Dienstag, 16. September 2008

Dänemark: Grün für Europa?

Mit jeder Ampelphase in der belebten City von Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen rauschen bis zu 20 Fahrradfahrer am wartenden Fußgänger vorbei. Auf fast zwei Meter breiten Radstreifen wird es dem umweltbewussten Besucher leicht gemacht, Skandinaviens alte Metropole mobil zu erkunden. Hat man kein eigenes Fahrrad dabei, lässt sich das problemlos an einer der zahlreichen dafür eingerichteten Stationen mieten und an einer anderen wieder abstellen. Nun ja, zumindest beeilen sollte man sich schon, ansonsten besteht die Gefahr, bei dem großen Andrang leer auszugehen.


In diesem Punkte ist Deutschlands nördlichster Nachbar also durchaus auch Vorbild. Große Smoggefahr wie beispielsweise in London besteht in der Ostseestadt nicht. Zudem konnte Dänemark in den letzten 14 Jahren die Arbeitslosenquote geradezu sensationell von 12 % auf 3 % (damit spricht man von einer „Vollbeschäftigung“) senken, mit einer Arbeitsvermittlung unter dem Motto "Fördern und fordern" wie die ZEIT bereits 2004 ausführlich berichtete. Trotzdem stehen im Königreich nicht alle Zeichen auf Grün, insbesondere in puncto Europäische Union.


Denn nicht selten handeln sich die Dänen Sonderregelungen im europäischen Miteinander aus. So geschehen, als 1992 der Maastrichter Vertrag zunächst abgelehnt wurde. So geschehen bei der geplanten Einführung des Euro, die per Volksreferendum abgelehnt wurde (53 % sprachen sich dagegen aus). Bald soll jedoch ein neues Referendum ausgeführt werden. Für den Touristen macht sich dieser „Spezialfall Dänemark“ auch durch die mittlerweile ungewohnten Passkontrollen beim Grenzübergang bemerkbar. Das zeigt - ebenso wie die Parlamentswahl-Ergebnisse von 2005, bei denen die nationale Fraktion (Dansk Folkeparti) 13,3 % der Stimmen erhielt - die große nationale Identifikation im vergleichsweise kleinen Land. Das schwach besiedelte Grönland außen vor gelassen, umfasst das Königreich eine Fläche von etwa 43.000 km² - zum Vergleich: Deutschland ist mehr als achtmal so groß.


In Zeiten, in denen die EU immer weiter erweitert wird, stellt sich jedoch auch die Frage, ob dieser „dänische Weg“ der teilweisen Autonomie nicht erfolgsversprechender ist als die fortschreitende Verschmelzung Europas. Denn während die „Großen“ nach wie vor über Konjunkturprobleme klagen, zeigt die Kurve der Skandinavier zuletzt deutlich nach oben: Im weltweiten Vergleich des Bruttoinlandsprodukts pro Einwohner belegt Dänemark mittlerweile den siebten Platz (Stand 2007; Deutschland liegt auf Rang 19). Bei der "grünen Politik", dem Klimaschutz und den erneuerbaren Energien, könnte Dänemark ebenso eine führende Rolle einnehmen und dann heißt es für die Nachbarn ähnlich wie für den Touristen in Kopenhagen Beeilung, um nicht leer auszugehen.

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