Montag, 11. August 2008

Stell dir vor, es ist Krieg - und Deutschland schaut Olympia

Seit Freitagmorgen befindet sich Georgien, das bis zur Unabhängigkeit 1991 zur Sowjetunion gehörte, im Krieg mit Russland. Schon Anfang der 90er-Jahre hegte die Provinz Südossetien (wie auch Abchasien) den Wunsch nach eigener Souveränität, der aber von Tiflis aus unterdrückt wurde. So schwelte innerhalb Georgiens schon seit längerem ein Konflikt - mal mehr, mal weniger gewaltsam. Am selben Tag, an dem die kriegerischen Handlungen durch das Eingreifen Russlands nun wieder offen auflebten, wurde einige Tausend Kilometer weiter östlich in Peking das olympische Feuer entzündet.


In den letzten Jahren keimte der Unabhängigkeitsgedanke in Südossetien, der nie ganz verhehlt werden konnte, wieder stärker auf. Russland unter der Führung von Wladimir Putin, der auch nach seiner Ablösung als Präsident durch Dmitri Medwedew in der Funktion als Ministerpräsident nach wie vor großen Einfluss ausübt, unterstützte diese Bewegung: Etwa 90 Prozent der Bevölkerung in der umstrittenen Region erhielten die russische Staatsangehörigkeit.

Jetzt, wo der Konflikt sich zum offenen Kriegsgebaren ausgeweitet hat (in Georgien gilt bereits das Kriegsrecht), könnte man meinen, Deutschland würde sich in der Rolle des Vermittlers einschalten. Schließlich haben wir als eines der wenigen Länder sowohl zu Russland als auch (natürlich) zu den westlichen Staaten eine gute politische Beziehung. Das ist wichtig, da schon jetzt mancher Experte einen neuen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland vermutet. Grund ist der starke Einfluss der Vereinigten Staaten auf Georgien seit dessen Unabhängigkeit. Von diesem Merkmal des Kalten Krieges sind wir wohl noch weit entfernt, dennoch ist die praktisch ausbleibende Reaktion aus Berlin erschreckend. Sowohl die Bevölkerung, als auch die Politiker und nicht zuletzt die Medien konzentrieren sich mehrheitlich auf die Olympischen Spiele in China.

Bereits nach drei Tagen im Kriegszustand sollen mehrere Tausend Menschen den Kämpfen zum Opfer gefallen sein. Das betrifft neben Südossetien mittlerweile auch Abchasien sowie die Region um die Hauptstadt Tiflis. Wenn nicht langsam der Westen eingreift, könnte sich Georgien zu einer neuen Krisenregion entwickeln, wie es in Tschetschenien seit Jahren der Fall ist. Mittlerweile zieht Georgien seine Truppen aus Südossetien ab, wie es dort weitergeht ist dennoch ungewiss.

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