Freitag, 23. Januar 2009

Wir sind umgezogen!

Hingesehen findet ihr ab sofort hier!

Donnerstag, 22. Januar 2009

Porsche unbeeindruckt von Kurzarbeit bei VW

Wer hätte gedacht, dass der Sportwagenhersteller Porsche jemals der größte Autobauer Europas sein würde. Die deutschen Edel-Karossen sind ja doch eher für die Oberschicht geeignet. Und doch ist das schwäbische Unternehmen seitdem es mehr als 50 Prozent der Anteile an Volkswagen besitzt das neue Schwergewicht am europäischen Autohimmel.

Damit endet die Ära schwäbischer Bescheidenheit endgültig. Von dieser kann auch kaum mehr gesprochen werden, denn Porsche fuhr im letzten Jahr, der Finanzkrise zum Trotz, mehr Gewinn als Umsatz ein. Dieses Kunststück gelang Wiedeking und Co. nur durch große Spekulationen an den Finanzmärkten, die dem Konzern große Gewinne einbrachten.

Die neue Stellung in der Wirtschaftswelt läutet Porsche standesgemäß ein. Während die Tochtergesellschaft Volkswagen Kurzarbeit anmeldet, eröffnet „Mutter“ Porsche ein Museum der Superlative. Das 5.000 Quadratmeter große Porsche-Museum soll die Geschichte des traditionsreichen Autoherstellers erzählen. Geplant wurde der Bau zu besseren Zeiten, als die Finanzkrise noch in weiter Ferne lag. Doch jetzt wirkt die Eröffnung mitten in der großen Autokrise geradezu provozierend. „Schaut her uns kann die Finanzkrise nichts anhaben“, scheint der 35.000 Tonnen-Koloss zu rufen.

Doch selbst für die wohlhabenden Süddeutschen sind die Kosten von 100 Millionen Euro viel Geld in diesen schwierigen Zeiten. Porsche hat zwar dank eines Gewinns von 8,6 Milliarden Euro ein dickes Polster, doch es weiß keiner, ob nicht auch sie wegen der Anteile an VW Probleme bekommen könnten. Da mutet die Eröffnung des Museums mitten in einem Wohn- und Gewerbegebiet in Stuttgart schon pompös an, vor allem wenn nebenan Daimler und alle möglichen Autozulieferer seit Wochen Kurzarbeit praktizieren.

Für Porsche kein Grund auf ein solches Museum zu verzichten. Die Krise sei kein Argument gegen ein tolles Museum.

Der Hofnarr denkt, dass der Zeitpunkt der Eröffnung sicherlich sehr ungünstig ist. Allerdings ist das Projekt seit vielen Jahren geplant und somit noch ein Relikt aus besseren Zeiten. Porsche ist wohl der einzige Autogigant, der sich (noch) einen solchen Luxus leisten kann. Trotzdem bleibt vor allem bei den Mitarbeitern von VW, die Angst haben ihren Job zu verlieren, ein fader Beigeschmack.

Montag, 19. Januar 2009

Landtagswahl in Hessen: Pressestimmen und Reaktionen

Wie schon bei den Wahlen in Bayern und den USA bereitet Hingesehen für Euch alle wichtigen Reaktionen der Journaille und Politiker zeitnah und übersichtlich auf.

Süddeutsche: "[Münteferings] Botschaft: Der Schäfer-Gümbel kann nichts dafür. Er habe (...) "herausgerissen, was herauszuholen war". Ihm gehöre die Zukunft."

FAZ: „In Hessen wiederholte sich in noch größerem Ausmaß, was in der bayerischen Landtagswahl eingeleitet worden war: die Wanderung der bürgerlichen Stammwählerschaft weg von der traditionellen Volkspartei Union hin zur liberalen Klientelpartei.“

Spiegel: „[Kochs] 37-Prozent-Schlappe ist nur dank der starken FDP ein Sieg.“

taz:
„Jetzt ist Koch wieder da. Zwar (sic) braucht Koch die Hilfe der erstarkten FDP, die ihr Glück schon nach der Prognose kaum fassen kann. (...) Die Sektgläser klirren.

Zeit: "Damit gewinnt die FDP auch in der Bundespolitik an Einfluss. Denn durch die neue schwarz-gelbe Koalition in Wiesbaden verschieben sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat. Die Große Koalition hat dort keine Mehrheit mehr, sondern ist auf die Zustimmung der Landesregierungen angewiesen."

Welt: "Nach einem Jahr als geschäftsführender Ministerpräsident gewinnt Roland Koch die Mehrheit zurück. Der Sieger des Abends ist er trotzdem nicht. Denn das schlechte Ergebnis des Vorjahres konnte Koch nur knapp verbessern. Dennoch ist die Hessen-Wahl ein Grund zur Freude – vor allem für die Bundes-CDU."

Reaktionen der Politiker

Hessens Ministerpräsident Roland Koch: "Die 'hessischen Verhältnisse' gibt es nicht mehr."

Andrea Ypsilanti
nach ihrem Rücktritt als Fraktions- und Landesvorsitzende: "Ich resigniere nicht."

FDP-Chef Guido Westerwelle: "Ein Auftakt nach Maß für Deutschland. (...) Ein großer Tag für Hessen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel über die FDP auf Bundesebene: "Sie kann die Oppositionsrolle nicht mehr so spielen wie bisher".

SPD-Chef Franz Müntefering: "Das ausgesprochen schlechte Ergebnis ist ein Denkzettel an die SPD für das Jahr 2008. Insofern ist das Ganze reparabel."

