Dienstag, 2. September 2008

Portrait: Kevin Duckworth

Wir schreiben das Jahr 1988. Michael Jordan wird mit 35 Punkten pro Spiel NBA-Topscorer. His Airness gewinnt den MVP-Titel und heimst auch den Titel für den besten Verteidiger der NBA ein. Die Los Angeles Lakers gewinnen dank eines Triple Double von James Worthy im siebten Spiel der NBA Finals den letzten Titel vor der Wachablösung der Detroit Pistons und Chicago Bulls.



Dass Kevin Duckworth damals die Trophäe als Most Improved Player (MIP) gewinnt, wissen wohl nicht mehr ganz so viele. Der junge Mann aus Harvey/Illinois, der 1986 in der zweiten Runde an neunter Stelle von den San Antonio Spurs gedraftet und direkt nach Portland getradet wird, ist nach einer unspektakulären Rookie-Saison durch die Verletzungen der regulären Center-Spieler Steve Johnson und Sam Bowie gezwungen, die Rolle des startenden Fünfers der Blazers zu übernehmen. Der damals 24-Jährige enttäuscht die Fans in der Rosenstadt nicht und legt eine furiose Saison hin. Mit 15,8 Punkten und 7,4 Rebounds pro Spiel sowie einer starken Verteidigungsarbeit erhält er in seiner zweiten Spielzeit für diese Leistungssteigerung die MIP-Auszeichnung.

Den wohl größten und bewegendsten Moment seiner Karriere erlebt Duckworth im Conference-Halbfinale 1990 gegen die San Antonio Spurs. Nachdem er sich im Vorfeld die rechte Hand gebrochen hatte, kann der Center der Trail Blazers die ersten sechs Spiele der Serie nur von der Tribüne aus beobachten. Auch im siebten Spiel rechnet niemand mit einer Teilnahme von "Duck". Doch als sich die Spieler für die Partie aufwärmen, geht plötzlich ein Raunen durch das Publikum. 12.884 Fans im Memorial Coliseum feiern den unerwarteten Einlauf ihres Centers mit zweiminütigen Standing Ovations. Gegen den Rat des Arztes und ohne das Wissen seines Teams will er an diesem Abend unbedingt seiner Mannschaft helfen und läuft trotz Verletzung auf.

Im Spiel selbst liefert Duckworth zwar keine überragende offensive Vorstellung ab, doch er legt seinen Kontrahenten David Robinson weitgehend an die Kette und hält ihn bei drei von elf Würfen aus dem Feld. Außerdem beschert dieser emotionale Moment des unerwarteten Einlaufens Duckworth' und dessen großer Einsatzwille dem Team einen großen Schub. Das Team aus Portland entscheidet das siebte Spiel mit 108:105 nach Verlängerung für sich, überrollt im Conference-Finale die Phoenix Suns mit 4-2 und zieht erstmals seit 1977 wieder ins NBA-Finale ein. Dieser große Erfolg in der Geschichte der Franchise wird vor allem von den Fans auf den Einsatz von Kevin Duckworth zurückgeführt. Bis heute ist dieses Spiel in Portland und Umgebung legendär. “Das war der unvergesslichste Moment in der Geschichte der Blazers”, sagte Jerome Kersey, damaliger Teamkollege und Freund des Verstorbenen. Im Finale muss das Team aus Oregon sich allerdings den Detroit Pistons mit 1-4 geschlagen geben.

Nach dem Ende seiner Laufbahn lässt er sich in der Nähe seines einstigen sportlichen Mittelpunkts in Oregon nieder. Für sein altes NBA-Team ist er auch abseits des Feldes weiter aktiv – vor allem als Botschafter für gemeinnützige Projekte. So auch am Tag seines Todes, als er an der Küste von Oregon ein Basketballcamp für Kinder ausrichtet. In seinem Hotelzimmer kollabiert er nach einer Herzattacke. Nach der Autopsie ist klar, dass die Herzattacke auf einen angeborenen Herzfehler zurückzuführen ist.

Bei seinen Teamkollegen und anderen NBA-Fans war Duckworth sehr beliebt. Sein anderer Spitzname „Gentle Giant“ (dt. sanfter Riese) lässt sich natürlich auf seine Größe (2,11 Meter) und sein hohes Gewicht, welches sowohl in seiner aktiven als auch vor allem nach seiner Profikarriere starken Schwankungen unterworfen ist, zurückführen. Doch auch auf seinen Charakter spielt dieser Rufname an. "Kevin war einfach gelassen. Er wollte jeden zum Lachen bringen. Er war ein super Teamkollege, der sehr fürsorglich war und der immer helfen wollte, so weit er konnte. Die Trail Blazers-Familie hat ein teures Mitglied verloren. Es wird nie mehr wie vorher sein", blickt der ehemalige Mitspieler Terry Porter auf seinen ehemaligen Teamkollegen zurück.

NBA-Fans erinnern sich gerne an Legenden aus vergangener Zeit: Michael Jordan, Larry Bird und Magic Johnson werden noch heute vergöttert. Auch wenn ein Spieler wie Kevin Duckworth die NBA nicht wie die drei Legenden dominierte, prägte er sie doch und hat sich so einen Platz in der Geschichte der NBA und den Erinnerungen aller Basketballfans verdient.



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