Samstag, 20. September 2008

Durch die Parteien: Ein Tabubruch bei den Grauen Panthern?

Beim Streifzug durch den Parteidschungel fiel den Hofnarren ein Plakat der „Grauen Panther“ auf. Obwohl kaum bekannt, sorgt es beim Betrachter sicher für Aufsehen: Liebevoll umarmt sich dort ein Paar im fortgeschrittenen Alter. Zufrieden sehen die beiden Rentner zwar aus. Doch zusammen mit dem provokativ gemeinten Slogan „Poppen für ’ne sichere Rente?“ kommt diese Kampagne einem Tabubruch in der politischen Landschaft Deutschlands gleich. Fernab von „political correctness“ sollen hier Wählerstimmen gesammelt werden.


Hinter den fünf im Bundestag vertretenen Fraktionen nimmt die „Generationspartei“ (so nennt sie sich per Namenszusatz seit der Neugründung im März dieses Jahres) den sechsten Listenplatz ein. Dieser bestimmt bei den Bundestagswahlen mit, wie viele Kandidaten einer Partei als gewählt gelten und ins Parlament einziehen. Das hat in diesem Fall allerdings nur theoretische Bedeutung. In der medialen Berichterstattung steht zudem noch die NPD durch ihre unterschiedliche Ideologie gegenüber den Grauen im Vordergrund. Das radikale Gedankengut der Rechten ist gerade vor dem Hintergrund der „deutschen Geschichte“ wesentlich gefährlicher und daher auch interessanter als die moderaten Ansichten der Panther. Daher wohl nun der Griff zu drastischeren Maßnahmen für mehr Beachtung bei den Wählern: Aufmerksamkeit ist alles in der Medienlandschaft und im Wahlkampf, Inhalte geraten in den Hintergrund. Der gewählte Sprachstil und die Augenkrebs erregende Farbkombination aus Pink, Beige und Schwarz untermalen das gewählte Motiv passend. Sex sells – auch in der Politik. Aber auch bei den Alten?

Eine Koalitionsbildung mit den Grauen?


Die Attribute, die die Politik der Panther laut Plakat charakterisieren sollen, überraschen: „Jung, dynamisch, frech und mutig und vor allem: Ehrlich und neutral“, beschreiben sich die Politiker gleich mit einer ganzen Palette von Eigenschaften. Wer denkt, das wäre viel, dem sei ein Blick ins Parteiprogramm empfohlen, dem nicht weniger als 51 (!) „Tugenden“ vorangestellt sind. Ob das für große Identifikation oder doch eher Verwirrung sorgt, sei mal dahingestellt. „Weg vom erzkonservativem Image“ – das scheint einem das Poster geradezu entgegen zu schreien. Die Eigenschaften der Jugend sollen in Einklang mit den Interessen der Älteren gebracht werden. Ein interessanter Ansatz, doch was ausgerechnet die im Plakat aufgeführte Neutralität in der Politik zu suchen hat, bleibt rätselhaft, auch wenn man sich damit lediglich den Weg zu allen Koalitionen offen halten will [vgl. Parteiprogramm: „Sollten (…) demokratische Parteien gute soziale, menschliche Ideen zum Wohle unseres Landes (…) haben, kann sich jede dieser einzelnen Parteien der Unterstützung ihrer eigenen Ideen durch “DIE GRAUEN - Generationspartei” sicher sein.“]. Eine Partei, die nicht Partei ergreifen will? Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass eine Regierungsbildung mit den Grauen in weiter Ferne liegt, eine fragwürdige Einstellung. Parteien wollen schließlich gemeinhin mitbestimmen und nicht nur zuschauen, wie Entscheidungen getroffen werden.


Aber halt: Sind sinkende Renten die einzigen Inhalte der Grauen? Glaubt man dem Vorsitzenden Norbert Raeder (Foto links), ist dem nicht so. Dieser Prototyp eines seriösen Staatsmannes und die Hoffnung der deutschen Senioren gibt auf der Parteihomepage kund: „Ich setze auf alle Generationen“. Er setzt auf einen regen Austausch zwischen Jung und Alt, „die wilde Jugend gemeinschaftlich mit den erfahrenen Älteren“, wie er sagt.


Die tatsächlichen Forderungen sind trotzdem auf die eigentliche Zielgruppe fokussiert, das schwammige „bessere Ausbildung und Bildung“ klingt für junge Wähler wenig verlockend. Aber auch die anderen Punkte wie „würdevolles Leben im Alter“, auch in Wohnheimen und mit einer „Mindestrente von 1.250 Euro“, bleiben wenig konkret. Eine weitere Forderung ist die nach „Weitergabe von Wissen und Erfahrungen der älteren Generationen an die jüngeren Generationen“. Der Hofnarr meint: Wie wäre es da mit einem Mindestalter von 60 Jahren für Politiker? Wobei: Viel verändern würde das wohl auch nicht…


Die Grauen bleiben damit eine Partei, der das eigenständige Profil fehlt. Dieses wird auch 2008 mit der „Poppen?“-Kampagne nicht geschärft.


Quelle: Die Grauen bzw. ihre Plakatseite

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