Sonntag, 18. Januar 2009

Hessen: Wahlergebnis und Hingesehen-Analyse

Die Wahl ist gelaufen, Schäfer-Gümbels SPD abgeschmiert und die FDP der große Gewinner des Tages. Hingesehen analysiert. Den Hochrechnungen des ZDF (Stand: 20 Uhr) zufolge sieht das Ergebnis wie folgt aus:
  • CDU 36,9 % (+ 0,1 %)
  • SPD 23,8 % (- 12,9 %)
  • FDP 16,5 % (+ 7,1 %)
  • Grüne 13,8 % (+ 6,3 %)
  • Linke 5,3 % (+ 0,2 %)
  • Andere 3,7 % (- 0.8 %)
Verschloss die Augen vor kritischen Themen: Roland Koch

Demnach bleibt Roland Koch wie erwartet Ministerpräsident. Dennoch konnte sich seine CDU kaum verbessern, in den letzten Wahlprognosen wurde den Christdemokraten ein größerer Zugewinn zugetraut. Koch ist damit mit dem zurückhaltungsvollen Wahlkampf gut gefahren und musste sich praktisch nur offiziell bestätigen lassen. Riskante Themen hatte er im Gegensatz zur Kampagne im letzten Jahr vermieden.

Die SPD bekam heute die Quittung für ihr Kindergarten-Spiel mit den Linken im Vorjahr. Nach Andrea Ypsilantis Wortbruch und der angestrebten Tolerierung durch die Linkspartei ist ein Großteil der SPD-Wähler enttäuscht und setzt kein zweites Mal das Vertrauen in die Partei. Zwar war der Spitzenkandidat dieses Mal Internet-Held Thorsten Schäfer-Gümbel, doch blieb Ypsilanti als Zweite der Liste nach wie vor präsent. Erst nach dem blamablen Auftakt ins große Wahljahr 2009 kündigte die 51-Jährige ihren Rückzug an. Der Hofnarr meint: Wäre sie diesen Weg schon früher aufgrund der offensichtlich selbst in eigenen Reihen fehlenden Unterstützung gegangen, hätte das Ergebnis glimpflicher aufallen können. TSG hingegen kann sich immerhin dafür feiern lassen, als erster deutscher Politiker das Web 2.0 für sich entdeckt zu haben (Merkels Podcast außen vor gelassen). Diese Mittel könnten bei den Bundestagswahlen noch eine große Rolle spielen.



Die FDP ist der große Gewinner der Landtagswahl. Satte sieben Prozentpunkte mehr als noch 2008 sorgen für ein Rekordergebnis bei den Liberalen. Sie erreichten damit sogar fast das Resultat, das Jürgen Möllemann einst auf Bundesebene forderte. Ihr großer Vorteil: Als Koalitionspartner der CDU werden sie damit an der Regierung beteiligt sein. Und das nicht nur als Mittel zum Zweck - denn mit diesem Ergebnis im Rücken kann sie deutlich mehr Druck auf den großen Partner ausüben als zuvor.

Obwohl die Grünen fast genauso viel zugelegt haben wie die FDP, ist ihr Zuwachs fast schon brotlose Kunst. Mit der SPD ist eine Koalition derzeit in weiter Ferne gerückt und CDU/FDP sind nicht auf die Jamaika-Konstellation angewiesen. Es ist wahrscheinlich, dass viele der von Ypsilanti enttäuschten Wähler der "linken Mitte" zur ehemaligen Umweltpartei gewechselt sind.

Die Linke, mit im Zentrum der "hessischen Zustände" in 2008, hat an Schwung verloren - das Ergebnis blieb beinahe unverändert bei 5,3 Prozentpunkten. Allerdings: Mit Spitzenkandidat Willi van Ooyen geht es damit erneut in den Landtag in Wiesbaden.

Beim Ergebnis der restlichen Parteien bleibt festzuhalten, dass trotz der weiter andauernden Unzufriedenheit mit den großen "Volksparteien" keine Bewegung zu den Splitterparteien stattfand. Alternativen suchen dennoch viele Hessen, nämlich in FDP und Grünen.

Hingesehen fasst am morgigen Montag für Euch alle wichtigen Reaktionen auf die Hessen-Wahl zusammen!

Samstag, 17. Januar 2009

Hessen: Eine Wahlkampf-Bilanz

Am morgigen Sonntag entscheidet sich, wer zukünftig den Bundesstaat Hessen regieren wird. Momentan sieht alles nach einer klaren Mehrheit für Roland Koch in einer Koalition mit der FDP aus. Thorsten Schäfer-Gümbels (Im Weiteren aus Platzgründen: TSG) Chancen doch noch Ministerpräsident zu werden, sind sehr gering.Nach einem Jahr totalen Hick-Hacks in Hessen hat das Theater nun hoffentlich ein Ende. In den letzten Monaten war der Wahlkampf dort nicht nur Landesthema, sondern auch bundesweit in aller Munde. Hingesehen zieht eine Wahlkampfbilanz und wagt Prognosen.

CDU:

Als harter Koch gegen Ausländerkriminalität ist er gescheitert. Nur dank Andrea Ypsilanti und ihres Vertrauensbruchs an den eigenen Wählern hat er eine zweite Chance bekommen. Nun gibt er sich ganz anders: Der nette Landesvater, der sich vor allem durch Kompetenz profiliert. Der „harte Roland“, der gegen kriminelle Ausländer wettert, ist verschwunden.

Den Wahlkampf des geläuterten CDU-Politikers hätte wohl auch ein Zwölfjähriger führen können. Vor allem hieß es: Klappe halten. Und wenn man den Mund doch aufmacht, dann bitte TSG mit der Linken und Ypsilanti in Verbindung bringen. Ansonsten immer nur lächeln und schön viele Hände schütteln - besonders gerne die von integrierten Ausländern. Die Finanzkrise kam ihm gerade recht, denn so konnte er sich ideal als erfahrenen Wirtschaftsexperten gegen TSG in Position bringen.

Der Wahlsieg ist ihm wohl nicht mehr zu nehmen. Koch weiß sicherlich, bei wem er sich zu bedanken hat.

SPD:

Vom Nobody zum hessischen Obama – TSG hat einen turbulenten Aufstieg hinter sich. Zwar ist ein Wahlsieg in weiter Ferne, aber dennoch hat sich der SPD-Kandidat zu einem ernst zu nehmenden Rivalen gemausert.

