Samstag, 3. Januar 2009

Dystopie ist leider nicht nur fiktiv

Oft sind es die die grausamen Filme, die uns begeistern. Sie erzählen Geschichten, die sich von unserem wirklichem Leben unterscheiden: Schreckliche Welten, in denen die Freiheit des Menschen unterdrückt wird, wo Menschen auf Grund von politischen Idealen und Machtgier getötet werden. Was uns auf der Couch mit einer Tüte Chips in der Hand so abstrakt und weit entfernt vorkommt, ist eigentlich ein ständiger Begleiter der Realität.

Werke wie „V wie Vendetta“, „1984“ oder „Fahrenheit 451“ handeln von dystopischen Welten, in denen totalitäre Systeme an der Macht sind, die unsere heutigen Ideale wie Freiheit und Gleichberechtigung mit Füßen treten. In George Orwells Roman „1984“ sind selbst die Gedanken der Menschheit nicht vor dem „Big Brother“ sicher. Der alles kontrollierende Staatsapparat nimmt seinen Bewohnern jegliche Privatsphäre und Individualität. Im Film und Comic „V wie Vendetta“ unterdrückt eine sich religiöser Symbolik bedienende Partei mittels Zensur und rassistischem Gedankengut jeden Querdenker. In Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“ kontrolliert das totalitäre System seine Bevölkerung mittels Drogen und Massenmedien; Bücher, die Verkörperung freier Bildung, sind eine Todsünde.

Gestern blickte mich John Hurt alias Kanzler Adam Sutler in der Verfilmung der Comics von Alan Moore und David Lloyd aus dem Fernseher an. Doch nach einiger Zeit sieht man nicht mehr die fiktiven Figuren, sondern blickt in die Gesichter der schrecklichsten Diktatoren der Weltgeschichte: Adolf Hitler, Mao Zedong oder Josef Stalin. Schlagartig wird einem bewusst, dass dieser Film zwar fiktiv ist, aber dass die Welt ähnliche Diktaturen schon viel zu oft in der Realität erlebt hat. Viele Millionen Menschen fielen absurden Ideologien zum Opfer, die einzig allein der Machtbereicherung von totalitären Systemen, oft auch nur der einzelner Menschen diente.

Doch nicht nur Bilder aus der Vergangenheit schießen einen beim Sehen solcher Filme durch den Kopf. Auch in unserer heutigen Welt existieren noch Diktatoren, die sich auf Kosten der menschlichen Freiheit ein schönes Leben an der Spitze des Staates machen. Kim Jong-Il genießt in Nordkorea uneingeschränkte Machtbefugnis. Ähnlich ist es bei Simbabwes Robert Mugabe, der seine politischen Gegner eiskalt ermordet und sein Volk zu Grunde gehen lässt. Über China und Russland, die nach außen hin gute diplomatische Beziehungen pflegen, innenpolitisch gegen Oppositionelle aber ähnlich radikal vorgehen wie unsere anderen Beispiele, kann man geteilter Meinung sein. Demokratie herrscht dort jedoch auf keinen Fall.

Uns hier in Deutschland mögen solche Filme abstrakt vorkommen, doch für viele Menschen war und vor allem ist so etwas Alltag. Das große Verdienst von dystopischen Werken liegt darin, uns daran zu erinnern wachsam zu bleiben, die Vergangenheit nicht zu vergessen und unsere Freiheit als unser wichtigstes Gut stets zu verteidigen.

„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“
(Albert Einstein)

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mit der DDR ist es ja in Teilen Deutschlands noch gar nicht so lang her mit politischer Unterdrückung und Zensur.

Auch wenn man den Namen "Weltpolizei" gern negativ verwendet. Genau dieser Eisatz der demokraitschen Staaten ist notwenig um künftig ähnliche totalitäre Systeme zu beseitigen.

Wenn man sich in der Welt umschaut sind solche Staaten jedoch verbreiteter als man sich eingestehen möchte. Richtige Demokratien findet man zum Beispiel in Afrika fast gar nicht.


Achja, ein weiteres Filmbeispiel wäre zum Beispiel "Equilibrium" von Kurt Wimmer (http://www.filmstarts.de/finde.html?t=film&anfrage=equilibrium&x=0&y=0)


Jochen aka Alastordemon

Politischer Hofnarr 1 hat gesagt…

Recht hast du. Nur darf man dabei nicht vergessen, dass man nicht "einfach" einem anderen Land eine Demokratie bescheren kann - das naheliegende Beispiel ist hier natürlich der Irak. Eher als auf einen Krieg wie in diesem Fall sollte man auf diplomatische Beziehungen setzen. Um im Bild zu bleiben: Die Polizei bestraft ja auch nur Regelverstöße und erzieht nicht.

Anonym hat gesagt…

Ja natürlich, in Flos Beitrag war ja auch die Rede von eindeutigen "Regelverstößen", ergo Gefahren für die freie Welt. Im Fall Irak kann man mittlerweile sicher sagen, dass diese Gefahr nie bestanden hat.

