Mittwoch, 12. November 2008

Schulstreik: Zehntausende Schüler gehen auf die Straße

"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!" - Ein Hauch von '68 wehte am heutigen Mittwoch durch die Bundesrepublik. Allerdings waren es diesmal nicht Studenten, sondern Schüler, die auf die Straße gingen, um zu protestieren. Ihre Forderung ist im Vergleich zur linken Revolte von damals fast schon bescheiden: Eine umfassende Bildungsreform, die es allerdings in sich hat, soll her. Nach derzeitigem Stand blieb der "bundesweite Schulstreik" absolut friedlich.

- Die Klassenräume blieben heute in vielen Städten leer -

Nach Angaben der organisierenden Website "schulaction.org" demonstrierten im Mai und Juni bereits 40.000 Schüler gegen die miserablen Zustände in den Lehrstätten. Heute könnten es gar noch mehr gewesen sein, wenn die in den Medien und von Teilnehmern kolportierten Zahlen stimmen: In Berlin, Bremen und Kiel sollen es jeweils etwa 5.000 Demonstranten gewesen sein. Eine eindrucksvolle Zahl, die den wachsenden Unmut etwa über - wie es im Aufruf zum Streik heißt - zu große Klassen, das "Turbo-Abi" in zwölf Jahren und Kopfnoten belegt.

Leider werden seitens der Organisateure keine konkreten Lösungs- oder Finanzierungsvorschläge genannt. Zwar wurde eine "SchülerInnen-Konferenz" in Zusammenarbeit mit ausländischen Kommittees einberufen, deren Agenda jedoch außer "Sollerklärungen" nicht viel zu bieten hat. So nahm ein beträchtlicher Teil der Demonstranten denn den Streik auch nur als willkommenen Anlass, mal Pause von der Schule zu haben. Lediglich die enorme Resonanz der Aktion könnte durch den Druck auf die Politiker noch produktive Folgen haben.

Der Hofnarr denkt: Es ist gut zu sehen, dass die Politikverdrossenheit gerade in der jungen Bevölkerung abzunehmen scheint und die Schüler wieder in der Lage sind, ihren Standpunkt gemeinsam zu manifestieren. Etwas mehr Realismus und Beteiligung bei der Lösungsfindung ihrer Probleme wäre allerdings zu wünschen, ansonsten verlaufen die Aktionen im Sande.

In einem Kommentar der ZEIT wird den Schülern Recht gegeben
Auch die Tagesschau berichtet über den Streik

Danke an Carsten für den Hinweis!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Erstmal danke für die namentliche Nennung. Ich fühle mich richtig relevant. ^^

(Folgende Äußerungen beziehen sich auf meine Erfahrungen in Rheinland- Pfalz!)

Allerdings weiß ich wirklich nicht, was das alles soll. das Problem mit zu großen Klassen relativiert sich in der Oberstufe. das größte Problem im Schulsystem ist meiner Meinung nach fast die Schwachsinnigkeit der übertriebenen Wichtigkeit des Abischnitts- doch wie will man das sonst lösen?
Dass ich mein Abi nach 12,5 Jahren in der Tasche hatte, hat sich zwar als vollkommen nutzlos erwiesen, war aber durchaus schaffbar.

Welche Veränderung würde die Qualität unserer Schulsystems am Schnellsten verbessern? Vielleicht motiviertere Schüler?!

Aber die saufen ja lieber vorm Paderborner Rathaus, antworten auf Fragen meinerseits mit "KA was das soll, wir machen halt Demo!" und nennen das Streik.

PS: Zum Thema "Leistungsdruck im ABI": Viel Spaß an der Uni.

politischer hofnarr 2 hat gesagt…

@ Carsten: Auch von meiner Seite nochmal vielen Dank für den Tipp. Hatte im Vorfeld gar nichts von den Demos mitbekommen. Naja kaum ist man Student...
Bei meinem kleinen Bruder haben die einfach elegant die Hochschultage auf das Datum gelegt.