Freitag, 31. Oktober 2008

Durch die Parteien: Henning Scherf (SPD) wird 70!

Wenn ein ehemaliger SPD-Bürgermeister einen runden Geburtstag feiert, gehört es zum guten Ton, dass ihm die sozialdemokratische Elite gratuliert. So geschehen auch beim ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf, der heute 70 Jahre alt wird.


Der Hofnarr hätte vermutet, dass Herrn Scherf ein persönlicher Glückwunsch per Post oder auch per Telefon zugetragen wird. Vielleicht sogar per SMS oder Mail, die Senioren von heute sind ja teilweise recht fit in Sachen Technik. „Viel-smserin“ Angela Merkel hätte ihm sicher eine nette Kurzmitteilung geschickt, wenn er in ihrer Partei wäre. Nun ja, Franz Müntefering schrieb „dem Henning“ einen netten Brief. Woher ich das weiß? Dieser wurde als Pressemitteilung auf der Homepage der SPD veröffentlicht. Hier der Wortlaut:

„Lieber Henning,

zu Deinem 70. Geburtstag gratuliere ich Dir - auch im Namen des Parteivorstandes - herzlich.

Als bürgernaher und weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannter Bremer Bürgermeister warst Du die Verkörperung von erfolgreicher sozialdemokratischer Kommunalpolitik.

Jetzt - "wo Du bei niemandem mehr auf der Lohnliste stehst " - und viel gelesene Bücher schreibst, lebst Du ein Beispiel vor, das in unserer Gesellschaft Schule machen sollte: das gemeinschaftliche Wohnen im Alter als auf Dauer angelegte aktive Sorge füreinander. Mit Deiner Lebensweise machst Du den Nachfolgenden Mut, die so genannte demografische Entwicklung auch als Chance zu begreifen!

Lieber Henning, ich wünsche Dir und Deinen Lieben heute eine fröhliche Geburtstagsfeier und Dir alles Gute für die Zukunft: Lebensfreude, Gesundheit und Glück!

Mit herzlichem Gruß

Franz Müntefering“ (laut SPD.de)



Nachdem ich diese Pressemitteilung gelesen hatte, drängten sich mir einige Fragen auf:

1. Warum veröffentlicht die SPD einen persönlichen Glückwunsch-Brief als Pressemitteilung auf ihrer Homepage?
Vermutung des Hofnarrs: Die SPD muss ihre sozialdemokratische Kameradschaft nach außen tragen. Vor allem das „Du“ der Genossen klingt doch schon mal viel versprechend. So kann man bestimmt ordentlich Mitglieder werben. Ist ja auch bitter nötig. Die CDU hat ja, der eigenen Krise bei den Unionspartnern in Bayern zum Trotz, bekanntlich die SPD in Sachen Mitglieder überholt.

2. Was für Bücher hat der Beglückwünschte geschrieben?
Antwort nach Recherche: Henning Scherf hat bereits elf Werke publiziert. Seine erfolgreichstes Buch heißt „Grau ist Bunt - was im Alter möglich ist“. Darin sagt er, dass die Generation der Älteren seiner Meinung nach die „klassische ehrenamtliche Basis“ unserer Gesellschaft bildet. „Dreißig Jahre in wunderbaren Bedingungen, weil wir nämlich eine Rente haben, die uns ernährt, weil wir plötzlich Zeit haben, weil wir noch fit sind, weil wir uns noch interessieren können, einmischen können, weil wir uns noch beteiligen können, ohne immer zu fragen: Kriege ich da auch das richtige Gehalt dafür?“ Eine durchaus interessante These wie ich finde, die ich so durchaus unterstütze, denn:
“ Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!
Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran.
Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuß!
Mit 66 ist noch lange nicht Schluß!“ (nach Udo Jürgens)


3. Was ist mit „gemeinschaftlichem Wohnen im Alter“ gemeint?
Antwort nach Recherche: Henning Scherf lebt seit mehr als 15 Jahren mit seiner Frau und fünf weiteren Mitbewohnern in einem Haus in Bremen. Zusammen bilden sie eine WG. Hofnarr findet: Auf jeden Fall eine gute Alternative zum Altersheim. Was bei Studenten funktioniert, sollte doch auch für Senioren möglich sein. Warum alleine leben, wenn man so seinen Lebensalltag mit Gleichgesinnten verbringen kann.