Generell muss man sagen, dass derlei "Erziehungsversuche" ohnehin selten von großem Erfolg sind (Somalia, Irak usw.)
Die Veränderung muss schließlich in den Köpfen der Bevölkerung stattfinden und nicht auf dem Papier.

Sei es drum, ich denke über diese Dinge kann man ganze Buchreihen schreiben. Ein sehr interessantes Thema, wenn auch nur angekratzt. Eventuell sollte man einen solchen Beitrag nicht so stehen lassen, sondern mehr daraus machen? Nur eine Anregung, denn mir fehlt teilweise die Tiefe in den Beiträgen. Allesamt gute Ideen, aber manchmal doch etwas seicht.

Ein bisschen Kritik muss halt auch mal sein ;)


Jochen aka Alastordemon

politischer hofnarr 2 hat gesagt…

So da ich ja der Autor bin, melde ich mich auch mal zu Wort.

Erstmal Danke für die Kommentare, Jochen.

Das Beispiel DDR habe ich trotz deiner angesprochenen Punkte rausgenommen, weil es keine echte Diktatur war, wobei natürlich "1984" gerade zu perfekt auf die Stasi anspielt. Verfassungstechnisch war in der DDR aber ein demokratischer Zentralismus vorherschend. Die DDR aus heutiger Sicht als Demokratie zu bezeichnen, wäre sicher utopisch, dennoch waren die Grundstrukturen nicht diktatorisch. Es gab keinen wirklichen alleinherschenden Diktator, viel mehr ein herschende Partei. Ich wollte eher auf Diktaturen eingehen, sonst gehörte die DDR auf jeden fall dazu. China und Russland sind da ganz ähnliche Grenzfälle.

Equilibrium hatte ich auch erst in der Liste drin, habe es dann aber rausgenommen, weil es meiner Meinung nach weitgehend aus Fahrenheit 451 und Huxleys Brave New World zusammengesetzt ist. Trotzdem ist der Film ganz gut.

Natürlich ist dieser Artikel von mir sehr oberflächlich. Aber meine Intension war ja auch, die Bedeutung von dystopischen Filmen darzustellen und nicht die Diktaturen der Welt zu erklären.
Dennoch finde ich deinen Vorschlag dieses Thema zu vertiefen sehr interessant. Man könnte z.B für dystopische Werke reale Beispiele suchen und vergleichen. Bin da für Vorschläge offen.

Politischer Hofnarr 1 hat gesagt…

Schön, dass es mal wieder eine richtige Diskussion auf Hingesehen gibt ;-)

Jochens zweitem Beitrag kann ich nur zustimmen, wobei die DDR in der Tat einige Parallelen zu Russland und China aufweist. Nur werden die ja zumeist auch nicht als Diktaturen gesehen, sondern - wegen ihrer Weltstellung und dem Deckmäntelchen der "Wahlen" - als etwas, was ich mal oppressive Demokratien nennen will.

Die "Tiefe" des Beitrags ist (auch) ein Online-Problem: Einerseits haben wir hier zwar keine Zeilenbegrenzung, andererseits verweilen die Leser nicht so lange auf den Seiten wie in einer Print-Zeitung. Aber das schließt das ein oder andere längere Feature keineswegs aus - konkrete Wünsche zum Thema?

Anonym hat gesagt…

"Die Geschichte der Dienerin" passt da noch rein, ein supergruseliges Buch von Margaret Atwood (The Handmaid's Tale), das auch verfilmt wurde. Die Regierung unter George W. Bush ging auch schon in die Richtung religiös-fundamentalistischer Staat und hat einmal mehr gezeigt, dass solche Zukunftsvisionen nicht immer realitätsfremd sind.
Ich muss aber noch anmerken, dass ich zwar alle die Bücher gelesen habe, mir das als Film aber nicht antun mag (schon gar nicht zweimal). Mir bleibt bei so etwas das Popcorn im Hals stecken.
Ich guck lieber was, das gut endet und mich nicht depressiv macht.

Anonym hat gesagt…

Netter Artikel, auch wenn mich ein tiefergehender Artikel noch mehr interessieren würde. Der Vorschlag vom Hofnarr hört sich doch gut an.

@Alastordemon: Weltpolize ist ja nicht unbedingt negativ. Würde man die UNO als Weltpolizei bezeichnen, träfe das durchaus auch positiv zu. Amerika aber gibt zu oft vor in der Rolle der Weltpolizei zu handeln, obwohl sie im eigenen Interesse handeln.

Die Vorgehensweise der USA, die Demokratie per Krieg zu bringen, ist vll. in seltenen Fällen notwendi, aber sollte nicht die Regel sein. Mittels Aufklärung kann man Demokratie auch auf friedlichem Weg erreichen.