Popularität errang er vor allem durch das Internet. Myspace, YouTube und Twitter: TSG verkörpert den Prototypen des Web 2.0-Politkers. Unter den Web-Nutzern schlägt TSG sogar Roland Koch.

Vor allem durch das „Twittern“ kommunizierte der junge SPD-Politker mit seinen Wählern. Er war sich nicht zu schade dafür, sich von Bloggern wie Robert Basic per World Wide Web interviewen zu lassen.

Doch trotz effizienter Web-Politik blieb er inhaltlich ziemlich ideenleer. Mit „Angriffen auf die Reichen“ machte er sich in der Bundespolitik lächerlich. Zudem schwebt über ihm immer noch Andrea Ypsilanti, die zwar nicht mehr Spitzenkandidatin ist, aber immer noch auf Platz zwei der Landesliste rangiert. Von einer Post-Ypsilanti-Ära ist die SPD also noch weit entfernt.

Dafür, dass seine Kandidatur von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, hat sich TSG nicht schlecht geschlagen. Nach der Wahl ist die Frage, ob er wieder ins Niemandsland verschwindet oder sich in der hessischen SPD halten kann und Ypsilanti dauerhaft den Rang abläuft.

Die Linke:

Kam die Linkspartei im ersten Wahlanlauf noch überraschend über die Fünf-Prozent-Hürde, stehen ihre Chancen jetzt wieder schlechter. Dennoch könnte es passieren, dass die Sozialisten erneut in den Landtag einziehen. Die Finanzkrise aber sorgte dafür, dass viele Wähler nicht mehr dieser Partei vertrauen, sondern eher wieder zu den großen Volksparteien überlaufen.

Die Grünen:

Sie wollen sich alle Chancen offen halten, dennoch sind die Chancen von Tarek Al-Wazir sich an der künftigen Regierung zu beteiligen, schlecht. CDU und FDP haben sie wohl nicht nötig und allein mit der SPD zusammen wird es nicht reichen, auch nicht wenn die Linke noch mit in den Landtag einzieht.

Die FDP:

Liberale gleich Christdemokraten – dieser Eindruck schlich sich während des Wahlkampfes in Hessen oft ein. TSG ließ auch keine Gelegenheit aus zu unterstreichen, dass eine Stimme für die FDP gleichbedeutend mit einer Stimmabgabe für Roland Koch ist. Auch wenn dies die Hessen-FDP sicherlich anders ausdrücken würde, ist dies ziemlich offensichtlich.

Die Liberalen wollen unbedingt an die Macht, aber nur mit der CDU. Das stellten sie unvermittelt klar. Spitzenkandidat Jörg-Uwe Hahn gelang es nicht, ein eigenes Partei-Profil zu vermitteln – vielleicht wollte er es auch gar nicht.

Mit Hingesehen bleiben Sie auch bei der Hessen-Wahl auf dem Laufenden und erfahren zeitnah Ergebnisse und Reaktionen !

Dienstag, 13. Januar 2009

Joschka Fischer in Münster: Ein unmöglicher Friede?

Joschka Fischer gilt als unkonventioneller Politiker - zurecht wie er am Dienstagabend in Münster unter Beweis stellte. Im Rahmen einer Ringvorlesung sprach er zum brisanten und aktuellen Thema “Ein unmöglicher Friede? Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern”. Hingesehen war live vor Ort.

Wie zu erwarten sprengte die Aussicht, einen ehemaligen Bundesaußenminister zu einem momentan so heiß diskutierten Thema zu hören, den Rahmen des Vorlesungssaales. So saßen auch noch im Foyer viele Studenten und andere Besucher, die den Grünen-Politiker hören wollten - insgesamt sicher mehr als 1.000 Zuhörer.

Wer sich hoffnungsspendende Versprechen und beruhigende Verheißungen bezüglich des Konfliktes im Nahen Osten wünschte, wurde von Fischer bitter enttäuscht. Viel mehr glänzte er mit Realismus, der so manchen in depressives Schweigen versetzte. Der ehemalige Vermittler in diesem Krisengebiet verzichtete weitgehend auf Politiker-Phrasen und scheute nicht, offen seine Meinung zu äußern.

Joschka Fischer über…

Die Hoffnung auf Frieden

Er hat keine große Hoffnung, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern allzu bald gelöst wird, da beide keine Bereitschaft zeigen, das Territorium zu teilen. Dies sei aber unbedingt notwendig, um zu einer langfristigen Lösung zu kommen. Sowohl Israel und Palästina würden nie ganz von der Landkarte verschwinden und hätten ein Recht auf einen Staat.

Die Basis des Streits ist die Uneinigkeit über die genauen Grenzen von Israel, so Fischer weiter. Dies unterstrich der ehemalige Außenminister mit einer Anekdote von Ariel Sharon, der zu ihm gesagt habe: "Israel hat keine Ostgrenze."

In letzter Zeit habe sich die Hoffnung auf eine Einigung sogar noch verschlechtert. Die weltlichen Akteure, wie die Al Fatah, hätten an Bedeutung verloren und in der ganzen Region gewännen radikale religiöse Kräfte an Macht, wie die Hamas im Gaza-Streifen. Diese Stärkung des Einflusses von radikalen Kräften behindere den Frieden. Vor allem die Jugend im Gaza-Streifen, die beinahe 50 Prozent dort ausmache, sei auf Grund ihrer Perspektivlosigkeit stark anfällig für solche radikalen Ideologien.

Das gesamte regionale Umfeld, zum Beispiel der Iran oder auch Ägypten, orientierten sich immer mehr in Richtung Radikalisierung. Dieser Druck mache einen Kompromiss immer schwieriger. Fischers Realismus schlug sogar fast in Pessimismus um, als er erwog das Fragezeichen im Titel zu entfernen.