Trotz der eher fragwürdigen Veröffentlichung dieses doch persönlichen Briefes, schließt sich Hingesehen den Glückwünschen an Henning Scherf an. Sein Umgang mit dem Altern ist vorbildhaft für alle Senioren. Zudem zeigte der bekennende Werder-Fan nicht zuletzt auf den Stehplatzrängen des Bremer Weserstadions häufig seine Nähe zum Volk. Eine Tugend, die gerade in der SPD zu den viel zitierten, aber oft realtiätsfernen Versprechen zählt.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Selbstversuch im Nachmittagsfernsehen - Heute: "Britt"

Ab heute startet Hingesehen eine neue Post-Reihe, den „Selbstversuch im Nachmittagsfernsehen“. In jedem Beitrag dieser neuen Serie rezensieren wir eine Sendung aus dem "Nachmittagsfernsehen", worunter zum Großteil Sendungen der Privaten gemeint sind. Wir sind uns nicht zu schade für unsere Leser Talkshows, Gerichtssendungen und weitere Formate zu ertragen. Wir wollen uns opfern, um über das wahre Niveau des Fernsehnachmittags aufzuklären. Die Qualitätsdebatte über das deutsche Fernseheprogramm ist ja nicht zuletzt dank Marcel Reich-Ranitzki wieder voll im Gange.

Heute hatte ich das Vergnügen mir eine Folge von „Britt“ um 13 Uhr auf Sat.1 anzugucken. Ehrlich gesagt hätte ich echt nicht gedacht, dass es so schlimm ist. Das Thema der Sendung lautete „Schockierender Bericht: Heute erfährst du, was wirklich passiert ist!“. Hörte sich ziemlich viel versprechend an. Schon das Intro, in dem Britt in einem rosa Kleid durch die Gegend tanzte, war ein absolutes Highlight. In der Sendung wurden dann vier Fälle zu dem Thema vorgestellt. Auf Interessierte wartet am Ende dieses Artikels übrigens noch ein ganz besonderer Hinweis!


1. Den Anfang machten Marcel (22), Leiharbeiter aus Bochum, und seine schwangere Freundin Esra, eine 17-jährige Schülerin, die ebenfalls aus Bochum kommt. Die beiden sind seit elf Monaten zusammen, nur leider hat Marcel einmal in einer Diskothek zu viel getrunken und da ist es dann passiert: Eine hat ihm „an die Glocken und so was gegriffen“. Dann ist er mit zu ihr gegangen und dort hat es dann „geschippert“. Leider ist seine Freundin Esra im siebten Monat schwanger. Laut Marcel waren aber der Alkohol und das Mädchen, was ihn „genötigt“ hat, schuld am Seitensprung. Heute möchte er ihr nun alles erzählen, bisher hatte er sich noch nicht getraut. Dafür begibt er sich auf den „Beichtstuhl“. Dort kommt dann die Wahrheit ans Licht. Aber Gott sei dank hat er ein Kondom benutzt, was er übrigens IMMER macht. Frage: Wieso ist dann seine Freundin schwanger? Naja, letztendlich gewinnt er sie mit einem unglaublich schlechtem Lied zurück und sie vergibt ihm.

2. Nun folgt die hochschwangere (schon wieder!) Brigitte, 22 Jahre, aus Brühl. Sie hat „ziemlich Stress“ mit ihrem Ex-Freund Patrick. Sie hat beim Herumschnüffeln in seinen Mails Liebesbekundungen für eine Andere gefunden. Patrick beteuert aber, dass er nur zwei, drei Tage in Nicole (Freundin von Brigitte), verliebt gewesen wäre. Die wahren Gefühle kann jedoch nur der Lügendetektor („Trommelwirbel“) bringen. Die beiden haben übrigens schon ein Kind. Das heißt (ohne Witz!) Angelina Jolie. Da kann man das Kind nur bedauern. Der Lügentest bringt dann zu Tage, dass Patrick die Mutter seiner Kinder nicht mehr „aus vollem Herzen liebt“. Den Kindern zur Liebe wollen sie ihre Beziehung aber von Null neu aufbauen.

3. Marcel, 21 Jahre, hat ernsthafte Zweifel, ob seine zwei (!) Kinder wirklich von ihm sind. Die Namen seiner Kinder Franz-Leon und Basty sind übrigens auch sehr schön, zwar nicht so einfallsreich wie Angelina Jolie, aber trotzdem sehr wohl klingend. Seine Zweifel begründet er übrigens einmal damit, dass er „das mal so gehört hat“ und dass seine Freundin Sandra im Streit gesagt hätte, wer wisse, ob es seine Kinder seien. Die Mutter der Kinder, mit einer sehr modischen Jeans-Jacke mit Fellkragen bekleidet, weist natürlich diese Unterstellungen von sich. Die Famille von Marcel hat zudem sofort bei der Geburt Berechnungen durchgeführt, mit dem Resultat, dass die Kinder ja gar nicht von Marcel sein können. Die Auflösung kann nur ein Vaterschaftstest, gesponsert von Britt, bringen. Dieser beweist, dass beide Kinder doch von Marcel sind. Auf Britts Tipp, dass Jugendamt einzuschalten, antworte Marcel nur: „Ist schon!“. In diesem Sinne alles Gute den beiden.

