Freitag, 31. Oktober 2008

Durch die Parteien: Henning Scherf (SPD) wird 70!

Wenn ein ehemaliger SPD-Bürgermeister einen runden Geburtstag feiert, gehört es zum guten Ton, dass ihm die sozialdemokratische Elite gratuliert. So geschehen auch beim ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf, der heute 70 Jahre alt wird.


Der Hofnarr hätte vermutet, dass Herrn Scherf ein persönlicher Glückwunsch per Post oder auch per Telefon zugetragen wird. Vielleicht sogar per SMS oder Mail, die Senioren von heute sind ja teilweise recht fit in Sachen Technik. „Viel-smserin“ Angela Merkel hätte ihm sicher eine nette Kurzmitteilung geschickt, wenn er in ihrer Partei wäre. Nun ja, Franz Müntefering schrieb „dem Henning“ einen netten Brief. Woher ich das weiß? Dieser wurde als Pressemitteilung auf der Homepage der SPD veröffentlicht. Hier der Wortlaut:

„Lieber Henning,

zu Deinem 70. Geburtstag gratuliere ich Dir - auch im Namen des Parteivorstandes - herzlich.

Als bürgernaher und weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannter Bremer Bürgermeister warst Du die Verkörperung von erfolgreicher sozialdemokratischer Kommunalpolitik.

Jetzt - "wo Du bei niemandem mehr auf der Lohnliste stehst " - und viel gelesene Bücher schreibst, lebst Du ein Beispiel vor, das in unserer Gesellschaft Schule machen sollte: das gemeinschaftliche Wohnen im Alter als auf Dauer angelegte aktive Sorge füreinander. Mit Deiner Lebensweise machst Du den Nachfolgenden Mut, die so genannte demografische Entwicklung auch als Chance zu begreifen!

Lieber Henning, ich wünsche Dir und Deinen Lieben heute eine fröhliche Geburtstagsfeier und Dir alles Gute für die Zukunft: Lebensfreude, Gesundheit und Glück!

Mit herzlichem Gruß

Franz Müntefering“ (laut SPD.de)



Nachdem ich diese Pressemitteilung gelesen hatte, drängten sich mir einige Fragen auf:

1. Warum veröffentlicht die SPD einen persönlichen Glückwunsch-Brief als Pressemitteilung auf ihrer Homepage?
Vermutung des Hofnarrs: Die SPD muss ihre sozialdemokratische Kameradschaft nach außen tragen. Vor allem das „Du“ der Genossen klingt doch schon mal viel versprechend. So kann man bestimmt ordentlich Mitglieder werben. Ist ja auch bitter nötig. Die CDU hat ja, der eigenen Krise bei den Unionspartnern in Bayern zum Trotz, bekanntlich die SPD in Sachen Mitglieder überholt.

2. Was für Bücher hat der Beglückwünschte geschrieben?
Antwort nach Recherche: Henning Scherf hat bereits elf Werke publiziert. Seine erfolgreichstes Buch heißt „Grau ist Bunt - was im Alter möglich ist“. Darin sagt er, dass die Generation der Älteren seiner Meinung nach die „klassische ehrenamtliche Basis“ unserer Gesellschaft bildet. „Dreißig Jahre in wunderbaren Bedingungen, weil wir nämlich eine Rente haben, die uns ernährt, weil wir plötzlich Zeit haben, weil wir noch fit sind, weil wir uns noch interessieren können, einmischen können, weil wir uns noch beteiligen können, ohne immer zu fragen: Kriege ich da auch das richtige Gehalt dafür?“ Eine durchaus interessante These wie ich finde, die ich so durchaus unterstütze, denn:
“ Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!
Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran.
Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuß!
Mit 66 ist noch lange nicht Schluß!“ (nach Udo Jürgens)


3. Was ist mit „gemeinschaftlichem Wohnen im Alter“ gemeint?
Antwort nach Recherche: Henning Scherf lebt seit mehr als 15 Jahren mit seiner Frau und fünf weiteren Mitbewohnern in einem Haus in Bremen. Zusammen bilden sie eine WG. Hofnarr findet: Auf jeden Fall eine gute Alternative zum Altersheim. Was bei Studenten funktioniert, sollte doch auch für Senioren möglich sein. Warum alleine leben, wenn man so seinen Lebensalltag mit Gleichgesinnten verbringen kann.

Trotz der eher fragwürdigen Veröffentlichung dieses doch persönlichen Briefes, schließt sich Hingesehen den Glückwünschen an Henning Scherf an. Sein Umgang mit dem Altern ist vorbildhaft für alle Senioren. Zudem zeigte der bekennende Werder-Fan nicht zuletzt auf den Stehplatzrängen des Bremer Weserstadions häufig seine Nähe zum Volk. Eine Tugend, die gerade in der SPD zu den viel zitierten, aber oft realtiätsfernen Versprechen zählt.

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