Sonntag, 18. Januar 2009

Hessen: Wahlergebnis und Hingesehen-Analyse

Die Wahl ist gelaufen, Schäfer-Gümbels SPD abgeschmiert und die FDP der große Gewinner des Tages. Hingesehen analysiert. Den Hochrechnungen des ZDF (Stand: 20 Uhr) zufolge sieht das Ergebnis wie folgt aus:
  • CDU 36,9 % (+ 0,1 %)
  • SPD 23,8 % (- 12,9 %)
  • FDP 16,5 % (+ 7,1 %)
  • Grüne 13,8 % (+ 6,3 %)
  • Linke 5,3 % (+ 0,2 %)
  • Andere 3,7 % (- 0.8 %)
Verschloss die Augen vor kritischen Themen: Roland Koch

Demnach bleibt Roland Koch wie erwartet Ministerpräsident. Dennoch konnte sich seine CDU kaum verbessern, in den letzten Wahlprognosen wurde den Christdemokraten ein größerer Zugewinn zugetraut. Koch ist damit mit dem zurückhaltungsvollen Wahlkampf gut gefahren und musste sich praktisch nur offiziell bestätigen lassen. Riskante Themen hatte er im Gegensatz zur Kampagne im letzten Jahr vermieden.

Die SPD bekam heute die Quittung für ihr Kindergarten-Spiel mit den Linken im Vorjahr. Nach Andrea Ypsilantis Wortbruch und der angestrebten Tolerierung durch die Linkspartei ist ein Großteil der SPD-Wähler enttäuscht und setzt kein zweites Mal das Vertrauen in die Partei. Zwar war der Spitzenkandidat dieses Mal Internet-Held Thorsten Schäfer-Gümbel, doch blieb Ypsilanti als Zweite der Liste nach wie vor präsent. Erst nach dem blamablen Auftakt ins große Wahljahr 2009 kündigte die 51-Jährige ihren Rückzug an. Der Hofnarr meint: Wäre sie diesen Weg schon früher aufgrund der offensichtlich selbst in eigenen Reihen fehlenden Unterstützung gegangen, hätte das Ergebnis glimpflicher aufallen können. TSG hingegen kann sich immerhin dafür feiern lassen, als erster deutscher Politiker das Web 2.0 für sich entdeckt zu haben (Merkels Podcast außen vor gelassen). Diese Mittel könnten bei den Bundestagswahlen noch eine große Rolle spielen.



Die FDP ist der große Gewinner der Landtagswahl. Satte sieben Prozentpunkte mehr als noch 2008 sorgen für ein Rekordergebnis bei den Liberalen. Sie erreichten damit sogar fast das Resultat, das Jürgen Möllemann einst auf Bundesebene forderte. Ihr großer Vorteil: Als Koalitionspartner der CDU werden sie damit an der Regierung beteiligt sein. Und das nicht nur als Mittel zum Zweck - denn mit diesem Ergebnis im Rücken kann sie deutlich mehr Druck auf den großen Partner ausüben als zuvor.

Obwohl die Grünen fast genauso viel zugelegt haben wie die FDP, ist ihr Zuwachs fast schon brotlose Kunst. Mit der SPD ist eine Koalition derzeit in weiter Ferne gerückt und CDU/FDP sind nicht auf die Jamaika-Konstellation angewiesen. Es ist wahrscheinlich, dass viele der von Ypsilanti enttäuschten Wähler der "linken Mitte" zur ehemaligen Umweltpartei gewechselt sind.

Die Linke, mit im Zentrum der "hessischen Zustände" in 2008, hat an Schwung verloren - das Ergebnis blieb beinahe unverändert bei 5,3 Prozentpunkten. Allerdings: Mit Spitzenkandidat Willi van Ooyen geht es damit erneut in den Landtag in Wiesbaden.

Beim Ergebnis der restlichen Parteien bleibt festzuhalten, dass trotz der weiter andauernden Unzufriedenheit mit den großen "Volksparteien" keine Bewegung zu den Splitterparteien stattfand. Alternativen suchen dennoch viele Hessen, nämlich in FDP und Grünen.

Hingesehen fasst am morgigen Montag für Euch alle wichtigen Reaktionen auf die Hessen-Wahl zusammen!

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