als Ingo Dubinski bei einer Fernsehreportage in der Sauna versehentlich seinen Penis entblößte, sind Kult.

Doch im Rahmen der Umstrukturierung der Sendung vor einigen Jahren verschwanden nicht nur die besagten Inhalte, sondern auch die Zuschauer. Im Jahr 2008 schauten nur noch rund 0,87 Millionen Menschen im Schnitt die Sendung. Der Sendeplatz von Raab wurde dieses Jahr um ca. eine Stunde nach hinten geschoben und so wird er jetzt erst ab 23 Uhr auf Deutschland losgelassen.

Der Hofnarr
findet, dass TV Total mittlerweile zu dem geworden ist, worüber es sich einst selbst lustig machte. Versammelte Raab vor neun Jahren noch das Fernsehkuriositätenkabinett um sich, gehört er heute selbst dazu. Die bissigen Witze, Einspieler und Aktionen sind weggefallen und wurden durch eine billige Fernsehkritik zu Beginn der Sendung, die eigentlich keine ist, ersetzt. Dort macht Raab billige Witze über diverse Programme, die aber meist so schlecht sind wie die Sendungen selbst. Das Lachen bleibt einem meist im Halse stecken. Die Spontaneität, die Raab früher auszeichnete ist verflogen. Seine Gags riechen stark nach schlechten Gagschreibern.

Im restlichen Verlauf der Sendung verfällt die Show in eine Werbeplattform für ProSieben, Promis, Popstars und sonstigem Kommerz. Gekonnte und pointierte verbale Attacken Raabs gegen seine Gäste sind eine Seltenheit. Der Moderator selbst wirbt jede Woche für eine neue Sendung aus seiner Feder: Turmspringen, Reiten, Autoball, Schlag den Raab, Stockcar Crash Challenge und vieles mehr. Diese Formate, vor allem „Schlag den Raab“ sind deutlich unterhaltsamer als die Mutter all dieser Shows: „TV Total“.

Zeitweise verwandelte sich „TV Total“ in ein Magazin für „Popstars“ und „Germany’s next Topmodel“, zwar als eine Art Persiflage gedacht, entpuppten sich die Beiträge aber als Präsentationsflächen der Sendungen und deren Kandidaten, die verzweifelt nach Aufmerksamkeit hechelten.

Zwar ist die Prominentendichte bei Stefan Raab auf dem Sofa mittlerweile ziemlich erstaunlich, doch das Problem ist, dass Raab mittlerweile selbst zu diesen Prominenten gehört, über die er sich früher amüsierte.

Dienstag, 18. November 2008

Uni-Leben: Armes, langsames Münster?

Gestern berichteten wir über die geplante Urabstimmung zur Einführung eines NRW-weiten Semestertickets an der Uni Münster. Darauf möchten wir weiter in einer globaleren Sichtweise noch einmal eingehen.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein klarer Befürworter des Tickets bin. In Paderborn wie in den meisten Hochschulorten des Landes ist dieses bereits gültig. Die Abstimmung fand in Paderborn im April dieses Jahres statt, ähnlich war es etwa in Essen/Duisburg. Das Ticket ist ungemein praktisch und bietet gerade in einem Bundesland wie NRW sehr viele Möglichkeiten. Für 37 Euro mehr pro Semester wäre meine Wahl in Münster jedenfalls klar: So günstig kommt man regulär ja nicht einmal nach Düsseldorf (auf dem Foto ist der Landtag zu sehen) und zurück. Als "Luxus" wird das Ticket von vielen nicht mehr wahrgenommen - für den Preis ist es jedoch sicherlich einer.

In der allgemeinen Gültigkeit liegt dann aber auch ein Problem, denn grundsätzlich soll die Fahrkarte ja dem Pendeln zwischen Heimat- und Uni-Stadt dienen und nicht der Freizeitgestaltung. Pech haben aber diejenigen, die zum Beispiel aus Hannover kommen. Von dort aus nach Paderborn ist es näher als von Bonn hierher - dennoch müssen separate Tickets gekauft werden. Zwar ist hier derzeit zusätzlich (noch) ein altes regionales Semesterticket enthalten, das allerdings auch nicht so weite Kreise zieht.

Vielleicht geht die alte Steigerung des Konservativen "Schwarz-Münster-Paderborn" ja einmal nicht auf und Münster holt nun lediglich nach, was für die meisten Studenten schon angenehmer Alltag geworden ist ...