4. Der absolute Höhepunkt der Sendung ist der letzte Fall. Kevin hat Stress mit Dina. Die war früher mal ein Mann, hat sich aber per Operation in eine Frau verwandeln lassen. Der gebürtige Engländer fühlte sich nach Dinas Geschlechtsumwandlung „sehr von ihr angezogen“. Mit ihr hatte er auch das erste Mal Sex. Kevin möchte nun gerne eine „Kollegschaft“ mit Dina aufbauen, was auch immer das sein soll. Jetzt schaltet sich Niko ein, der gemeinsame Freund. Den habe ich leider nicht verstanden, weil er einfach total unverständlich und mit gebrochener Grammatik geredet hat. Nun kommt der große Auftritt von Dina, die übrigens die Stimme eines 50-jährigen Alkoholikers hat und nicht gerade als Schönheit durchgeht (s. Bild). Kevin rastet jetzt völlig aus. Obwohl er Dina einen Dildo bestellt hat, will sie einfach nichts mit ihm zu tun haben. Seine, äh, ihre Erklärung folgt sogleich: Sie hat sich entschieden, jetzt lesbisch zu sein. Am Ende vertragen sich dann doch wieder alle und wollen Freunde bleiben. Es fließen reichlich Tränen. Auch ich musste mich stark konzentrieren, nicht in Tränen auszubrechen...

Fazit: Diese Stunde am Nachmittag war definitiv verlorene Zeit. Das Niveau dieser Sendung war unglaublich tief. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie man sich so was freiwillig angucken kann.

Besonderes: Zu jeder Sendung gehört ja mittlerweile ein Gewinnspiel. Auch bei Britt gab es dicke Preise, die man absahnen konnte. Eine unglaublich tolle Waschmaschine wartet auf den Glücklichen der Leitung Eins getroffen hat.

Für alle, die dieser Post Lust auf mehr gemacht hat: Britt sucht Praktikanten!

Montag, 27. Oktober 2008

"Und lesen Sie doch bitte noch folgende Texte..."

Gerade einmal in der dritten Woche bin ich nun Student. Wer jedoch denkt, dass in den Seminaren erst einmal ein lockerer Aufgalopp stattfindet, der irrt. Zwar stimmt es, dass Referate, Klausuren und Hausarbeiten noch ein ganzes Stück weg sind. Ebenso ist das Vorurteil des lang schlafenden Studenten nicht ganz abwegig, sofern man seinen Stundenplan vorteilhaft legen konnte. Aber eine "Schonfrist" für Erstsemester gibt es nicht - es gilt gleiches Recht für alle und das ist in Ordnung so.

Schon in der ersten Woche nach der Orientierungs-Phase wurde auf die Bücher, Dateien und Kopien hingewiesen, die man sich doch bitte zu Gemüte führen sollte. Bis man die Texte erst einmal geliefert bekommt oder das Druckerzentrum der Uni Nachschub bereit stellt, vergehen die ersten Tage. Kein Problem, denkt sich der aus der Schule verwöhnte Anfänger. Der Blick in den Reader ist dann wohl in den meisten Fällen erschreckend: 50 DIN A4-Seiten oder ein komplettes Shakespeare-Drama in sieben Tagen sind nicht Ausnahme, sondern Regel - pro Kurs versteht sich. Selbst in der Oberstufe noch hatte man oft mehrere Monate Zeit die Lektüre vorzubereiten - im Zweifelsfall tat man es erst kurz vor dem Abitur.

Klar, abgerechnet wird auch in der Uni nicht allein darüber, wie schnell oder gründlich man die Passagen vorbereitet hat. Der Gesamtaufwand ist allerdings deutlich höher als in der Schule, das sollte zukünftigen Erstis bei der Entscheidung für ein Studium bewusst sein. Allerdings kann sich die Mühe lohnen. Damit kommen wir zu einem Standardsatz, der in den letzten Jahren den Lehrern vorbehalten war: "Die Lektüre soll ja nicht nur Arbeit sein, sondern auch Spaß machen." An der Uni steckt für mich mehr dahinter als zuvor, denn hier wählt jeder die Fächer eigenständig nach persönlichen Interessen und kann dann tatsächlich mitunter eine an- oder aufregende Lese-Zeit erwarten.

