Freitag, 14. November 2008

Obama: Als erster Politiker in der Bravo

Stellen wir uns einmal das Zimmer eines dreizehnjährigen pubertierenden Mädchens vor. Die Wände voller Poster von den angesagten Stars aus Film, Fernsehen und Musik: Sido, Rihanna, Daniel Craig und wen es sonst noch so gibt. Im Zentrum ein großes Bett mit Kuscheltieren, am Fenster ein Schreibtisch mit allerlei Krimskrams.

So weit vermutlich nachvollziehbar. Doch ein Poster fällt ein wenig aus dem Rahmen. Neben Sido und Pink hängt ein Portrait von Barack Obama (Link zum Poster der Bravo), designierter 44. US-Präsident. Dieses hat das Mädchen aus der neuesten Bravo. Das erste Mal seit ihrer 52-jährigen Existenz veröffentlichte die Jugendzeitschrift einen Politiker als Wandschmuck.

Mitten zwischen Doktor Sommer, „Hollywood-Talk“ und Popstars lächelt den Leser der neue Star aus Amerika an. Obama ist cool und deswegen druckt jetzt auch die Bravo Poster von ihm. Er hat das geschafft, was allen anderen Politkern bisher verwehrt blieb: Er prangt nicht nur von den Titelseiten der großen und kleinen Zeitungen, sondern ist auch auf dem Schulhof in. Unvorstellbar, dass mal Angela Merkel oder auch George W. Bush in die Bravo kämen.

Doch der erste afro-amerikanische Präsident der USA hat das gewisse Etwas. Mit ihm verbinden die „Kids“ nicht das öde Politikerimage, sondern identifizieren sich mit ihm. Dessen Ruf nach „Change“ kommt bei den Bravo-Lesenden gut an. Schafft er es die Politikverdrossenheit unserer Jugend zu durchbrechen? Oder finden es die Jugendlich einfach nur cool auf den Obama-Hype-Zug aufzuspringen?

Der Hofnarr glaubt, dass es vermutlich ein wenig von beidem ist. Einerseits kommen die Reden Obamas besser an, da dessen Ausrufe doch viel mehr botschaftslastig als inhaltslastig sind. Dagegen sind die Reden unserer heimischen Politiker für die Jugendlichen meist schwer verständlich und realitätsfern. Dazu kommt das Obama in Europa sowieso schon seit langer Zeit als neuer Heilsbringer gepriesen wird. Mit ihm verbindet man die Realisierung des "American Dream". Des Weiteren verleiteten die vielen Promis aus Hollywood, die sonst die Bravos füllen, viele ihrer kleinen Fans es ihnen gleich zu tun und Obama zu vergöttern.

Vielleicht brauchte die Jugend aber auch nur eine solche Identifikationsfigur, um sich in die Politik einzumischen. Möglicherweise ist Obama nur der Anfang. Wer weiß, ob nicht bald auch Thorsten Schäfer-Gümbel als Poster in der Bravo zu finden ist.

Bravo-Chefredakteur Tom Junkersdorf zum Poster auf bravo.de und auf stern.de.

Keine Kommentare: