Donnerstag, 18. September 2008

Durch die Parteien: Der Hofnarr bei der CDU

Unter dem Motto „Geteilt. Vereint. Gemeinsam. Perspektiven für den Osten Deutschlands“ hat die CDU auf den 20. Jahrestag der friedlichen Revolution in der DDR blickend einen Antrag zur Aufklärung des „SED-Unrechtsregimes“ verabschiedet. Auf dem kommenden Parteitag Anfang Dezember in Stuttgart soll dieser Antrag beschlossen werden. Im noch nicht voll ausgereiften Schriftstück wird vor allem auf den Schulunterricht und den Umgang mit der SED-Vergangenheit eingegangen.


Generalsekretär Ronald Pofalla forderte im Namen des CDU-Bundesvorstandes eine besondere Berücksichtung der SED-Republik in der Schule: „Nach dem Willen der CDU sollen die Geschichte der deutschen Teilung und der SED-Diktatur zum zentralen Inhalt des Schulunterrichts in ganz Deutschland werden.“

Doch soll auf keinen Fall „abstraktes Wissen“ vermittelt werden, sondern am besten live und direkt über Berichte von Zeitzeugen. Der politische Hofnarr fände ein Duo aus Gregor Gysi und Wolf Biermann als interessante und diskussionsanregende Quellen für die DDR-Historie in deutschen Schule aufschlussreich.

Außerdem soll an einer Berliner Universität „ein Lehrstuhl zur Erforschung und wissenschaftlichen Aufarbeitung des SED-Unrechtsregimes“ eingerichtet werden. Warum nicht einfach bisherige Geschichtslehrstühle stärker subventionieren und mit Projekten auf die DDR lenken. Gleich ein neuer Lehrstuhl scheint für ein so spezielles Thema ein wenig übertrieben.

Inwieweit - und ob überhaupt - das Unions-Aufklärungsprojekt in Zukunft deutsche Schüler und Lehrer wirklich beschäftigen wird, steht noch in den Sternen. Vor allem, weil dies ein Bundesbeschluss ist und Bildung eigentlich Ländersache ist. Bevor dieser Antrag, der formal nicht mehr als eine Anregung ist, den Weg ins Bundesparlament findet, muss er jedoch auf dem Parteitag der CDU beschlossen werden. Hat er die Hürden Parteitag, Bundestag und Bundesrat genommen, ist es immer noch fraglich, ob die Länder diesen Beschluss umsetzen.

Eine ganz andere Frage ist, ob dieses Projekt wirklich sinnvoll ist? Dieser Antrag legt den Verdacht nah, dass der bisherige Geschichtsunterricht dieses wichtige Thema deutscher Geschichte falsch oder zu gering betrachtet. Aus meiner eigenen Schulerfahrung kann ich diesen Vorwurf nicht bestätigen. Neben dem dritten Reich ist die Geschichte der deutschen Teilung zur Genüge behandelt worden.

War dieser Antrag der CDU also wirklich unabdingbar für unser deutsches Bildungssystem?


Es darf bezweifelt werden, ob dieser Antrag wirklich unbedingt nötig war. Sicher, Aufarbeitung, Kritik - und auch Verurteilungen - an der DDR machen sich in der Presse immer gut, aber steht es wirklich so schlecht um das geschichtliche Wissen der deutschen Jugend, dass solche Programme dem sonst doch nahezu perfekten deutschen Bildungssystem unbedingt eingeimpft werden müssen. Sicher, wöchentlich beweisen uns repräsentative Umfragen von „Explosiv“ und Co. das Unwissen des deutschen Durchschnittsmenschen. Doch hat da nicht anderes Vorrang? Oder haben wir über Nacht die Pole Position des Pisa-Rankings geholt und Arbeitslose sind zu Fachkräften mutiert?


Quelle: Pressemitteilung CDU.de

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Seltsam, dass ausgerechnet eine Partei die Aufarbeitung der SED-Vergangenheit von Mitgliedern der Linken erzwingen will, die sich selbst nie mit ihrer NSDAP-Vergangenheit beschäftigt hat. Die CDU hat immer wieder einige Skandale mit Altnazis in ihren Reihen geliefert. Aufgedeckt wurden diese Fälle oft von der SED. Insofern hat die CDU jetzt eine Chance auf späte Rache.