Erschwerend kommt da leider nur das wilde Umherwerfen von Fremdwörtern einiger Autoren hinzu, das wir bereits im Pilot-Post der Kategorie "Uni-Leben" angesprochen haben. In diesem Sinne werde ich mich nun den letzten Seiten des ersten Textes zur Einführung in die Mediengeschichte widmen...

Freitag, 24. Oktober 2008

NBA-Saison 2008/2009 beginnt!

Am Dienstag, 28. Oktober, ist es endlich wieder so weit. Die NBA-Saison 2008/2009 beginnt. Zu Beginn empfängt der Meister aus Boston LeBron James und seine Cleveland Cavaliers. Anschließend spielen noch die Milwaukee Bucks gegen die Chicago Bulls und die Portland Trailblazers gegen die Los Angeles Lakers.



Favorit auf die Meisterschaft in der kommenden Saison sind die L.A. Lakers. Mit dem wieder genesenen Andrew Bynum spielen vier potentielle All-Stars im Team von Coach Phil Jackson. Heiß auf den Fersen dürften ihnen die Boston Celtics sein, die die Lakers letztes Jahr im Finale bezwangen.

Die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki stehen vor einer schwierigen Saison. Nach dem Erstrundenaus letztes Jahr und nahe zu keiner Veränderung im Team dieses Jahr, ist diese Saison die letzte Chance für die Mannschaft sich zu beweisen. Andernfalls dürfte die "Mavs" umgestaltet werden. Und wer weiß, vielleich muss dann auch unser Deutscher in der NBA die Koffer packen.

Heißer Kandidat auf den Titel des MVP (Most Valuable Player: Wertvollster Spieler), den Nowitzki 2007 erhielt, ist LeBron James. Aber auch die Liganeulinge sind dieses Jahr einen Blick wert. Derrick Rose, Michael Beasley, O.J. Mayo und Greg Oden werden wohl unter sich den besten Nachwuchsspieler ausmachen.

Eine ausführliche Vorschau der einzelnen Teams findet man auf crossover. Dort gibt es für alle Fans des orangenen Leders auch ein schönes Managerspiel.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Professoren sind auch nur Menschen!

Die Erkenntnis, dass Professoren auch nur Menschen sind, ereilte mich als Student bereits in der ersten Vorlesung. Und das obwohl vor Beginn des Studiums Professoren für mich als Schüler gerade zu als Götter galten: „Elite des Bildungswesens“, „wandelnde Lexika“, „erhaben über jeden Fehler“. Meine Illusion verflog allerdings schnell. Nach ein paar Vorlesungen heißt es unter Studenten schon nicht mehr respektvoll „Professor XY“, sondern „der XY“ – genau wie damals mit den Lehrern. Doch eines ist anders als in der Schule.


Lehrer befinden sich in Rangordnung klar über den Schülern, was manche diese auch gerne deutlich spüren lassen. Das Verhältnis Professor/Student ist dagegen viel mehr auf Augenhöhe. Als Student fühlt man sich sofort im großen „Klub der Akademiker“ akzeptiert. Man hat das Gefühl ernst genommen zu werden und nicht mehr der kleine Schüler zu sein, der dem Lehrer ja sowieso in jeglicher Hinsicht unterlegen ist. Mitforschen und Mitdenken wird an der Universität groß geschrieben.

Obwohl Dozenten über großes Wissen verfügen müssen und bereits eine langjährige wissenschaftliche Karriere durchlaufen haben, wird schnell klar, dass sie trotzdem viel gemein haben mit dem „normalen“ Mann von der Straße.

Klar wurde mir dies sofort in den ersten Vorlesungen. Thema: Literaturempfehlung. Eine neue Präsentationsfolie erscheint. Mehrere Buchtitel zum Fachbereich. Auffällig ist, dass der Name des Autors vom obersten Buch meist der des dozierenden Professors ist. Die Dringlichkeit der Kaufempfehlung des eigenen Werkes variiert jedoch von Fach zu Fach. Von „ich empfehle ihnen dringend, MEIN Buch zu kaufen…“, über „Ich orientiere mich in meinen Vorlesungen natürlich an meinem Buch…“ empfehlen viele ihre Bücher überschwänglich. Immerhin ist dies ein netter Nebenverdienst. Naja ich und viele andere wohl auch würden vermutlich dasselbe tun, hätte man ein Buch geschrieben.