Die Hamas
Laut dem Grünen-Politiker war die Wahl der Hamas ein wesentlicher Rückschritt in der Entwicklung des Nahen Osten. Mit dieser Organisation sei kein echter Frieden möglich, da sie noch nicht mal das Existenzrecht Israels anerkenne. Die Fatah habe versagt und die radikalen Kräfte hätten die Situation ausgenutzt, um sich durch karikatives Engagement bei den Armen, ihrem politischen Aufstieg näher zu bringen. Als dies gelang, spitzte sich die Situation zu.

Rolle der USA
Ohne die Vereinigten Staaten von Amerika sei es nahezu unmöglich, Frieden zu schaffen. Europa bleibe bei Verhandlungen fast immer nur der Griff zum Telefon, um die USA anzurufen. „Frieden ohne Macht funktioniert nicht“, so brachte Fischer die Situation auf den Punkt. Diese Macht habe aber nur noch Amerika.

Rolle des Irans und Syriens
Schnell machte Fischer klar, dass seiner Meinung nach die Problematik im Nahen Osten nicht auf Israel und Palästina begrenzt werden dürfe. Der Krieg werde nicht umsonst zweiter iranisch-israelischer Krieg genannt (Anm.: Der erste war der Krieg Israels mit der Hisbollah im Libanon). Ein möglicher Frieden müsse immer diese beiden Akteure mit einbeziehen, andernfalls sei er nicht von langer Dauer. Es müssten die regionalen Parameter mit einbezogen werden (Nuklearprogramm, Atomverzicht und Rolle des Irans in der Region).

Beide Länder seien große Destabilisatoren der Region. Der Irak stehe dank „Genius Bush“ momentan auch unter großen Einfluss von Mahmud Ahmadinedschad. Fände man Lösungen mit diesen beiden Ländern über einen Frieden, gäbe es noch Hoffnung.

Allerdings seien solche Verhandlungen äußerst schwierig. Diese Regime hätten einzig und allein ein Interesse daran, ihre eigene Macht zu erhalten. Somit müsse man ihnen einen Frieden im Nahen Osten mit Vorteilen für sie verkaufen. Dabei gäbe es oft Konflikte von Frieden mit Gerechtigkeit und Wahrheit. Man müsse öfter mal „die Klappe halten“. Fischer habe für sich persönlich entschieden, dem Frieden bei solchen moralischen Konflikten den Vorrang zu geben. Scheiterten diese Verhandlungen und der Iran und Syrien würden nicht einbezogen, könne dies „fatale Folgen“ haben.

Hoffnung Obama
"Momentan richtet sich alle Hoffnung auf den noch nicht angetretenen US-Präsidenten Barack Obama", bestätigte auch der Minister a.D. In ihn seien „Heilserwartungen“ gesetzt. Allerdings sieht auch Fischer ohne Obama keine wirklich Möglichkeit erfolgreich Frieden zu schaffen. Er hoffe jedoch, dass schon vor dessen Amtsantritt ein Waffenstillstand zu Stande kommt. Trotz aller Hindernisse gäbe es Hoffnung durch das amerikanische Duo Obama/Clinton. Durch kriegerische Mittel gäbe es aber keine Aussicht auf eine politische Lösung.

Angela Merkels Position zu Israel
Er teilt weitgehend die Position der Bundesregierung. Deutschland habe auf Grund seiner Vergangenheit eine Verpflichtung gegenüber dem Existenzrecht Israels. Die Hamas trage eine schwere Schuld am Kriegsausbruch.

Montag, 12. Januar 2009

Gaza-Krieg bei Anne Will: Unterwirft sich die ARD politischem Druck?

Wie Hingesehen aus Uni-Kreisen erfuhr, soll die Senderleitung der ARD auf Druck der israelischen Botschaft hin eine Diskussions-Sendung zum aktuellen Krieg in Israel kurzfristig aus dem Programm genommen haben. Das behauptet Prof. Dr. Mohssen Massarrat, emeritierter Politik-Professor der Uni Osnabrück, in einem Schreiben von letzter Woche, das Hingesehen vorliegt. Demnach soll die Show "Anne Will", zu der unter anderem Ex-Außenminister Joschka Fischer und die palästinensische Professorin Sumaya Farhat-Naser eingeladen waren, aus dem Programm genommen worden sein. Die Gesprächsrunde, die stattdessen am vergangenen Sonntag ausgestrahlt wurde, behandelte das Thema "Freitod".

Massarrats Nachricht im Originalton:

"(...) Wie ich aus sicherer Quelle soeben erfuhr, hat die ARD-Leitung die Sendung abgesetzt. Man kommt nicht umhin anzunehmen, dass es Israels Regierung war, die die Absetzung der Sendung durchgesetzt hat. Über den neuen Israel-Krieg darf also in der wichtigsten deutschen Fernsehanstalt nicht frei und kritisch diskutiert werden.

So weit ist es also mit der Demokratie in Deutschland. Die deutsche Staatsraison gegenüber Israel schließt offensichtlich auch die Pressezensur, d. h. die selektive Aussetzung eines der wichtigsten Demokratieprinzipien, ein. (...) Ich hoffe, es gibt noch genug Menschen in unserm Land, die nicht bereit sind, die Augen vor diesem Angriff auf die Demokratie zu verschließen."


UPDATE: Im Blog zur Will-Sendung streitet die ARD-Redaktion den Austausch der Inhalte ab:

"Anmerkung der Redaktion: Eine Sendung zum israelisch-palästinensischen Konflikt war nie angekündigt. Allerdings wurden für die morgige Sendung mehrere Themen parallel vorbereitet. Dazu werden frühzeitig Terminanfragen an verschiedene Gäste gerichtet. Es hat kein “Themenaustausch”, wie Sie schreiben, stattgefunden, sondern die Redaktion hat sich für das Thema “Tabu Freitod” entschieden."