Montag, 17. November 2008

Uni-Leben: NRW-Semesterticket; Urabstimmung Münster

Update 2: Ein zwingende Vorgabe ist gescheitert. Nun liegt die Einführung in den Händen des Studienparlaments.
Update:Laut einem vorläufigen, nicht offiziellen Ergebnis, wurden die notwenidgen 30 % für das NRW-weite Semesterticket in Münster knapp verfehlt. Somit ist die Urabstimmung nur eine Empfehlung und nicht bindend. Nun muss das neu gewählte Parlament entscheiden. Dort werden 16 Stimmen für eine Enführung des Tickets benötigt. Eine solche Mehrheit hätte zum Beispiel Rot-Grün (Juso-HSG und UniGAL) genau. Jedoch wollen "die Grünen" ein Rechtsgutachten abwarten bevor sie sich entscheiden.
Ein offizielles Ergebnis ist wohl erst gegen Sonntagabend zu erwarten. (Mehr hier)

Während die meisten Studenten in ganz Nordrhein-Westfalen mittlerweile den Luxus eines NRW-weiten Semestertickets genießen können, müssen sich die Münsteraner Studenten bislang noch mit einer kleinen Variante zufrieden geben. Das Semesterticket in Münster gilt nämlich nur für das Schienennetz von Münster und einige umliegende Städte. Hamm, Bielefeld, Dortmund und Paderborn etwa sind zwar inbegriffen; Studenten, die aus Köln, Düsseldorf oder anderen Städten aus NRW kommen, müssen ihre Heimfahrt bisher noch aus eigener Tasche zahlen.


Auf Anregung vieler Studenten hatte die Juso-Hochschulgruppe eine Unterschriftenaktion initiiert, damit eine Urabstimmung zum NRW-weiten Ticket überhaupt stattfinden kann. 1883 Unterschriften wären nötig gewesen, rund 4300 Studenten unterzeichneten schlussendlich. Somit ist der Weg für eine Urabstimmung an der Universität Münster bezüglich des Tickets frei.

Diese wird vom 24. bis zum 28. November, parallel zu den Studierendenparlamentswahlen, stattfinden. Auf dem Abstimmungszettel werden die Befürworter, oder auch Gegner, zwei Fragen vorfinden, die jeweils mit „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ zu markieren sind.

Dies sind die Fragen:
Frage 1:
Stimmst du dem aktuellen, oben aufgeführten Vertrag zum Semesterticket bis einschließlich dem Wintersemester 2010/2011 zu?

Frage 2:

Soll der AStA damit beauftragt werden, das NRW Semesterticket zum Preis von ca. 37 Euro zusätzlich pro Semester zum nächstmöglichen Zeitpunkt an der Universität Münster einzuführen?

Da ein zukünftiges NRW-weites Ticket auf dem jetzigen Semesterticket aufbauen würde, müssten Befürworter beide Fragen mit „Ja“ beantworten. Studenten, denen die alte Variante genügt, müssten die erste Frage mit „Ja“ und die zweite mit „Nein“ beantworten.

Abgestimmt werden kann parallel zu den Studierendenparlaments- und Fachschaftsvertretungswahlen bei einer Urnenwahl vom 24. bis zum 28. November diesen Jahres. Es wird ca. 35 bis 40 Standorte geben, wo man seine Stimme abgeben kann.

Für eine Einführung des Tickets ist notwendig, dass 30 % der Gesamtstudierendenschaft zustimmen. Außerdem dürfen selbstverständlich die Gegenstimmen nicht überwiegen. Somit wäre das Ergebnis bindend, andernfalls nur eine Empfehlung.
30 % entsprechen in Münster übrigens ungefähr 10.800 Studenten.

Der Hofnarr
denkt, egal ob man pro oder contra NRW-Ticket ist, der Weg der demokratischen Abstimmung ist sicherlich der beste. Somit hat jeder die Chance seine Meinung geltend zu machen und kann seinen Beitrag dazu leisten, dass der Wille der Gesamtstudentenschaft gehört wird. Ob der Aufpreis von 37 € den Mehrwert des Tickets lohnt, muss trotzdem jeder selbst entscheiden.

Für Interessierte gibt eine Gruppe im studivz.