Professoren sind auch nur Menschen wie du und ich…

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Uni-Leben: Hustkonzert und Fremdwörter-Kauderwelsch

Da sowohl "Hofnarr 1" wie auch ich mittlerweile studieren (in Paderborn und Münster), werden wir in Zukunft an dieser Stelle auch über Anekdoten und Eigenheiten aus dem Uni-Leben berichten. Eben genau da, wo es sich lohnt genauer hinzusehen.

Erste Eindrücke aus Münster:
Besonders aufgefallen ist mir in meinen ersten Vorlesungen die schier ansteckende Wirkung von Husten. In einem Vorlesungssaal mit ca. 800 Studenten löst das Husten eines einzigen Studenten den gleichen Reiz bei vielen seiner Kommilitonen aus. Dieses Geräusch springt dann von seiner Ausgangsquelle munter quer durch die Reihen der Studenten und sorgt für ein wahres „Hustkonzert“. Dabei kann man selbst ein Röcheln kaum unterdrücken. Vernimmt man das „Prusten“ eines anderen beginnt es auch bei einem selbst zu kratzen und es bedarf einiger Konzentration und Anstrengung den Hustenreiz zu unterdrücken.

Warum das so ist, weiß ich leider nicht. Auf jeden Fall ist es äußerst faszinierend zu verfolgen, wie ein Husten wie eine Welle durch den großen Saal „rollt“.


Erste Eindrücke aus Paderborn:
Ebenfalls typisch an Universitäten scheint es zu sein, einfache Sachverhalte möglichst schwierig (die Betroffenen würden wohl sagen: "eloquent") ausdrücken zu wollen. Das beginnt bereits mit den Seminar-Titeln im Vorlesungsverzeichnis: "Eine Einführung in die kognitions-psychologische Forschung - am Beispiel des Flash-Lag-Effekts" klingt zwar ungemein gebildet; was in dem Kurs behandelt wird, erschließt sich für die meisten dann aber frühestens im Begleittext.

Auch während der Sitzungen setzt sich das verbale Wettrüsten zum Teil fort. In einem Kurs mit dem schönen Namen "Zukunft des Fernsehens - Fernsehen der Zukunft" hörte ich etwa folgendes: "Das Dispositiv des Fernsehen ist eine Trias aus Gesellschaft, Technik und Subjekten, die interdependenziell verknüpft sind". Alles klar?

Auf einen anderen, nun ja: reizvollen, Kurs stieß ich zufällig im KVV. Beim Eintrag "Glanz und Elend des pornografischen Kinos - Erkundungen eines Genres" heißt es doch tatsächlich im Punkt Voraussetzungen: "Lust auf Recherche bzw. 'Feldforschung' "...

Freitag, 17. Oktober 2008

Bild-Leser wissen weniger - Ein Kommentar

Noch ist nichts verloren. Trotz der berechtigten Debatte über die Qualität des Fernsehens aktuell gibt es noch Hoffnung für die deutsche Medienkultur. Vor allem in den Printmedien macht der Rückgang der Auflage von Bild und BamS (Bild am Sonntag) Hoffnung auf eine Abkehr vom gierigen Schlagzeilen-Journalismus. Während der Axel-Springer-Verlag im dritten Quartal 1998 noch rund 4,71 Millionen der Bild-Zeitung unter das Volk brachte, waren es in diesem Jahr nur noch 3,34 Millionen. Ähnlich erging es der Sonntagsausgabe. Hier schrumpfte der Verkauf von 2,65 auf 1,78 Millionen. Seit dem Jahr 2001 schrumpfte der Absatz beider Zeitungen stetig.


Haben die Deutschen also endlich gemerkt, dass dieses Blatt nicht als "Volkszeitung" taugt, sondern vielmehr die Quelle weitgehender Volksverblödung ist? Wohl leider nicht ganz. Der Rückgang ist auch auf die Digitalisierung der Medienwelt zurückzuführen. Viele, vor allem junge Menschen lesen die Zeitung jetzt im Internet. Auch die Bild-Zeitung ist seit Jahren in der großen weiten Welt des WWW präsent. Der Web-Auftritt lockt ähnlich wie seine Print-Schwester mit skandalösen Titeln und viel nackter Haut. Wie viele Leser wirklich von realer Zeitung auf die digitale Variante umgestiegen sind, ist schwer zu ermitteln.

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht sind die Deutschen der Bild auch überdrüssig geworden und haben erkannt, dass diese nicht als Tageszeitung taugt. Mehr Bild als Text, mehr nackte Haut als wahre Tatsachen, oft populistisches Gedröhne. Dafür steht in meinen Augen die Bildzeitung. Seit vielen Jahren sorgt der Bildblog dafür, dass die Fauxpas der Zeitung ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Ungeheuerliches wurde zu Tage getragen: Dilettantischer Journalismus, Verdrehung von Tatsachen, Missachtung der Privatsphäre und alles nur für eine Story, die sich gut verkauft.