Samstag, 10. Januar 2009

Krieg ist keine Lösung

Deutschland ist durch den Krieg im Nahen Osten gespalten. Während die Bundesregierung und die großen Medien sich klar auf die Seite von Israel stellen, verurteilt die Blogger-Szene Israel für ihre radikale Vorgehensweise und die hohen Opferzahlen in der Zivilbevölkerung. Hingesehen stellt die aktuelle Situation dar und sucht nach Lösungsansätzen: Wie kommt die Region aus der Zwickmühle gegenseitiger Schuldzuweisungen wieder heraus?

Nach Ansicht vieler Web-Nutzer ist die Raketenkrise, der offizielle Kriegsgrund, von den Israelis nur erfunden. Wahrer Auslöser sei ein Eingriff des israelischen Militärs in der Nacht vom 4. auf den 5. November 2008 gewesen, als sechs Hamas-Kämpfer getötet wurden und so der Konflikt neu entbrannt sei. Zuvor hatte verhältnismäßig lange Zeit Waffenruhe geherrscht. Im November begann die Hamas dann wieder Raketen abzufeuern.

Durch wen letztendlich der Konflikt neu entbrannte, ist kaum entscheidend. Der Gaza-Streifen mit der Hamas-Regierung war ein absolutes Pulverfass, das über kurz oder lang zwangsläufig explodiert wäre. Eine symbiotische Beziehung zwischen einem Staat und einer Organisation, die das Existenzrecht von diesem nicht anerkennt und offen zum Widerstand gegen die „Besatzer Palästinas“ aufruft, ist illusorisch.

Seit 2006 als die Hamas mehrheitlich gewählt wurde, brodelte es gewaltig im und um den Gaza-Streifen. Nahegelegene israelische Siedlungsgebiete standen immer wieder unter Raketenbeschuss. Die palästinensischen Bewohner innerhalb des rund 40 Kilometer langen und zwölf Kilometer breiten Gebietes leben in ärmlichen Verhältnissen, weil Israel die Grenzen und die Strom- und Wasserversorgung kontrolliert. Viele lebensnotwendige Güter erhalten sie nur über unterirdische Tunnel aus Ägypten. Rund die Hälfte der 1,5 Millionen Menschen muss mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen.

Doch der Urkonflikt der Neuzeit liegt bereits 60 Jahre zurück. Im Grunde dreht sich seither alles um das Existenzrecht Israels auf der einen und die Forderung nach einem Staat Palästina auf der anderen Seite. Inzwischen gibt es in Israel zwar autonome Palästinenser-Gebiete im Gaza-Streifen und im Westjordanland, doch gibt es immer wieder Streit um die dort gelegenen Siedlungen der Israelis. Die ebenfalls immer wieder erhobenen religiösen Ansprüche aus vorbiblischer Zeit, die auf das Land um Jersualem erhoben werden, machen aus dem Nahen Osten eine vertrackte Krisenregion, die mit diesem Hintergrund beinahe ohne Vergleich ist. Durch die Errichtung des Staates Israel im Jahre 1948 wurde diese Auseinandersetzung wieder aufgerissen. Der Wille, den durch die Shoa verfolgten Juden eine neue Heimat zu stellen, ist zwar moralisch korrekt - die Gründung Israels inmitten arabischer Nachbarländer jedoch auch sehr kurzsichtig.

Der aus diesem lang andauernden Problem entstandene Krieg war daher leider abzusehen. Kein Land der Welt würde eine dauerhafte Bedrohung ihrer Bevölkerung, wie durch die Qassam-Raketen der Terrorgruppen um Gaza, hinnehmen. Diese Gefahr für die Israelis kann allerdings erst beendet werden, wenn die Hamas im Gaza-Streifen entmachtet wird. Doch dafür müsste der Terrororganisation die Unterstützung in der Bevölkerung entzogen werden. Israel und die UN müssten den Palästinensern Perspektiven auf mehr Autonomie anbieten. Das funktioniert zumindest mit Einschränkungen im Westjordanland, wo die gemäßigte Al Fatah an der Macht ist.

Ein gnadenloser Krieg gegen die Bewohner des Landstreifens im Süden führt aber nicht zu diesen Zielen. Durch ihre Angriffe trifft die israelische Armee nicht die Hamas, die sich gerne auch hinter wehrlosen Frauen und Kindern verschanzt, sondern die Zivilbevölkerung. Bis jetzt gab es nach 15 Tagen 784 Tote auf palästinensischer Seite und 14 Tote Israelis (Quelle: Spiegel). So wird der gegenseitige Hass immer größer und die Unterstützung für die Hamas stärker statt, wie unbedingt nötig, schwächer. Dieser Teufelskreis muss unterbrochen werden.

Dass die Hamas eine Terrororganisation ist, darf keinesfalls vergessen werden. Im Namen Allahs sind ihnen alle Mittel recht, um ihren eigenen Staat zu erhalten. Ein solcher „Gotteskrieger“ war auch der getötete Hamas-Führer Nisa Rajan. Zusammen mit großen Teilen seiner Familie starb er während eines Bombenangriffs auf sein Haus. Er war so sehr von religiösem Fanatismus geblendet, dass er sogar seinen eigenen Sohn zu einem Selbstmordattentat anstiftete: In der jüdischen Siedlung Nissanit in Gush Katif sprengte sich der Junge bereits vor sieben Jahren in die Luft. Im aktuellen Konflikt vertrat Rajan die Ansicht, dass die Hamas-Führung sich nicht verstecken dürfe, sondern für das eigene Volk sichtbar bleiben müsse. Er nahm es in Kauf, selbst seine nächsten Verwandten als „Schutzschilder“ zu missbrauchen.


Friedlicher Widerstand als Lösung

Dass es auch anders geht, zeigen seit einigen Jahren manche Bewohner des Gaza-Streifens. Muslimische und jüdische Eltern haben selbst die Initiative ergriffen und einen gemeinsamen Kindergarten für ihren Nachwuchs gegründet. Obwohl dem Projekt von außen kaum Chancen gegeben wurde, ist es zum Erfolg geworden. In einer Phoenix-Dokumentation äußerten sich die Kinder jedoch selbst wenig zuversichtlich über ihre Zukunft: "Irgendwann werden wir in die Armee müssen und dann werde ich Araber töten", meint ein jüdischer Junge. Die Reaktion eines Arabers: "Dann werde ich dir vorher den Schädel einschlagen."Diese Aussagen zeigen, wie fatalistisch selbst die Jugend den Konflikt erlebt. Gerade der jungen Generation muss die Hoffnung auf ein friedvolles Nebeneinander zurückgegeben werden.

