Montag, 25. August 2008

Kommentar: Rohstoffe sind Macht

Geld ist Macht, sagt der Volksmund. Damit hat er vollkommen Recht. Doch dieses Sprichwort lässt sich heutzutage weiter spezifizieren. Wer im 21. Jahrhundert Geld besitzt und auch in Zukunft viel besitzen will, bemüht sich darum, möglichst viele Rohstoffe sein Eigen zu nennen. Der Wettlauf nach Öl und Gas ist entbrannt und somit auch ein neuer Wettlauf nach Geld und Macht.



Bereits in der Vergangenheit griffen Länder sogar zu kriegerischen Mitteln, um an begehrte Rohstoffe, die den Grundstein unserer Zivilisation bilden, heran zu kommen. Hitler marschierte in die Sowjetunion ein unter anderem mit dem Wunsch, seine leeren Rohstoffvorräte durch den prall gefüllten Boden Russlands wieder auffüllen zu können. Noch früher – in der Kolonialzeit – strebten die größten Imperialmächte danach, Länder mit großen Rohstoffschätzen für ihre Interessen auszubeuten. Doch je weiter die Industrielle Revolution zurückliegt, desto begehrter werden fossile Brennstoffe.

Die Rohstoffpreise schnellen in die Höhe. Die Nachfrage steigt mit dem neuen unermesslichen Rohstoffhunger der Chinesen und Inder. Das Angebot an den fossilen Brennstoffen steigt nicht, sondern wird auf Dauer naturgemäß abnehmen. Das bedeutet nach wirtschaftlichen Grundsätzen, dass die Preise weiter steigen werden. Wer also in Besitz solcher Rohstoffe wie Gas und Öl ist, kann in der Zukunft mit der Einnahme einer ganzen Menge Geld rechnen.

Länder, die selbst keine oder weniger solcher Rohstoffe besitzen, sind abhängig von Staaten, die solche besitzen. Die Länder der Europäischen Union beziehen den Großteil ihres Gases aus Russland (36,2 %). Drehten die Russen den Hahn zu, dürfte der Winter verdammt kalt werden. Sicherlich ist dies für Deutschland noch reine Utopie, jedoch benutzten die Russen ihr Gas bereits als politisches Druckmittel: Die Ukraine und Weißrussland spürten die Macht des Energieriesen aus dem Osten, als dieser kurzfristig kein russisches Gas mehr in die Länder fließen ließ. Die Großmacht des Kalten Krieges erwacht mit Hilfe von Gas und Öl zu neuem Leben.

Staatsmonopolist Gazprom ist schon heute mit Abstand der größte Gasproduzent der Welt. Mit momentan 548,3 Milliarden m³ pro Jahr ist der russische Weltkonzern weit vor Exxon Mobile auf Platz Eins.

Europa bemüht sich jedoch sich aus der Abhängigkeit zu Russland zu befreien. Momentan plant die EU die „Nabucco-Pipeline“, die ein wenig Unabhängigkeit schaffen soll, jedoch ließ das Gegenprojekt „Southstream“ aus russischer Hand nicht lange auf sich warten. Außerdem führt die europäische Pipeline mitten durch das Krisengebiet Georgien. Mit allen Mitteln versucht Wladimir Putin die Monopolstellung von Gazprom auszubauen. Vorräte aller Welt versucht man in Russland aufzukaufen, um so langfristig der einzig ernst zu nehmende Energielieferant zu werden.

Der Westen und die Russen buhlen um die Gunst von Förderländern wie Turkmenistan, Aserbaidschan und Kasachstan. Doch Europa hinkt hinterher. Das viele Geld der Russen lockt diese. Gazprom bietet vielen dieser Länder an, ihr Gas zu Weltmarktpreisen aufzukaufen und so die russische Monopolstellung zu untermauern. Berührungsängste mit Diktatoren hat Russland nicht - anders als die meisten Europäer, und so hinken Merkel und Co. bereits jetzt weit hinter Putin und Anhang hinterher.

Dass Russland sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, zeigt das jüngste Beispiel Georgiens. Hinter dem Kaukasuskonflikt sehen viele Experten den Versuch der Russen, Georgien daran zu hindern mit seinen Rohstoffen nach Amerika überzulaufen und die Vormachtsstellung von Gazprom zu gefährden.

So wird es wohl bald heißen: Gas und Öl sind Macht.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

obwohl ich das thema ausgelutscht finde (was aber an meinem grundsätzlichen politischen desinteresse liegt) muss ich sagen, dass das ganze hier sehr gut geschrieben ist. also daumen hoch.

Unknown hat gesagt…

Gazprom fördert 548,3 m³ pro Jahr? Wow, dann muss Europa ja ganz schön sparsam sein. ;)
(Richtiges Feedback gibt's, wenn ich den Artikel richtig gelesen hab.)

politischer hofnarr 2 hat gesagt…

@Nils: Danke für den Tipp.
Es sind natürlich 548,3 MILLIARDEN m³ pro jahr. Alles andere wäre wohl Utopie.