Wirkliche Bildung vermittelt das Blatt nicht wie der Hoffnarr findet. Dabei ist dies doch das größte Gut des aufgeklärten Menschen. Ohne das nötige Wissen nützt all unsere Demokratie wenig. Der Slogan „Bild-Leser wissen mehr“ entspricht beileibe nicht der Realität.

Die Bild-Zeitung „bildet“ keinesfalls, vielmehr sorgt sie dafür, dass Bildung und Informationen in Deutschland durch den Reißwolf des Boulevards und der Sensationslust gedreht werden.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Kommentar: Das Ende der Nutella-Fraktion

Kevin Kuranyi hat sich seine weitere Zukunft in der Nationalmannschaft verbaut und wurde von Jogi Löw geschasst. Der Auslöser dazu ereignete sich am Samstagabend, kurz nachdem Lukas Podolski und Michael Ballack für die DFB-Elf eine 2:0-Führung gegen Russlands "Sbornaja" herausgeschossen hatten. Während der Großteil der 64.400 Zuschauer im Dortmunder Stadion zur Halbzeit gespannt auf die zweiten 45 Minuten wartete, verließ Kuranyi gefrustet den Schauplatz. Vor dem Spiel hatte der Bundestrainer ihm mitgeteilt, dass er nicht im 18er-Kader für die Partie steht, sondern gemeinsam mit Vereinskollege Jermaine Jones auf der Tribüne Platz zu nehmen habe.

Nach dem eigenmächtigen Verschwinden stellte das DFB-Gespann dem 26-Jährigen zunächst ein Ultimatum und versuchte mehrfach ihn telefonisch zu erreichen. Als das erfolglos blieb und Kuranyi auch zur Trainingseinheit am Sonntag nicht erschien, erklärte Löw: "So wie Kevin reagiert hat, kann ich das nicht akzeptieren und werde ihn deshalb in Zukunft nicht mehr für die Nationalmannschaft nominieren."

Kuranyi und die Nationalmannschaft

Für Kuranyi war das Thema Nationalelf immer schon ein zweischneidiges Schwert gewesen. Trotz der akzeptablen Quote von 19 Treffern in 52 Spielen, lag es wohl an der fehlenden Konstanz, dass er nie für die Stammelf gesetzt war. Während sich Miroslav Klose als WM-Torschützenkönig von 2006 solche Durststrecken leisten darf, erhielt der Schalker deutlich weniger Einsatzzeiten. Auch wenn Kuranyis Handlung am Samstag sicherlich aus dem Affekt heraus geschah, so hat der Frust seine Gründe. Bereits vor zwei Jahren vor der WM im eigenen Land wurde Kuranyi überraschend aus dem Kader gestrichen - eine bittere Pille für jeden Profi. Aber Kuranyi spielte sich zurück in die Mannschaft, anders als zum Beispiel der Ex-Bremer Patrick Owomoyela. Trotzdem wurde ihm auch bei der EM 2008 kaum die Gelegenheit gegeben, sich zu zeigen.

Nutella beim DFB

Was als die "jungen Wilden" begann und bei Fans und Medien wegen diverser Werbeclips zur "Nutella-Fraktion" wurde, steht jetzt vor dem Ende. Das ursprüngliche Herzstück aus Arne Friedrich, Tim Borowski, Marcell Jansen, Andreas Hinkel und eben Kuranyi ist gesprengt. Einzig der Herthaner Friedrich kann einigermaßen regelmäßige Einsätze aufweisen, auch wenn seine Konkurrenz auf der rechten Seite mit Fritz und Westermann größer geworden ist. Borowski wurde zuletzt auch nach auskurierter Verletzung nicht berufen, Jansen versucht in der Liga beim Hamburger SV neu auf sich aufmerksam zu machen, Hinkel ist fast aus dem Blickfeld verschwunden.

Ein Problem für die Mannschaft ist das indes nicht. Mit Klose, Podolski, Gomez und dem formstarken Helmes stehen genügend Alternativen bereit. Dazu könnten junge Spieler wie Aaron Hunt oder Ashkan Dejagah aus der U21 hochgezogen werden. Beide sind allerdings keine "echten Spitzen", sondern kommen eher aus dem Mittelfeld. Findet Oliver Neuville zu alter Form zurück, ist auch der Routinier eine Alternative. Die nächste Nominierung Löws darf mit Spannung erwartet werden.