Der Krieg im Nahen Osten muss schnellstmöglich beendet werden. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich kürzlich in Hessen zum Konflikt: „Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem Fortschritte greifbar sind. Wir können jetzt die Hoffnung haben, dass die Gewalt ein Ende findet.“ Die Krise müsse bald gelöst werden: „Wenn wir diese Chance vertun, ist das nicht nur eine Katastrophe für die Menschen in Gaza. Wir würden auch unsere arabischen Partner verlieren und zwar die, die für den Dialog und den Ausgleich sind.“

Je länger der Konflikt andauert, umso größer ist die Gefahr, dass die Kämpfe auch auf die angrenzenden Länder übergreift. Das religiöse Oberhaupt des Iran, Ali Khameini, und der Chef der Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, bezeichneten alle palästinensischen Opfer als Märtyrer. Auch extremistische Kräfte in Ägypten üben Druck auf den pro-israelischen Hosni Mubarak aus. Die gesamte Region würde von einem Kriegsende profiteren – sogar die ganze Welt. Für Amerikas Neu-Präsidenten Barack Obama, der am 20. Januar vereidigt wird, stellt sich damit nach den Problemen im Irak und der Finanzkrise ein weiterer Brennpunkt, der schnellstmöglich in Angriff genommen werden muss. Wie jeder US-Präsident wird sich allerdings wohl auch der Demokrat klar zu Israel bekennen.

Gelingt ein Waffenstillstand, muss auf friedlichem Wege eine Lösung für den uralten Konflikt gefunden werden. Sowohl Israelis wie auch Palästinenser haben das Recht auf einen eigenen Staat und müssen eine Möglichkeit finden miteinander zu leben.

Spiegelfechter berichtet ausführlich über die Darstellung des Kriegs in den (westlichen) Medien

Donnerstag, 8. Januar 2009

25 Jahre Volksverblödung

Seit nun 25 Jahren strahlen die Privatsender Sat.1 und RTL ihre Programme in die Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich hätte man ja erwarten können, dass sich die Sender in diesem Viertel Jahrhundert weiter entwickelt haben und nun reifer sind – dem ist aber nicht so. Während zu Beginn des Privatfernsehens das neue Medienangebot oft mit einem Augenzwinkern konsumiert wurde, sind RTL und die ProSiebenSat.1 Media AG heute, vor allem für junge Menschen, meinungsbildende Organe. Die ProsiebenSat1-Gruppe hatte 2008 einen Marktanteil von 29,4 %. Die RTL Media Group 26,8 %.

Leider nutzen die beiden größten Privatsendergruppen ihren Einfluss in Deutschland nicht zum Positiven, sondern überfluten die deutsche Bevölkerung mit einer Masse von niveaulosen TV-Formaten. Anstatt zu informieren oder wenigstens einigermaßen anspruchsvolle Unterhaltung zu liefern, bestimmen Soaps, Gerichtssendungen, Talkshows und weiterer TV-Müll das Programm.

Das Schlimme daran ist, dass es sich anscheinend lohnt solche Sendungen zu produzieren und zu senden. Vor allen nachmittags findet das seichte „Blabla“ anscheinend großen Anklang, sonst würde man ja auf andere Formate umsteigen. Wer heute den Fernseher einschaltet, meidet entweder die Privatsender oder geht ein hohes Risiko ein zu verblöden. Denn was in letzter Zeit so über den Fernseher flimmert kann einfach nicht gesund sein. Um euch zu zeigen, dass wir nicht blind auf die Privaten eindreschen hier ein kleiner, beispielhafter Ausschnitt aus dem Programm der Sendergruppen:

Die Ultimative Chart Show; RTL
Bereits seit 50 (!) Ausgaben grinst der Traum aller Schwiegermütter, Oliver Geißen, in diesem Format das RTL-Publikum aus dem Fernseher an. Anscheinend ist der Pool für neue Chart-Listen unbegrenzt, denn es ist kein Ende der Sendung in Sicht. Auf dem Sofa und in Videos kommentieren zahlreiche „Promis“ die aktuellen Chart-Listen.


Dauergast bei Geißen auf dem Sofa ist die Grünen-Politikerin Claudia Roth, die sich auf der Suche nach Wählerstimmen anscheinend für nichts zu schade ist. Sie möchte gekonnt jugendlich und frisch herüberkommen und Ausrufe wie „Volle Kanne!“ gehören deshalb zu ihrem festen Vokabular. Im Bundestag gibt es voll nicht so viel zu tun. Ist ja außer Krieg in Gaza und Finanzkrise alles okay. Aber wen wundert das, wenn sich selbst eine Ministerin bei den Öffentlich-Rechtlichen auf Händen tragen lassen darf...

Das perfekte Promi-Dinner, VOX

Inwiefern sich das normale perfekte Dinner und die Promi-Version unterscheiden, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen – eigentlich auch nicht auf den zweitem. Denn die so genannten Berühmtheiten entpuppen sich meist als irgendwelche Menschen, die vielleicht einmal im Fernsehen waren, mit echten Prominenten kurze Beziehungen hatten oder vor 20-30 Jahren mal berühmt waren. In der letzten Ausgabe waren unter anderem ein Hundecoach von VOX und Okka Gundel zu sehen. Keine Ahnung, wer das ist, aber für VOX ist jeder bekannt, der nicht bei drei auf dem Baum ist. Bei so etwas vergeht dem Hofnarr der Appetit.

The Biggest Loser, ProSieben

Heute Abend startet die neue Abnehmshow mit Kati Witt – eigentlich eine Kandidatin für das Promi-Dinner, aber für VOX zu bekannt. Die Show bedient perfekt den ausgeprägten TV-Voyeurismus. Gemütlich vom Sofa aus, am besten mit einer Tüte Chips in der Hand, kann man sich angucken wie 14 Übergewichtige sich daran versuchen abzuspecken. Vielleicht darf der Gewinner ja in der Magersüchtigen-Show von Heidi Klum mitwirken.

Das Dschungel-Camp RTL

Da sind sie wieder, die B- und C-Promis der Republik. Weil das perfekte Promi-Dinner leider ausgebucht war, müssen sie jetzt in den Dschungel und statt leckerem Menü Würmer und Tierhoden verspeisen. Pech gehabt…

Leider könnte ich diese Rundschau endlos fortsetzen. Die Büchse der Pandora in der Form von Shows des werten Herrn Hugo-Egon Balder habe ich heute einmal zu gelassen und auch Uri Geller bleibt verschont, was aber nicht heißt, dass sie nicht auch weiter durch die Fernsehlandschaft geistern, um uns weiter zu verblöden.

Sonntag, 4. Januar 2009

Überholt das WWW die Print-Medien?

Bitte denkt einmal an folgendes: Ein gemütliches Frühstück am Samstagmorgen mit der gesamten Familie. Nachdem Kaffee und Brötchen verzehrt sind, folgt wahrscheinlich der Griff zur Zeitung - womöglich sogar ein kleiner Konflikt darüber, wer sie zuerst bekommt. Sicherlich, die Vorstellung ist typisiert, aber dennoch ein Beleg dafür wie fest insbesondere die Tageszeitung in den Tagesablauf vieler Menschen integriert ist.

Zwei Forscher der FH Mainz prognostizieren jetzt jedoch, dass bis zum Jahr 2018 das Internet die Zeitung abgelöst haben wird. Die beiden Forscher Lothar Rolke und Johanna Höhn haben dazu eine Studie erstellt bei der 600 Personen der Altersgruppen 15 bis 19 Jahre, 20 bis 25 Jahre sowie 35 bis 50 Jahre befragt wurden. Etwa 30 Prozent der Leser werden demnach vom Print- in den Online-Bereich wechseln und den alten renommierten Medien den Rücken kehren. Ausschlaggebend dafür sei, dass das Internet vielfältigere Nutzungsmöglichkeiten biete und daher intensiver genutzt werde. Weiterführende Links sind schneller erreichbar als der Hinweis auf Hintergrundliteratur, Online-Shops und Mails effektiver als Bestellcoupons und Briefe. In der Studie heißt das so: "In wenigen Klicks hat jeder User von der Informationssuche in den Entertainment-Bereich oder zurück gewechselt." Das spektakulärste Beispiel für den Rückgang der Print-Branche ist der Stellenabbau der WAZ-Gruppe.

Generell steigt die Mediennutzung im Alltag durch die Verbreitung des Web, wovon die "alten Medien" freilich kaum profitieren. Dennoch: Wer ausführliche Berichte und Reportagen lesen will, tut dies meist nicht am Computer. Zu groß ist wohl die Versuchung währenddessen noch kurz das Postfach zu checken oder nebenher zu chatten. Durch die Demokratisierung des Internets ist zudem die Skepsis ob der Glaubwürdigkeit der Artikel größer, denn grundsätzlich steht es jedem offen zu schreiben. Diese Vorsicht wird durch den wechselhaften Kontext der Rezeption verstärkt, denn je nach Surfverhalten springt man von einem lustigen Video zu einer politischen Debatte. Die hohe Geschwindigkeit ist somit gleichzeitig Vor- und Nachteil des WWW - nach einem ausführlichen Frühstück gemütlich am PC die Wirtschaftsseiten zu lesen ist kaum verbreitet.

Und so schreiben auch die Mainzer Forscher die Print-Medien nicht komplett ab: "Es mag paradox klingen, aber weil das Internet ein so großer gesellschaftlicher Veränderer ist (...), müssen die traditionellen Medien zu Begleitern für die Menschen werden, ihnen Orientierung geben", erklärt Rolke den Sachverhalt. Der Trend müsste demzufolge zu einer komplementären Ergänzung durch das Netz führen. Derzeit befindet sich die Nutzung solcher zusätzlichen Angebote auf den Internet-Auftritten der Zeitungen noch im Anfangsstadium.

Der Hofnarr
denkt, dass man noch nicht absehen kann, inwieweit Blogger und Co. in Zukunft tatsächlich die Medienlandschaft mitgestalten werden. Einige Blattmacher, die sich zu sehr der Tradition wegen in Sicherheit wiegen, könnten aber schon bald von der Realität eingeholt werden. Sicher ist nur, dass die Arbeit der Journalisten immer mehr in Richtung "cross media", also zum Beispiel die Verknüpfung von Text- und Videoproduktion, gehen wird. Die voranschreitende Einführung von "newsdesks" (siehe Bild), an denen möglichst viele Redakteure sitzen, um sich zeitnah über Inhalte abzustimmen, sind erste Zeichen für diese Entwicklung.

Weiterführende Links:
Spiegel-Artikel zur Mainzer Studie

Samstag, 3. Januar 2009

Dystopie ist leider nicht nur fiktiv

Oft sind es die die grausamen Filme, die uns begeistern. Sie erzählen Geschichten, die sich von unserem wirklichem Leben unterscheiden: Schreckliche Welten, in denen die Freiheit des Menschen unterdrückt wird, wo Menschen auf Grund von politischen Idealen und Machtgier getötet werden. Was uns auf der Couch mit einer Tüte Chips in der Hand so abstrakt und weit entfernt vorkommt, ist eigentlich ein ständiger Begleiter der Realität.