Zum Thema:
kicker
Spiegel Online

Freitag, 10. Oktober 2008

Kommentar: Bundeswehreinsätze im Inland

UPDATE: Der Kompromiss des Koalitionsausschusses für einen Bundeswehreinsatz im Inland ist geplatzt. Die SPD-Bundestagsfraktion sperrt sich gegen die geplante Grundgesetzänderung.

Mitten im Tumult der Finanzkrise nutzte der Bundestag die Gelegenheit, ein umstrittenes Gesetz zu verabschieden.

Die Bundeswehr soll nach dem Willen des Koalitionsausschusses auch in Deutschland Waffen einsetzen dürfen - allerdings nur, wenn die polizeilichen Mittel erkennbar nicht ausreichen. Mit einer Änderung des Grundgesetzartikels 35 soll ein jahrelanger politischer Streit beendet werden. Das neue Gesetz soll vor allen dazu dienen besser gegen terroristische Bedrohungen vorzugehen.


Dieses Änderung im Grundgesetz wird einen wichtigen Grundsatz der Bundesrepublik verletzen: Die Trennung von Polizei und Militär. Eine Umkehr von dieser Grundlage ruft sofort Erinnerungen an dunkle Zeiten in der deutschen Geschichte hervor. Im dritten Reich und auch im Kommunismus wurde das Militär als Terrorapparat missbraucht.

Zwar ist der Einsatz der Bundeswehr eingeschränkt, jedoch ist die Ausnahmereglung nicht nur auf terroristische Angriffe, sondern auf „extreme Gefahrensituationen“ begrenzt. Theoretisch könnte die Bundeswehr nun also auch bei ausschreitenden Demonstrationen zum Einsatz kommen. Natürlich widersprechen die Befürworter des Gesetztes diesem Argument und beteuern, lediglich bei terroristischen Angriffen wie beispielsweise am 11. September würde diese Änderung zum Tragen kommen. Die Gefahr einer Ausnutzung oder Überstrapazierung des Bundeswehreinsatzes ist dennoch gegeben.

Trotz der Gefahren, die mit dieser Änderung verbunden sind, schließt dieses Gesetz eine Lücke. Bisher durfte das Militär selbst bei existenten Gefahren im Inland (Bombenanschläge, Flugzeugentführungen) nicht eingesetzt werden. Anscheinend sind Polizei und deren Spezialeinheiten für solche Bedrohungen nicht ausreichend ausgerüstet und ausgebildet. Zum Beispiel hätte die Polizei nicht die Möglichkeiten ein Flugzeug abzuschießen, wenn es auf ein ziviles Ziel gelenkt wird, um einen terroristischen Anschlag zu verüben. Diese Möglichkeit ergibt sich nun durch den Militäreinsatz.

Sicherlich ist eine besondere Sicherungspolitik nach dem 11. Septembers notwendig geworden, jedoch wäre eine intensivierte Ausbildung und Förderung der deutschen Polizei eine bessere Alternative gewesen. Anstatt das Militär ins Inland zu holen, könnte man einfach die Polizei, die eben für die Sicherheit im Inland zuständig ist, auf die neue Bedrohung, den internationalen Terrorismus, einstellen. Hoffentlich wird der Bundesrat dieser Änderung in dieser vorliegenden Form nicht zustimmen. Die Gefahren einer solchen Verfassungsänderung sind einfach zu groß. Der Regierung würden so Mittel in die Hand gegeben, die sie im schlimmsten Fall sogar gegen die deutsche Bevölkerung richten könnte.

Montag, 6. Oktober 2008

Hypothekenkrise: Erneute Börseneinbrüche in Europa und Asien

Trotz milliardenschwerem amerikanischen Rettungsplan, trotz Milliardenhilfen für die stark angeschlagene Hypo Real Estate (50 Milliarden) und trotz schier endloser Versprechungen, dass die Sparvermögen des kleinen Mannes sicher seien, rutschten die Börsenkurse an diesem Montag in den Keller. Den Abwärtstrend gab der asiatische Markt vor. Angeblich aus Angst, dass durch das amerikanische Rettungspaket die Finanzkrise noch stärker auf Europa überschwappen würde und der Geldmarkt längere Zeit nicht mehr flüssig fließen wird.