Werke wie „V wie Vendetta“, „1984“ oder „Fahrenheit 451“ handeln von dystopischen Welten, in denen totalitäre Systeme an der Macht sind, die unsere heutigen Ideale wie Freiheit und Gleichberechtigung mit Füßen treten. In George Orwells Roman „1984“ sind selbst die Gedanken der Menschheit nicht vor dem „Big Brother“ sicher. Der alles kontrollierende Staatsapparat nimmt seinen Bewohnern jegliche Privatsphäre und Individualität. Im Film und Comic „V wie Vendetta“ unterdrückt eine sich religiöser Symbolik bedienende Partei mittels Zensur und rassistischem Gedankengut jeden Querdenker. In Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“ kontrolliert das totalitäre System seine Bevölkerung mittels Drogen und Massenmedien; Bücher, die Verkörperung freier Bildung, sind eine Todsünde.

Gestern blickte mich John Hurt alias Kanzler Adam Sutler in der Verfilmung der Comics von Alan Moore und David Lloyd aus dem Fernseher an. Doch nach einiger Zeit sieht man nicht mehr die fiktiven Figuren, sondern blickt in die Gesichter der schrecklichsten Diktatoren der Weltgeschichte: Adolf Hitler, Mao Zedong oder Josef Stalin. Schlagartig wird einem bewusst, dass dieser Film zwar fiktiv ist, aber dass die Welt ähnliche Diktaturen schon viel zu oft in der Realität erlebt hat. Viele Millionen Menschen fielen absurden Ideologien zum Opfer, die einzig allein der Machtbereicherung von totalitären Systemen, oft auch nur der einzelner Menschen diente.

Doch nicht nur Bilder aus der Vergangenheit schießen einen beim Sehen solcher Filme durch den Kopf. Auch in unserer heutigen Welt existieren noch Diktatoren, die sich auf Kosten der menschlichen Freiheit ein schönes Leben an der Spitze des Staates machen. Kim Jong-Il genießt in Nordkorea uneingeschränkte Machtbefugnis. Ähnlich ist es bei Simbabwes Robert Mugabe, der seine politischen Gegner eiskalt ermordet und sein Volk zu Grunde gehen lässt. Über China und Russland, die nach außen hin gute diplomatische Beziehungen pflegen, innenpolitisch gegen Oppositionelle aber ähnlich radikal vorgehen wie unsere anderen Beispiele, kann man geteilter Meinung sein. Demokratie herrscht dort jedoch auf keinen Fall.

Uns hier in Deutschland mögen solche Filme abstrakt vorkommen, doch für viele Menschen war und vor allem ist so etwas Alltag. Das große Verdienst von dystopischen Werken liegt darin, uns daran zu erinnern wachsam zu bleiben, die Vergangenheit nicht zu vergessen und unsere Freiheit als unser wichtigstes Gut stets zu verteidigen.

„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“
(Albert Einstein)

Freitag, 2. Januar 2009

Konjunkturpaket zeigt erste Wirkung: DSL für alle

Die Telekommunikationsbranche könnte der erste Wirtschaftszweig sein, der von dem neuen Konjunkturpaket profitiert. Über Details des Pakets wird noch gestritten, doch es gilt als sicher, dass der Ausbau des DSL-Netzes vorangetrieben werden soll. Denn vor allem auf dem Land sind schnelle Internetschlüsse eine Seltenheit. Während in der Stadt große DSL-Pakete mittlerweile zum Standard gehören, müssen sich Menschen außerhalb der Ballungsgebiete noch mit geringen Geschwindigkeiten weit unter DSL 2000 zufrieden geben. Momentan haben rund fünf Prozent der deutschen Haushalte gar keine Möglichkeit mit „Highspeed“ im World Wide Web zu surfen. Doch es geht nicht nur um die ländlichen Gebiete, sondern auch um städtisches Terrain, das jetzt mit neuen Glasfaserkabeln ausgestattet werden soll. Diese neue Technologie ermöglicht eine noch viel schnellere Geschwindigkeit.

Bisher ist der größte Teil des Kabelnetzwerks, das für die Verbreitung von DSL benötigt wird, in Händen der Telekom, die dieses an andere Anbieter vermietet oder selbst anbietet. Noch immer profitiert die Telekom von ihrer ehemaligen Monopolstellung. Doch das könnte sich jetzt ändern. Die Konkurrenz des ehemaligen Staatskonzerns, die sich im Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) zusammengeschlossen hat, will verhindern, dass der Telekommunikations-Riese den Großteil der kommenden Subventionen abgreift und kontert mit einem Gegenangebot: "Wir machen das im Vergleich zur Telekom in der Hälfte der Zeit, mit höherer Internet-Zugangsgeschwindigkeit und deutlich billiger", sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner der "Financial Times Deutschland". Der Verbund bringt sich mit diesem Schreiben an Angela Merkel in klare Angriffsposition. Das dürfte dem Vorstandsvorsitzenden der Telekom, Réné Obermann, nicht gefallen.

Momentan wird nur rund ein Prozent aller Haushalte pro Jahr neu ans Netz angeschlossen. Das geht schneller sagen die Telekom-Konkurrenten. Dass dies durchaus stimmt, zeigt der Blick aufs Ausland: In der EU schließt die Telekommunikationsindustrie jedes Jahr rund 2,5 Prozent der Haushalte an das Glasfasernetz an, in den USA sind es sogar zehn Prozent. In Südkorea haben schon jetzt zwei Drittel der Haushalte Zugang zum schnellen Internet, in Japan sind es sogar 84 Prozent. Dort finanzieren meistens die Regierungen die Glasfasernetze. In Deutschland übernimmt der Staat mit Hilfe kommender Subventionen Teile der Finanzierung.

Der Hofnarr
denkt, dass ein wenig mehr Konkurrenz der Telekom nur gut tun kann. Am Ende profitiert dadurch der Verbraucher. Durch mehr Wettbewerb sinken die Preise bei gleichzeitig mehr Leistung. Die Erweiterung des Glasfasernetzes ist ein notwendiger Schritt, um Deutschlands Infrastruktur zu stärken. In einem „High-Tech“-Land sollte DSL für jedermann mittlerweile selbstverständlich sein.