Ein kleiner Überblick über die internationalen Börseneinbrüche:

Deutschland: DAX -7,07 %; 5.387 Punkte
Alle DAX-30-Unternehmen waren heute Morgen in Minus!
Verlierer des Tages:
Hypo Real Estate -33,56 %,
Commerzbank – 13,39 %

Kursverluste zur Börseneröffnung in Europa:
Österreich: WBI -7 %
Schweiz: SMI – 3,69 %
Russland: RTS – 9 %
Frankreich: CAC 40 -4,77 %
Großbritannien: FTSE 100 -4,6 %

Der Dow Jones sank erstmals seit vier Jahren unter 10.000 Punkte.
Asien:
Japan: Nikkei -4,25 %
(Das Börsenbarometer verlor 465,05 Punkte und schloss mit 10.473,09 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren.)
Hongkong: Hang-Seng-Index -3,7 %

Ebenfalls einen schwachen Börsenstart gab es in Australien, Südkorea, auf dem chinesischen Festland, Singapur und Thailand.

Freitag, 3. Oktober 2008

Inter Bochum: Nichts ist unmöglich

„Im Fußball ist alles möglich“ - so lautet eine von Kommentatoren, Fans und Verantwortlichen oft zitierte Floskel. Auf ein Team aus dem Herzen des Amateurfußballs im Ruhrgebiet trifft das derzeit ganz besonders zu. Fast hat es den Anschein, der FC Inter Bochum wolle testen, was tatsächlich alles möglich ist.



Der höchste Sieg in einem von der FIFA anerkannten Länderspiel datiert vom 11. April 2001, als Australiens „Socceroos“ Amerikanisch-Samoa mit 31:0 demütigten. Für Inter Bochum sind solche Ergebnisse dagegen an der Tagesordnung. In den bislang sieben Spielen traf der FC nicht ein Mal selbst und kassierte 204 Gegentore, fast 30 pro Partie. Schon drei Mal wurde die Rekordmarke der Australier überboten. Die höchste Klatsche aus 45 Jahren Bundesliga klingt für die Bochumer wie ein Wunschergebnis: 0:12 verlor Borussia Dortmund einmal gegen die andere Borussia aus Mönchengladbach. Solch ein Negativ-Lauf lockt die Medien: Beim letzten Heimspiel gegen EtuS/DJK Schwerte (0:27) filmte ein Kamerateam der ARD das Spektakel.


Die Misere hat Gründe. Noch in der letzten Saison stand Inter fast ausschließlich positiv in den Schlagzeilen. Sportlich überzeugend setzte man sich in der Bochum Kreisligastaffel A3 durch und stieg somit in die Bezirksliga, die achthöchste Spielklasse, auf. Mit an Bord war da mit Ex-Profi Peter Közle (früher VfL Bochum) sogar ein echter „Star“ auf Hobbyebene. Der Sprung aus der Kreisliga war bereits der dritte Aufstieg in Folge – im vierten Jahr nach dem Start in der untersten Klasse, der C-Liga: Ein Kunststück, das nur wenige Vereine aufweisen können. Und wenn, dann oft nur weil sie finanziell besser gestellt sind oder sich bei den Gehältern überheben. Letzteres wird auch in Bochum vermutet, was allerdings von Vereinsseite dementiert wird.


Im Sommer dieses Jahres spitzte sich die Lage immer mehr zu, ein Spieler nach dem anderen verließ den Verein. Unter ihnen auch Közle, der bei seinem Heimatverein VfB Günnigfeld (Landesliga) anheuerte. Die Konsequenz: Inter würde sich zurückziehen müssen, was den Weg für den Kreisliga-Zweiten VfB Annen frei gemacht hätte, oder der Spielbetrieb in der Bezirksliga würde mit der zweiten Mannschaft stattfinden müssen, was auch im Amateurbereich einen erheblichen Qualitätsverlust bedeutet. Bereits Mitte Juni sah Annen-Coach Jens Vogt im RevierSport das Schicksal voraus: „Sollte das so sein, dass sie kein Team mehr zusammen bekommen, wäre es ja auch wirklich nicht gut, wenn der FC in der Bezirksliga antreten und dann regelmäßig abgeschossen würde.“


Vogt behielt recht und während die einen (die Spitzenteams) Wettbewerbsverzerrung monieren, da am Ende ja das Torverhältnis über den Aufstieg entscheiden könnte und dadurch womöglich der höhere Kantersieg gegen Inter den Ausschlag gebe, hoffen die anderen (von Inter) gelassen auf Besserung und das erste Saisontor. Am Sonntag wird der TuS Wengern zum Scheibenschießen auf der Platzanlage „Auf der Heide“ erwartet. Die Tabelle weist den TuS in diesem Jahr als eines der weniger torgefährlichen Teams aus - noch. Bis zum ersten Punktgewinn dürfte es für bis dato hoffnungslos überforderten Inter-Akteure noch ein langer Weg werden…


Mehr zum Thema:

  • RevierSport berichtet ausführlich über Ergebnisse und Hintergründe von Inter Bochum